„Ich denke an unsere jüdischen Brüder und Schwestern“
10. Oktober 2019
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, drückte nach dem Anschlag am 9. Oktober in Halle an der Saale Mitgefühl und Bestürzung aus. Auch in der Nordkirche sind viele Menschen fassungslos und rufen zu Solidarität mit jüdischen Gemeinden und zu Frieden auf.
„Ich bin entsetzt und fassungslos angesichts dieser Gräueltat. Mein Mitgefühl ist bei den Familien der Opfer, die ich in meine Gebete mit einschließe. Und ich denke an unsere jüdischen Brüder und Schwestern, die ihr höchstes Fest, das Versöhnungsfest, feiern”, sagte Bedford-Strom.
„Wir dürfen nicht zulassen, dass sie in unserem Land ihren Glauben in Angst und Unsicherheit leben müssen. Als Christen wie als Deutsche sind wir aufgerufen, uns dem entgegenzustellen. Denn Antisemitismus ist Gotteslästerung”, betonte der EKD-Ratsvorsitzende.
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Lübeck bekundet Solidarität
„Die Morde in Halle und der Anschlag auf die Synagoge am gestrigen Tag machen uns fassungslos. Unser aller Mitgefühl gilt den Angehörigen derjenigen Menschen, die am gestrigen Tag sterben mussten. Wir schließen sie in unsere Gebete ein. Und wir sind mit unseren Gedanken bei unseren jüdischen Schwestern und Brüdern, die am gestrigen Tag des Versöhnungsfestes Jom Kippur angegriffen wurden”, heißt es in einer Mitteilung und Solidaritätsbekundung der Arbeitsgemeinschaft, die sich an die Jüdischen Gemeinden richtet.
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Lübeck erinnerte dabei auch an den Anschlag auf die Lübecker Synagoge vor 25 Jahren. Es war der erste große Anschlag auf eine Synagoge in Deutschland seit der Nazi-Diktatur - und eine Mahnung zum Frieden.
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen rief heute zu einer Mahnwache vor der Lübecker Synagoge in Lübeck auf, an der auch Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt teilnahm.
Staat muss Sorge für Sicherheit tragen
„Dass die jüdische Gottesdienstgemeinde in Halle den höchsten, ruhigsten und ernstesten jüdischen Feiertag Yom Kippur in Todesangst erleben musste, ist schockierend. Es bedeutet, dass Jüdinnen und Juden ihre Religion in Deutschland nicht frei ausüben können. Das darf nicht sein! Angesichts solch extremistischer Gewalt ist der Staat gefragt. Er muss dafür Sorge tragen, dass Jüdinnen und Juden in ihren Synagogen und Einrichtungen in Deutschland ohne Furcht vor Bedrohung leben und Gottesdienst feiern können“, forderte Pastorin Hanna Lehmin, Beauftragte für Christlich-Jüdischen Dialog in der Nordkirche.
Auch das Zentrum für Mission und Ökumene der Nordkirche schloss sich den Forderungen der jüdischen Gemeinden in Deutschland nach verlässlichem Polizeischutz ihrer Synagogen und Einrichtungen an. Das Muster dieses Anschlags ziehe eine Spur von Norwegen über Christchurch bis nach Halle, mahnte Christian Wollmann, Direktor des Zentrums.
Es ist eine der vordringlichsten Aufgaben für uns als Kirchen, einem gesellschaftlichen Klima entgegenzuwirken, in dem mörderische Gesinnungen wie die des Attentäters von Halle wachsen können.
Die rassistische Ideologie von der Vorherrschaft der „Weißen“ sei ein Nährboden für Gewalt. „Gemeinsam mit allen demokratischen Kräften wollen wir uns noch stärker für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und humane Werte einsetzen“, sagte Wollmann.