Inklusives Klabauter-Theater feiert 25-jähriges Jubiläum
01. Februar 2023
Dreizehn Darstellerinnen und Darsteller mit Behinderung bilden das Ensemble des Hamburger Klabauter Theaters. Mit Leidenschaft und Professionalität führt es sowohl aktuelle Stücke wie "2050" als auch Klassiker wie "20.000 Meilen unter dem Meer" auf.
Klabauter ist ein Theater, das für Vielfalt steht – und das seit einem Vierteljahrhundert. Das inklusive Theater des diakonisches Unternehmens Das Rauhe Haus in Hamburg feiert am Donnerstag 25. Geburtstag.
Mit musikalischen und szenischen Ausschnitten gibt das Theater an diesem Tag rund 80 geladenen Gästen Einblick in seine Arbeit. Abends findet ab 19 Uhr eine öffentliche Disko statt. 13 Darstellerinnen und Darsteller bilden das aktuelle Ensemble, Theaterleiterin ist seit März 2020 Karin Nissen-Rizvani.
Wiederaufnahmen und neue Produktionen
Gerade erst hat das Ensemble das Stück „2050“ wiederaufgeführt.
Aktuell arbeite das Team an einem Film, in dem es um Respekt und Autonomie gehe, sagt Nissen-Rizvani. Ab Mitte Februar probten die Schauspielerinnen und Schauspieler das Stück „School of Love“. „Da geht es um romantische Liebe“, kündigt die Theaterleiterin an.
Zu Beginn eine Kooperation mit dem Thalia Theater
Die Geschichte des Klabauter Theaters reicht bis 1993 zurück. Damals entstand in einer Kooperation zwischen dem Thalia Theater und „Leben mit Behinderung“ das Projekt „Eisenhans“. Eine Laiengruppe aus Menschen mit und ohne Behinderung traf sich in ihrer Freizeit zum Theaterspiel.
Die damalige Leiterin Astrid Eggers erreichte, dass das Rauhe Haus die Arbeit in den Bereich Individuelle Arbeitsbegleitung eingliederte. So nahmen am 2. Februar 1998 zunächst sechs junge Menschen ihre Ausbildung auf. Geprobt wurde anfangs in einem angemieteten Raum in Wandsbek, die Aufführungen fanden im Rudolf-Steiner-Haus am Rothenbaum statt.
2000 entstand der Förderverein Theaterwerkstatt Klabauter, der bis heute Spenden und Fördermittel einwirbt. Mit dem Umzug der Individuellen Arbeitsbegleitung 2006 nach Borgfelde konnte das Theater einen eigenen Theatersaal einrichten.
Dort finden Proben und Aufführungen noch heute statt. Den Lohn für seine Darstellerinnen und Darsteller erwirtschaftet das Theater durch seinen Kartenverkauf.
"Das Theater ist mein Leben"
Das Ensemble, dessen derzeitige Darstellerinnen und Darsteller zwischen 22 und 54 Jahre alt sind, entwickelt eigene Stücke und bekannte Stoffe neu. Dabei gelte es, die Behinderungen der Mitwirkenden zu berücksichtigen, sagt Nissen-Rizvani.
Auf der Liste der in den 25 Jahren aufgeführten Stücke stehen Werke wie „20.000 Meilen unter dem Meer“ nach Jules Verne, William Shakespeares „Der Sturm“ oder „Ungehalten sein“ nach Friedrich Schillers „Die Räuber“.
Was Nissen-Rizvani in ihren fast drei Jahren Theaterleitung stets spüre, seien „eine große Leidenschaft und Professionalität“. Viele Darstellerinnen und Darsteller seien schon lange dabei. Die Identifikation mit dem Klabauter Theater sei hoch, gelegentlich höre sie Sätze wie „Das Theater ist mein Leben“.
"Vielfalt in Hamburger Stadtgesellschaft"
Kultursenator Carsten Brosda (SPD) sagt, das Klabauter Theater „trägt die Vielfalt der Perspektiven und Stimmen im besonderen Maße in die Hamburger Stadtgesellschaft. Hier ermöglicht ein inklusives Ensemble mit seiner Kunstfertigkeit einen ganz wesentlichen Perspektivwechsel.“
Das Klabauter Theater zeige, „dass Teilhabe an Kunst und Kultur eben auch die Teilhabe an der künstlerischen Produktion bedeutet“. Barrierefreiheit und Inklusion beschränkten sich hier nicht alleine auf den Zuschauerraum, sondern umfassten ebenso den Bühnenraum.
Für die kommenden 25 Jahre wünscht Karin Nissen-Rizvani dem Klabauter Theater, dass es strukturell noch etwas wächst. Ein paar mehr Leute, die dort arbeiten, wären schön. Das Theater solle sich ohne Leistungsdruck weiter entfalten können.