Glockengießen als immaterielles Kulturerbe
02. April 2025
Seit Jahrtausenden faszinieren Glocken die Menschen mit ihrem Klang und ihrer Bedeutung. Ob als Musikinstrument, Zeitmesser oder religiöses Symbol – die Kunst des Glockengießens und -läutens ist tief in unserer Kultur verankert. Nun wurde dieses traditionsreiche Handwerk offiziell als nationales Kulturerbe anerkannt.
Von der Hip-Hop-Kultur bis zum Kachelofenbau – das immaterielle Kulturerbe, das in das bundesweite Verzeichnis aufgenommen wird, ist abwechslungsreich und vielfältig. Gemeinsam ist diesen Kulturformaten ihre besondere nationale Bedeutung.
Die lange Geschichte der Glocken
Die Kunst des Glockengießens und -läutens reicht weit in die Geschichte zurück und steht im Zusammenhang mit der kulturellen Nutzung der Glocken. Schon in vorchristlicher Zeit wurden sie als Musikinstrumente verwendet. Zudem glaubte man, dass der Klang von Glocken Unheil abwehren könne. An die Kleidung genähte Glöckchen oder Handglocken waren daher nicht unüblich.
Im Judentum galten Glocken und ihre Klänge als Zeichen der Weltharmonie. Im frühen Christentum deutete man den Glockenklang als Gottes Stimme, die die Heilsbotschaft verkündet.
Die Handglocken, die Missionare vom 5. bis 9. Jahrhundert in den Norden brachten, waren noch nicht gegossen, sondern geschmiedet. Doch auch diese mit einem Griff versehenen Glocken konnten bereits eine Größe von 30 Zentimetern erreichen.

Der Klang als Orientierung
In den Klöstern des Mittelalters wurde der Glockenklang als Ruf zu den gemeinsamen Verrichtungen – Gottesdienst, Arbeit und Essen – eingesetzt und war damit ein wichtiges Hilfsmittel für die Organisation der Tagesstruktur. In Kombination mit einer Uhr entstanden ab dem 15. Jahrhundert die Glockentürme. Spätestens jetzt war das Läuten der Kirchenglocken für die Anzeige der Arbeits- und Gebetszeiten aus dem Leben der Menschen nicht mehr wegzudenken.
Mehr als nur Zeitmesser
Heutzutage ist der Klang der Glocken in vielfältiger Weise im Bewusstsein der Menschen verankert. Neben dem Uhrenschlag erklingt er auch als Einladung zum Gottesdienst, als Erinnerung und als Ermahnung. Für viele ist der tägliche Ruf der Glocken daher emotional besetzt und fordert zum Innehalten und Gedenken auf.
Kulturelles Handwerk gewürdigt
Bischöfin Kirsten Fehrs (Hamburg), Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), erklärt:
Der Klang der Kirchenglocken ist uns so vertraut wie das Geräusch des eigenen Atems. Und dass diese wunderbaren ‚Musikinstrumente‘ seit tausend Jahren kunsthandwerklich auf dieselbe traditionelle Art noch immer im Lehmformverfahren aus Bronze hergestellt werden, das ist wirklich eine einzigartige kulturelle Leistung. Heute ist ein schöner Anlass, den Glockengießerinnen und Glockengießern dafür ein herzliches Dankeschön zu sagen!

Übriges: Solange der Glockenklang im Zusammenhang mit der Religionsausübung steht, gilt er verfassungsrechtlich nicht als Lärmbelästigung.