Große Freude über Wiedereröffnung des Schleswiger Doms
24. Oktober 2021
Nach mehrjähriger Sanierungsphase ist es so weit: Mit dem heutigen Tag kehrt uneingeschränkt Leben zurück in den Schleswiger Dom. Zur feierlichen Wiedereröffnung kamen nicht nur zahlreiche prominente Gäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft. Auch viele Bürgerinnen und Bürger zeigten sich bewegt, dass sie "ihren" Dom nun zurück haben.
Die Freude über die Wiedereröffnung des St. Petri Doms ist allen Beteiligten deutlich anzumerken: Beim Festgottesdienst, beim dem Bischof Gothardt Magaard predigte, ist der Dom bis auf den letzen Platz belegt. Und beim anschließenden Empfang konnte die Stimmung kaum besser sein. Viele informieren sich in Kurzführungen über die Neuerungen am historischen Bauwerk, dessen Strahlkraft weit über Schleswig hinaus reicht.
Ein Gänsehautmoment
In einem gemeinsamen Kraftakt haben Nordkirche, Bund, Land und Stadt die fast vierjährige Sanierung gestemmt: Fassade, Turm und Fenster wurden erneuert, die Kunstschätze des Doms inklusive des Brüggemann-Altars und der Orgel gereinigt. Dazu kommen eine bessere Beleuchtung, eine Auffrischung der Gewölbeverzierungen im Innenraum und die neuen barrierefreien Zugänge.
"Wenn dann nach so langer Bauzeit endlich das Ergebnis zu sehen ist, wenn alle Diskussionen, Planungen, auch Mühen und die besonderen Herausforderungen in den Zeiten der Pandemie zum Abschluss gekommen sind, wenn dann zum heutigen Gottesdienst die Glocken läuten – dann ist das nicht nur ein besonderer und kostbarer, sondern auch: ein Gänsehautmoment!", sagte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt in ihrem Grußwort zur Wiedereröffnung.
Das Warten hat sich gelohnt
Und auch der Schleswiger Bischof Gothart Magaard und Ministerpräsident Daniel Günther zeigten sich erleichtert und dankbar über den gelungenen Erhalt des Doms und seiner historischen Schätze. Er sei ein "nationales Kulturgut und mit Blick auf unsere dänischen Nachbarn und die gemeinsame Geschichte auch ein Kulturgut europäischer Dimension", so Ministerpräsident Daniel Günther.
Mit sehr persönlichen Worten blickte Schleswigs Bürgervorsteherin Susanne Ross auf die Bauzeit zurück: "Meinem verstorbenen Mann Harald Ross, der als Schleswiger Fischer in seinem offenen Kahn auf der Schlei arbeitete, zeigte die Domuhr über Jahrzehnte an, wann es Zeit war, die Arbeit zu beenden und nach Hause zu kommen", sagte sie. Wie viele andere hätte auch er die Domuhr schmerzlich vermisst. In vielfacher Hinsicht galt es, auf die Zukunft und das Ende der Bauzeit zu warten. "Doch die lange Zeit des Wartens hat sich gelohnt", fasste die Bürgervorsteherin zusammen.
Welch große Bedeutung der Dom für die Menschen in der Stadt hat, zeigten auch verschiedene Statements von Bürgerinnen und Bürgern, die im Gottesdienst vorgetragen wurden. So sagte Charlotte Krützfeld, die sich seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Jugendarbeit des Doms engagiert, für sie sei der Dom "ein Zuhause". In der Zeit der Sanierung seit etwas "Wundervolles entstanden, was wir füllen dürfen".
Vorfreude auf alles, was jetzt kommt
Julia Claussen, Geschäftsführerin einer Filmproduktionsfirma aus der Region verbindet mit dem Dom hingegen "Musik, Geschichte, Kultur, Leben, Lernen, Wahrzeichen, Zeit". Er sei "nicht wegzudenken aus Schleswig – aus meiner Heimat." In der Zeit, in der er verschlossen war, war das Stadtbild anders. "Es fehlte der Ort für all diese Veranstaltungen, die Ruhe, Platz für Gedanken und Kreativität. Umso schöner, dass dieser Raum, dieses Gebäude nun endlich wieder da ist, verfügbar, greifbar. Ich habe den Dom vermisst und freue mich auf alles, was nun in Zukunft kommt – ohne die Geschichte zu vergessen", sagte sie.
Der Dom, das ist für viele nicht nur ein historisches Bauwerk oder eine Arbeitsstätte, sondern eine "Herzensangelegenheit", wie Katja Wriedt, die als Kirchenpädagogin im St. Petri Dom ehrenamtlich tätig ist, es ausdrückte: "Ich bin in Schleswig geboren und aufgewachsen. Von meinem Zuhause aus konnte ich den Dom stets sehen. Seinen hohen Turm und das riesige Dach! Und war ich auf Reisen und kam zurück, so konnte ich schon deutlich vor der Stadt den Turm erkennen."
Andreas Schmidt ist Bauleiter bei der Firma Wibbeke und hat die Baumaßnahmen vier Jahre lang begleitet und koordiniert. Er verriet, dass die Maurer als Erinnerung an spätere Generationen eine Schatuelle mit ihren Namen, einer Zeitung und andern kleinen Zeitobjekte im Westurm vermauert habe. Er betonte die gute Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten.
Ehrfurcht und Heimatgefühle
Der Dom sei für sie ein "deutliches Zeichen von Heimat. Und seitdem ich als Kirchenpädagogin hier im St. Petri Dom ehrenamtlich tätig bin, habe ich große Freude daran Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen diesen Dom näher zu bringen. Seine Geschichte lebendig werden zu lassen, Glauben zu erleben und den Kirchraum mit allen Sinnen zu entdecken."
"Heimat, Freude, Ehrfurcht und Glaube sind die Worte, die mir durch den Kopf gehen, wenn ich den Dom sehe. Ich fühle mich klein, aber gleichzeitig als Teil einer großen Gemeinschaft, die mir Halt und Zufriedenheit gibt", resümmierten Bettina Brede, die als Werksrätin der Schleswiger Werkstätten gemeinsam mit dem Einrichtungleiter Jan-Henrik Schmidt zu den Gottesdienstbesuchern sprach.
Dombeleuchtung in neuem Glanz
Richtig feierlich wird es dann noch einmal am Abend, wenn um 19 Uhr die neue Turmbeleuchtung eingeschaltet wird. An die Stelle der Strahler, die in der Vergangenheit vom Boden aus dem Dom beleuchtet hatten, sind bei der Sanierung zahlreiche LED-Leuchten getreten, den auf den Gesimsen der Turmetagen platziert wurden. Mit der neuen Anlage kommt die Architektur des Turmes deutlicher zum Tragen, gleichzeitig nimmt die neue Beleuchtung Rücksicht auf die Tierwelt in und am Dom.
Den Abschluss des Festakts bildet das Orgelkonzert (20 Uhr) im frisch sanierten Dom.