Kunstinstallation „Trostfrauen”

Kunst gegen sexuelle Gewalt im Hamburger Dorothee-Sölle-Haus

„Trostfrauen” - so beschönigend wurden während des Zweiten Weltkriegs koreanische Mädchen in Japan genannt, die verschleppt und zur Prostitution gezwungen wurden. © Axel Richter
„Trostfrauen” - so beschönigend wurden während des Zweiten Weltkriegs koreanische Mädchen in Japan genannt, die verschleppt und zur Prostitution gezwungen wurden. © Axel Richter

16. August 2018 von Doreen Gliemann

Im Dorothee-Sölle-Haus der Hamburger Diakonie erinnert eine Kunstinstallation an die Opfer sexueller Gewalt: die „Mädchenstatue für den Frieden” des südkoreanischen Künstlerehepaars Kim Seo Kyung und Kim Eun Sung.

Die Bronze-Figur verkörpert das Leid hunderttausender Mädchen und junger Frauen, die während des Zweiten Weltkriegs von der japanischen Armee im Asien-Pazifik-Raum als sogenannte Trostfrauen in Bordellen in die Sexsklaverei gezwungen wurden. 

Das Mahnmal sei ein Aufruf zur Solidarität mit allen Opfern sexueller Gewalt auf der ganzen Welt, mahnt das Künstlerpaar.

Hintergrund - zur Symbolik

Ein junges Mädchen sitzt einsam und verlassen auf einem einfachen Stuhl. Naturalistisch gearbeitet und in Lebensgröße ist sie dennoch nicht das Mädchen „X“, sondern ein Symbol für hunderttausende junge Frauen, die unter sexueller Ausbeutung und Erniedrigung leiden mussten und auch heute noch leiden. 

Der Vogel auf ihrer Schulter steht für Frieden und Freiheit. Ihm wird eine Vermittlerfunktion zwischen Toten und Lebenden zugeschrieben. Der Vogel auf der Schulter des Mädchens weist darauf hin, dass die Verstorbenen nicht ganz hinübergegangen sind, sondern noch mit uns verbunden bleiben. 

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Die koreanische Tracht ist eine für die damalige Zeit typische Mädchentracht. Der Schatten verweist auf die verrinnende Zeit. Obwohl die Statue ein Mädchen darstellt, zeichnet der Schatten eine alte Frau. Der Schatten hier bedeutet die Zeit, die das Mädchen zu einer alten Frau machte, ohne jegliche Wiederherstellung ihrer verlorenen Würde und Rechte. Der weiße Schmetterling inmitten des Schattens symbolisiert die Wiedergeburt.

Verschleppt, entwürdigt und entwurzelt

Koreanische Mädchen pflegten damals ihre Haare behutsam als einen Teil ihres Körpers und ließen sie nicht grundlos kurz schneiden. In den kurzen und damit ihrer Wertschätzung beraubten Haaren spiegelt sich eine Existenz wider, die von den Quellen ihres Lebens, ihren Eltern und ihrem Heimatort gewalttätig weggerissen wurde. Die Fersen berühren den Boden nicht und die Fäuste sind vor Wut und innerem Schmerz geballt. Auch Mädchen, die heimkehrten, fühlten sich nicht mehr zuhause. Die meisten dieser Mädchen lebten ihr ganzes Leben lang im ausgesprochenen oder unausgesprochenen Bewusstsein, Sünden begangen zu haben.

Der leere Stuhl hat eine dreifache Bedeutung. Erstens bedeutet er Leere und Verlassenheit. Zweitens lädt er dazu ein, sich niederzulassen, zu verweilen und mit den Opfern mitzufühlen. Und drittens ist er ein Ort des Versprechens, sich für eine friedliche Welt ohne Krieg und Gewalt einzusetzen. 

Weltweit stehen bereits acht Ausfertigungen dieser mahnenden Skulptur, darunter drei auf öffentlichen Plätzen in Glendale, California (USA), Bookhaven, Georgia (USA), Shanghai (China) sowie noch in diesem Jahr in Bonn.

Info

Die Installation ist bis zum 30. September 2018 hier zu sehen:
Dorothee-Sölle-Haus, Königstraße 54, 22767 Hamburg.

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