"Ich erhoffe mir, dass dies nicht nur eine symbolische Geste bleibt"
30. Januar 2025
Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern hat am Mittwochabend mit großer Mehrheit beschlossen, dass der Schutz und die Förderung jüdischen Lebens und jüdischer Kultur als Staatsziel in die Landesverfassung aufgenommen werden. Der in MV tätige jüdische Landesrabbiner Yuriy Kadnykov sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), was er sich davon erhofft.
Wie sehen Sie diese Änderung der Landesverfassung und was erhoffen Sie sich davon?
Yuriy Kadnykov: Die Änderung der Landesverfassung ist ein bedeutender Schritt zur Anerkennung und Stärkung jüdischen Lebens in Mecklenburg-Vorpommern. Sie unterstreicht das historische und kulturelle Erbe der jüdischen Gemeinden und setzt ein Zeichen gegen Antisemitismus. Ich erhoffe mir, dass dies nicht nur eine symbolische Geste bleibt, sondern auch konkrete Maßnahmen zur Förderung jüdischen Lebens und zur besseren Integration in die Gesellschaft nach sich zieht.
Vor welchen Herausforderungen stehen die beiden jüdischen Gemeinden in MV derzeit?
Kadnykov: Die jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern stehen vor mehreren Herausforderungen: Der demographische Wandel, schwindende Mitgliederzahlen und eine oft schwierige Nachwuchsgewinnung erschweren das Gemeindeleben. Hinzu kommen gesellschaftliche Probleme wie zunehmender Antisemitismus, Vorurteile und Sicherheitsbedenken. Zudem müssen viele jüdische Einrichtungen mit begrenzten finanziellen und strukturellen Ressourcen auskommen, was die kulturelle und religiöse Arbeit erschwert.
Es braucht Begegnungsräume und interkulturellen Austausch
Was wünschen Sie sich für das gesellschaftliche Zusammenleben in MV?
Kadnykov: Ich wünsche mir ein offenes und respektvolles Miteinander, in dem jüdisches Leben als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft wahrgenommen wird. Es braucht mehr Begegnungsräume und interkulturellen Austausch, um Vorurteile abzubauen und das Verständnis füreinander zu fördern. Bildung spielt dabei eine zentrale Rolle - in Schulen, aber auch in der breiten Gesellschaft.
Zudem wäre eine stärkere politische und gesellschaftliche Unterstützung für jüdische Gemeinden wünschenswert, um ihnen langfristige Perspektiven zu bieten.