Interview mit Christiane Hrasky, Landeskantorin der Nordkirche

Hält Singen jung?

Aufführung der Kinderkantate "Nur Mut _ Georg und der Drache" beim Kinderchortag 2022, Landeskantorin Christiane Hrasky (Archivfoto)
Aufführung der Kinderkantate "Nur Mut _ Georg und der Drache" beim Kinderchortag 2022, Landeskantorin Christiane Hrasky (Archivfoto)© Dirk Schneider/Kirchenchorwerk der Nordkirche

26. Juni 2023 von Antje Wendt

Christiane Hrasky, Landeskantorin der Nordkirche, organisiert Chorfeste oder Chortage für verschiedene Altersgruppen. Daneben verfolgt sie aber noch viele weitere Ideen und Aufgaben, setzt Projekte um oder bietet Workshops an. Mit Begeisterung für ihre Arbeit erzählt sie, warum sie zum Chortag 60+ eingeladen hat und worin sie ihre Rolle sieht.

Das Kirchenchorwerk der Nordkirche lädt am 1. Juli erstmals zu einem Chortag für Sängerinnen und Sänger ab 60 Jahren in Plön ein. Gefeiert wird dies mit einem öffentlichen Festgottesdienst, bei dem Bischof Gothart Magaard predigt. Beginn ist um 16 Uhr in der Plöner Nikolaikirche.

Die teilnehmenden Chöre sind sehr vielfältig: Es sind der Basilika-Chor Altenkrempe, die Kantoreien Ahrenbök, Ascheberg und Selent, die Kantorei der Dreieinigkeitskirche Hamburg-Allermöhe, die Kirchenchöre Barmstedt und Giekau, der Seniorenchor Bad Schwartau, die Seniorenkantoreien Plön, St. Michaelis Eutin, St. Nikolai Elmshorn und der Vicelin Singkreis Pronsdorf.

Frau Hrasky, wie entstand die Idee für den Chortag 60+ in Schleswig-Holstein?

Ich habe die Idee aus Mecklenburg übernommen, da hat der Chortag 60+ bereits Tradition. Als ich ihn dort 2019 das erste Mal selbst durchgeführt habe, fand ich das so schön, dass ich ihn auch in Schleswig-Holstein anbieten wollte.

Warum 60+ als Zielgruppe?

Für jede Altersgruppe gibt es eine bestimme Art der Ansprache und des Umgangs. Das gilt auch für die Gruppe 60+, beispielsweise beim Tempo und beim Repertoire. Grundsätzlich macht es mir Spaß, mich bei so einem Chortag auf eine Altersgruppe zu konzentrieren. 

Hält Singen jung?

Ja, und zwar sowas von! Es gibt viele Untersuchungen dazu, es ist also medizinisch nachgewiesen. Singen bildet Immunglobulin A, das das Immunsystem stärkt. Außerdem bewirkt es, dass Glückshormone ausgeschüttet werden, so dass das Wohlbefinden steigt. Und der ganze Atemapparat – Lunge, Bauch- und Halsmuskulatur – wird gestärkt.

Ganz besonders bemerkenswert finde ich, dass Singen und Angst in der gleichen Gehirnregion stattfinden. Wenn man singt, kann man also nicht gleichzeitig Angst haben.

Wie sieht ihre Arbeit neben den Chortagen aus?

Diese Chortage sind nur ein Teil meiner Arbeit. Ich bin nicht für die Chöre verantwortlich, das machen die KirchenmusikerInnen und ChorleiterInnen vor Ort. Ich arbeite sehr viel strategisch, d. h. ich werfe meinen Blick darauf, wie die Entwicklung ist und was die Chöre vor Ort benötigen. Konkret heißt das: Ich gebe Noten heraus, leite Workshops für ChorleiterInnen und ChorsängerInnen, biete Kurse an usw. Ich verstehe mich als Unterstützerin für meine Kolleginnen und Kollegen.

Zurzeit entwickeln wir eine Notenausgabe für die evangelischen Kitas: "Singend mit Gott groß werden". Wir planen gerade die Aufnahmen, da die Notenausgabe auch Audios enthalten wird. Begleitend werden wir eine Fortbildungsreihe anbieten für ErzieherInnen, HelferInnen im Kindergottesdienst und generell Menschen, die mit Kindern dieser Altersgruppe singen. Unser Anliegen ist es, das Singen für die Kleinen zu fördern.

Aufführung der Kinderkantate "Nur Mut _ Georg und der Drache" beim Kinderchortag 2022 mit dem Pantomimen Nicolas Rocher (Duo Mimikry/Berlin)
Aufführung der Kinderkantate "Nur Mut _ Georg und der Drache" beim Kinderchortag 2022 mit dem Pantomimen Nicolas Rocher (Duo Mimikry/Berlin)© Dirk Schneider

Mit einem aktuellen Projekt fokussiere ich mich ebenfalls auf eine jüngere Zielgruppe. Das ist mein diesjähriges Sommerprojekt in Vorbereitung auf das Jahr 2024. Wir lassen eine Kinderkantate schreiben und wollen sie im Rahmen von vier Kinderchortagen aufführen. Komponist ist Christian Domke aus Schwerin, Pastorin Antoinette Lühmann hat den Text geschrieben. Es geht um um den Umgang mit Krieg und um die eigenen Handlungsmöglichkeite. Die Kantate heißt: "David und Goliath - Wer singt, hat keine Angst".

Gibt es ein schönes Ereignis, auf das sie gerne zurückblicken?

Das letzte große Ereignis war unser Chorfest in Schwerin im vergangenen August. Wegen Corona wussten wir lange nicht, ob es stattfinden kann. Die Planung war schon viel länger angelaufen. Im Dezember 2021 mussten wir entscheiden, ob und wie es gehen kann. Und dann dieser Moment im Schweriner Dom, vor einer vollen Kirche und alle singen! Es war so schön, in die glücklichen Gesichter zu sehen. Dieser Tag war ein Highlight für mich.

Vielen Dank für das Interview!

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