Herman Beste: Kirche muss die Menschen begleiten
06. Juni 2022
Er war von Beginn an ein Kritiker der Nordkirche, und er ist bis heute kritisch: Altbischof Hermann Beste. Als Hauptaufgabe der Kirche sieht er die geistliche Begleitung.
Hermann Beste ist in Mecklenburg zu Hause, er wurde im Pfarrhaus groß, schon sein Vater war dort Bischof und später er selbst. Wenn jemand weiß, was die Besonderheiten der mecklenburgischen Kirche sind, dann ist er es. „Wir waren ein armes Land und eine arme Kirche, die Gründungssynode im schönen Hotel, das passte nicht zu uns“, sagt Beste.
Hierarschisches Denken nicht nachvollziehbar
Charakteristisch für die mecklenburgische Kirche war, so Beste, dass die Zeit bis 1990 sie stark geprägt hat. „Man hat dort zusammengehalten. Mein Vorgänger hat durch die Art, wie er unsere Kirche leitete und agierte, auch uns bestimmt. Das ist auch etwas, das mir im Augenblick einfach zu kurz kommt, dass eine Gemeinschaft da ist und keine Hierarchie. Das hierarchische Denken in der Nordkirche hab ich nie so ganz nachvollziehen können.“
Die ersten sechs Jahre, die erste gemeinsame Synode habe er als sehr euphorisch erlebt. „Jetzt in der zweiten Legislatur klingt es schon manchmal ein bisschen anders.“ Für ihn wäre eine Föderation eine Alternative zur gemeinsamen Landeskirche gewesen. „Da hätten wir vielleicht voneinander profitieren können.“
Kontakt zu Mitgliedern ist wichtig
Hermann Beste hofft, dass auch künftig die Dinge nicht nur in Kiel entschieden werden, sondern auch in Mecklenburg und Pommern. „Ich wünsche mir, dass mehr Geistliches in den Mittelpunkt tritt und nicht so viel Vordergründiges. Natürlich ist Umweltschutz eine für alle vordringliche Aufgabe, und da sollten wir auch mitmachen. Aber was wir wirklich als Hauptaufgabe haben, ist, dass wir das Geistliche, die geistliche Begleitung der Menschen wirklich in den Vordergrund stellen und uns da mehr sorgen“, so Beste.
Das sei eine stille und im Verborgenen geschehende Arbeit. „Das ist nicht spektakulär und macht keine Events. Aber wir müssen aufpassen, dass wir den Kontakt zu unseren Gemeindemitgliedern nicht verlieren“, appelliert der Altbischof.