Gedenken am 7. Oktober: "Gott weint"
07. Oktober 2024
Vor einem Jahr hat die islamistische Terrororganisation Hamas Israel angegriffen. Unsere Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und unsere Bischöfin Nora Steen erinnern mit Gebeten an die Opfer.
Gebet vonLandesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt anlässlich des Jahrestages des Überfalls der Hamas auf Israel am 7. Oktober:
Gott der Gerechtigkeit, des Friedens und der Versöhnung! Nach einem Jahr des eskalierten Konflikts im Nahen Osten stehen wir vor dir und beklagen das unglaubliche Leid und den Verlust von Menschenleben.
Heute bringen wir vor Dich die Opfer des Terrorüberfalls vom 7. Oktober des vergangenen Jahres. Wir gedenken in Trauer der Getöteten, Vergewaltigten, Verwundeten und Verschleppten und ihrer Angehörigen.
Noch immer warten Angehörige verzweifelt auf die Rückkehr ihrer Lieben. An sie denken wir heute besonders.
Wir sehen voll Sorge auch den Krieg und die Zerstörung, die aus dem Überfall erwachsen sind. So viele Menschen sind gestorben, verletzt, heimatlos. Wir beten für die Freilassung der Geiseln, für den Schutz der Zivilbevölkerung und darum, dass die Menschenrechte respektiert werden.
Wir beten, dass humanitäre Helferinnen und Helfer sicheren Zugang haben, um Hilfe zu leisten.
Wir beten, dass die Führenden die Weisheit und den Mut haben, Frieden statt Krieg zu wählen. Öffne Wege in eine Zukunft, in der Israelis und Palästinenser in Sicherheit und Frieden zusammenleben können.
Wir sind Teil einer Menschheitsfamilie, doch täglich erfahren wir Zerbrochenheit. Gott, verändere Herzen und Gedanken, ersetze Misstrauen durch Respekt vor der Menschenwürde, ersetze Angst durch Liebe zum Nächsten. Beende die Gewalt und den Krieg im Heiligen Land und im Nahen Osten. Schenke uns Hoffnung, Gott.
In Jesus Christus stehst du an der Seite der Leidenden. Wir bitten dich: Mach der Gewalt ein Ende.
Du Gott Abrahams und Saras, Isaaks und Rebekkas, Jakobs, Rahels und Leas, wir halten dir unser Herz hin – es ist auch voll Sorge um jüdische Menschen hier in Deutschland. Hilf uns, unsere Stimmen zu erheben gegen Judenhass und Antisemitismus und beidem aktiv entgegenzutreten.
Du Gott, Vater Jesu Christi, wir haben Angst, dass unser Herz hart wird. Erweiche unsere Herzen – das Herz jedes Menschen mache hell mit deinem Schalom, nur so kann Frieden sein in der Fülle des Lebens, die du für alle Menschen wünschst.
Gebet von Bischöfin Nora Steen anlässlich des Jahrestages des Überfalls der Hamas auf Israel am 7. Oktober:
Der Gott Israels ist ein leidenschaftlicher Gott. Er ist vom Geschick seines Volkes unmittelbar betroffen. Davon ist viel in der jüdischen Bibel zu lesen. Zum Beispiel beim Propheten Jeremia. Da lese ich: Gott weint, weil „die Tochter seines Volkes“ unheilbar verwundet ist.
Zu diesem Gott bete ich heute – an diesem 7. Oktober 2024. Ein Jahr nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel.
Gott weint. Ich bete heute zu diesem Gott, der Tränen um sein Volk vergießt. Ich bete für die vielen getöteten Kinder, Frauen und Männer.
Für die Geiseln, die noch immer in Gefangenschaft sind. Für ihre Familien.
Du Gott Israels, Abrahams und Saras, Isaaks und Rebekkas, Jakobs, Rahels und Leas, und Vater Jesu Christi.
Ein tiefer Schmerz erfasst diese Welt, denn die Wunden sind noch offen.
Spürbar ein Jahr danach.
Noch immer befinden sich Geiseln in der Hand der Hamas. Ihr Schicksal ist ungewiss.
Du Gott Israels, für deinen Schmerz sind wir empfänglich.
Wir sind mit deinem Volk verbunden. Und wir fühlen uns verbunden mit dem Leid deines Volkes.
Hab Erbarmen mit unserer Welt. Mit uns Menschen. Mit unseren Hartherzigkeiten. Beende unsere Unerbittlichkeit, mit der wir einander Gewalt antun.
Gib uns nicht auf.
Bleibe bei uns. Tröste die, deren Herzen zerbrochen sind.
Schenke uns Hoffnung in unseren Herzen.
Hoffnung darauf, dass es morgen anders werden kann, als es heute ist.
Heile die, die schon nicht mehr an ein Morgen glauben.
Bewahre die, die in Angst sind.
Schütze die Seelen der Kinder, dass in ihnen der Friede bewahrt wird.
Der 7. Oktober 2023 hat sich in die Seele unserer Welt eingebrannt. Seitdem hat sich das Leben für Jüdinnen und Juden auch in unserem Land verändert. Viele haben Angst. Viele fühlen sich bedroht und werden angefeindet.
Unser klares Nein zu Antisemitismus muss gelten. Klarer denn je.
Wir stehen an eurer Seite.