Hauptbereich Generationen und Geschlechter

Queersensible Bildungsarbeit: Über Mauern springen

Tash Hilterscheid ist seit Anfang 2025 zuständig für queersensible Bildungsarbeit in der Nordkirche. Foto: Inke Pohl
Tash Hilterscheid ist seit Anfang 2025 zuständig für queersensible Bildungsarbeit in der Nordkirche. Foto: Inke Pohl

10. Februar 2025 von Inke Pohl

Tash Hilterscheid arbeitet seit kurzem als Pfarrperson für queersensible Bildungsarbeit. Die neu geschaffene Stelle soll dabei helfen, Gleichberechtigung für alle Geschlechter zu erreichen und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass die Realität für queere Menschen häufig Ausgrenzung und Diskriminierung bedeutet - immer noch.

„Mein Traum ist eine Art Gütesiegel: Da ist ein Raum, in dem queere Menschen sich sicher fühlen können – dass sie darauf vertrauen können und dass es auch sichtbar wird.“ Tash Hilterscheid hat zum Jahresbeginn die Aufgabe Queersensible Bildungsarbeit übernommen, eine Projektstelle im Hauptbereich Generationen und Geschlechter.  Schon bevor es offiziell losging, gab es viele Anfragen. „Das hat mich gefreut, aber auch gezeigt: Der Bedarf ist immens.“ 

Was bedeuet Queer-Sein?

Der Begriff kommt aus dem Englischen und wurde benutzt, um abwertend über Homosexuelle aber auch andere Personen zu sprechen, deren geschlechtliche Identität und/oder sexuelle Orientierung nicht der Norm entspricht.

Im Zuge der Aids-Bewegung gelang es der queeren Community, sich den Begriff wieder anzueignen, ihn damit aufzuwerten und für sich zu nutzen, sodass für viele Menschen queer heute ein positiver Begriff ist und sie sich gerne queer nennen. Queer ist inzwischen ein Sammelbegriff für alle, die sich in ihrer geschlechtlichen und/ oder sexuellen Identität nicht der „heteronormativen“ Mehrheitsgesellschaft zugehörig fühlen.

Geplant sind vor allem Fort- und Weiterbildungsangebote. Ein Beispiel: Bei Schulungen von Teamer*innen der Jungen Nordkirche fließt künftig die queersensible Perspektive mit ein. Und die Beteiligung der Nordkirche an Veranstaltungen und Demonstrationen für Vielfalt und Toleranz soll noch sichtbarer werden.

„Es geht darum, dass viele erfahren, was es bedeuten kann, sich ausgeschlossen zu fühlen. Und gleichzeitig etwas dazu zu leisten, dass wir auch in der Realität inklusive Kirche sind.“ Dass alle Geschlechter - weiblich, männlich, divers sowie nicht-binär – anerkannt und gleichberechtigt sind, ist in der Nordkirche gesetzlich verankert.

Doch in der Realität sind viele Menschen unsicher. Sie wissen nicht, was sie tun können und was alles dazu gehört, diesen Beschluss umzusetzen.

Bunte Nordkirche: Einführungsgottesdienst in Kiel. Foto: Pohl


Tash Hilterscheid möchte auch mit der eigenen Geschichte und eigenen Erfahrungen Mut machen. „Die Tatsache, dass ich selbst queer bin, spielt eine große Rolle für meine Motivation, mein Wissen und meine Sensibilität für diese Themen. Ich möchte damit Menschen helfen, ihre Unsicherheit mit mir teilen zu können.“

Tash Hilterscheid identifiziert sich nicht-binär, will und fühlt keine geschlechtliche Zuordnung.  „Die Realität von queeren Menschen auch in Deutschland besteht aus Ausgrenzung und Hass. Falsch gelesen werden. Überlesen und übersehen werden. Bedroht, bespuckt, beschimpft und geschlagen.“

Johanna Spiller, kommissarische Leitung des Hauptbereichs Generationen und Geschlechter, ist überzeugt, dass die neue Stelle und ihre Besetzung ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer queerfreundlichen Kirche ist. "Unser Hauptbereich heißt Generationen und Geschlechter - es ist richtig, dass wir auch die Lebenswelten von Menschen mit einer anderen Identität als Mann und Frau in den Blick nehmen."

„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“ (Psalm 18, 30) – das ist eine meiner Lieblingsstellen der Bibel", sagt Tash Hilterscheid. In der Predigt im Einführungsgottesdienst ging es aber um Paulus` Brief an die Galater: Da ist nicht jüdisch noch griechisch, da ist nicht versklavt oder frei, da ist nicht männlich noch weiblich, denn alle seid ihr einzig einig im Messias Jesus. „Eine Vision“, sagt Tash Hilterscheid: „Die Vision beschreibt ein Miteinander von Menschen, die Dich verstehen, die dich bei deinem Namen nennen, dem richtigen Namen, die dich kennen und so lieben, wie du bist. Selbstbestimmt. Mit Narben und Liebe.“

Angesichts der aktuellen politischen Situation sei es wichtig, dass Menschen in ihrer Vielfalt und Einzigartigkeit sich sicher fühlen, ohne sich rechtfertigen zu müssen, so die Mahnung. Dafür sei es wichtig, die Beteiligung der Nordkirche an Veranstaltungen und Demonstrationen für Vielfalt und Toleranz noch sichtbarer zu machen. "Allein damit der Name Gottes nicht für menschenverachtenden Politik missbraucht wird.“

Demonstrationen am 15. Februar

Dazu führt Tash Hilterscheid die Kampagne "Wähl Liebe" von CSD Deutschland an, für die in vielen Städten vor der Bundestagswahl Demonstrationen am 15. Februar organisiert werden. Tash Hilterscheid lädt dazu zu einer Andacht in der Kieler Nikolaikirche ein, um anschließend gemeinsam zur Demo zu gehen, die um 11.55 Uhr auf dem Rathausmarkt Kiel beginnt.

Queer zu sein – das bedeutet für die 2009 ordinierte Pfarrperson Tash Hilterscheid etwas Urchristliches. „Normen nicht für einzementiert zu halten, sondern zu hinterfragen – so hat Jesus gelebt. Er hat sich mit ausgegrenzten Gruppen wie Zöllnern, Sexarbeiterinnen, Frauen an einen Tisch gesetzt.“ Und: Queer sein, das beinhalte auch eine spirituelle Komponente. „Es ist ein Wachsen und Werden. Eine Entwicklung kann grenzüberschreitend und befreiend sein. Ich darf meine Flügel ausbreiten, obwohl es Mauern gibt. Und ich bin überzeugt, dass Gott es auch so will.“

Hauptbereich Generationen und Geschlechter

Wir stellen die Arbeit des Hauptbereiches in unserem Onepager vor:

Wir finden Wege: Eine Kirche für alle – unabhängig von Alter und Geschlecht und dort, wo die Menschen sie brauchen.

Sie setzen sich dafür ein, dass Geflüchtete, Frauen und junge Menschen in unserer Gesellschaft gehört werden. Sie stehen in vielen Lebenssituationen zur Seite und schaffen Möglichkeiten, sich auszutauschen und weiterzubilden – ein Angebot für alle. Die Mitarbeiter:innen im Hauptbereich Generationen und Geschlechter knüpfen Netzwerke innerhalb der Kirche und teilen ihre Expertise mit anderen Fachleuten und gesellschaftlichen Institutionen. Der Hauptbereich organisiert auch Projekte – etwa zum Übergang vom Beruf in die Rente oder von der Schule ins Erwachsenenleben. 

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