Widerstand gegen das NS-Regime

Pastor veröffentlicht neues Buch über Sophie Scholl

"Weiße Rose" nannte sich die Widerstandsgruppe um Sophie Scholl und ihren Bruder Hans. Sie bestand mehrheitlich aus Studenten, die aus christlicher und humanistischer Überzeugung den Kampf mit den Nationalsozialisten aufnahmen.
"Weiße Rose" nannte sich die Widerstandsgruppe um Sophie Scholl und ihren Bruder Hans. Sie bestand mehrheitlich aus Studenten, die aus christlicher und humanistischer Überzeugung den Kampf mit den Nationalsozialisten aufnahmen. © Unsplash, Jill Dimond

04. Dezember 2020

Der Hamburger Pastor und Historiker Robert Zoske hat eine neue Biografie über die NS-Widerstandskämpferin Sophie Scholl veröffentlicht. Er habe vor allem Dokumente zu realen Begegnungen ausgewertet, um ein realistisches Bild von Sophie Scholl zu zeigen, sagte er bei der Buchpräsentation.

Eine erste Biografie war bereits 1952 durch Sophies Schwester Inge Aicher-Scholl auf den Markt gekommen. Zoske bemängelt jedoch, dass sie viele der geschilderten Ereignisse nicht selbst erlebt habe und die Person Sophies "ikonisieren" würde. Mit dem neuen Werk "Sophie Scholl: Es reut mich nichts. Porträt einer Widerständigen" wolle Zoske sie nun ein wenig von "den Girlanden, die um sie geflochten sind, befreien". 

Vom BDM zur Widerstandskämpferin

Sophie Scholl war Mitglied der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" und wurde am 22. Februar 1943 kurz nach ihrer Verhaftung in München mit 21 Jahren durch die Nationalsozialisten hingerichtet. Am 9. Mai 2021 jährt sich ihr 100. Geburtstag.

Die junge Sophie sei zeichnerisch sehr begabt gewesen und hätte auch eine Künstlerkarriere einschlagen können, sagte Zoske. Außerdem spielte das Lesen in ihrer Familie eine große Rolle. Ihre Kindheit in Forchtenberg (bei Heilbronn) und Ulm könnte man "glücklich" nennen. 

Jedes Jahr am 27. Januar wird den Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Es ist der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz. Auch die Nordkirche wird dazu (Online)-Veranstaltungen anbieten. 

Bemerkenswert sei, so Zoske, dass sich Sophie Scholl in Ulm stark beim Bund Deutscher Mädel (BDM) engagierte und dort auch eine Führungsrolle einnahm. Sie werde als lebhaft und keck beschrieben. Ihr Kurzhaarschnitt sei eher ungewöhnlich für eine Provinzstadt wie Ulm gewesen. Die Ausfahrten, die Campieren im Freien und das recht ungezwungene Leben beim BDM sei ihrer Suche nach Freiheit offenbar entgegengekommen.

Dass sie sich schon Mitte der 1930er Jahre gegen die Judenverfolgung der Nationalsozialisten gewehrt habe, sei nicht belegt. 

Glaube gibt Kraft zum Widerstand

Die religiöse Bindung von Sophie Scholl sei vor allem durch ihre Mutter begründet gewesen, so Zoske. Diese sei eine tiefgläubige, herzensgute Frau gewesen, die als evangelische Krankenschwester tätig war. Sophie Scholls Gefängnis-Mitinsassin berichtete, dass diese sich noch kurz vor ihrer Hinrichtung zu ihrem Glauben und zu ihrer Überzeugung bekannt habe. Zu ihrem Vermächtnis zähle die Ermutigung, dass der christliche Glaube Kraft gebe zum Widerstand und zum Freiheitskampf. 

Ihr Widerstand gegen das NS-Regime begann nach Einschätzung Zoskes im Mai 1942. Einfluss darauf habe ihr älterer Bruder Hans gehabt, aber auch die Arbeit beim Kriegshilfsdienst und Informationen ihres Freundes Fritz Hartnagel von der Ostfront. Während ihres Studiums in München beteiligte sie sich an der Verbreitung von Flugblättern der "Weißen Rose", die zum Widerstand gegen die Diktatur Hitlers aufrief.

Nicht Ideologie sondern dem Gewissen gehorchen

Von Sophie Scholl bleibt nach den Worten Zoskes die Gewissheit, das keine Ideologie oder gesellschaftliche Norm alternativlos sei, und die Zuversicht, dass jeder seinem Gewissen mehr gehorchen könne als den Menschen. 

Zum Autor

Zoske war unter anderem Auslandspastor in Antwerpen, Fachreferent für Religionspädagogik und Religionslehrer an einer Hamburger Waldorf-Schule. Er hat 2014 über den NS-Widerstandskämpfer Hans Scholl promoviert und vor zwei Jahren eine Biografie über ihn veröffentlicht. Er lebt mit seiner Frau in Hamburg. 

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