Journal zur Landessynode der Nordkirche vom 25. bis 28. September 2024
26. September 2024
Unsere Landessynode hat vom 25. bis 28. September in Lübeck-Travemünde getagt. Hier können Sie die Kernthemen und ihre Hintergründe nachlesen. Bei dieser Tagung ging es vor allem um den Zukunftsprozess, die Generaldebatte zur Finanzstrategie sowie einen Thementag zur Beteiligung von jungen Menschen in unserer Kirche. Zu ihrer nächsten und letzten Tagung trifft sich diese Synode vom 21. bis 23. November. Danach übernehmen die neu gewählten Delegierten.
Tag 4 und letzter Sitzungstag
Reisesegen zum Abschluss der Tagung
Bischof Tilman Jeremias sprach am Sonnabend mittag Abschiedsworte und einen Reisesegen. Er dankte für viele gute Diskussionen, Begegnungen und gemeinsame Schritte. "Wir haben Brücken gebaut: Zwischen Kindern, Jugendlichen und Senioren", betonte er.
Mit dem Lied "Verleih und Frieden gnädiglich" endete die Tagung.
Beschluss: Mehr Freiheit für Gemeinden bei Gestaltung von Ritualen
Die Synodalen haben beschlossen, die Erprobungsphase für die Ausgestaltung von Sakramenten und Kasualien bis 2025 zu verlängern. Diese kirchlichen Rituale wie Taufe, Trauung oder Bestattung bieten Gemeinden mehr Freiheit und Raum für zeitgemäße Gestaltungen.
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt sagte bei der Einbringung:
„In Taufe, Abendmahl und Kasualien können Menschen die Fülle des Lebens, die Gott für uns bereithält, in Worten und Zeichen spüren und erfahren. Zugleich sind sie kostbare Gelegenheiten, um mit Menschen an alltäglichen oder wichtigen Punkten ihres Lebens in Kontakt zu kommen.“
Bericht: Kinder und Konfis im Blick
Wie können Kinder und Jugendliche für die Kirche begeistert werden? Wo werden sie nach dem Besuch einer Evangelischen Kita angesprochen und wo werden Jugendliche nach dem Konfirmanden-Unterricht abgeholt?
Mehr Einblicke in die Arbeit mit Kindern, Schüler:innen und Konfis gibt es in unseren Filmen, die sie hier ansehen können.
Auf diese Fragen gab es im Bericht von Annika Woydack, Leiterin des Hauptbereichs Generationen und Geschlechter, sowie von Hans-Ulrich Keßler, Leiter des Hauptbereichs Schule-, Gemeinde- und Religionspädagogik viele Antworten und Konzepte.
Zwei Kirchengesetze beschlossen
Pressemitteilung zum Beschluss des Kirchengesetzes über die Widmung von Gebäuden
Nach ausführlichen Beratungen am zweiten Tag der Synode, haben die Mitglieder zwei Kirchengesetze beschlossen: Das Kirchengesetz über die Widmung und Entwidmung von Kirchen und weiteren gottesdienstlich genutzten Gebäuden wurde angenommen und auch das Gesetz zur Änderung des Kirchensteuerbeschlusses.
Lesen Sie interessanten Hintergrund zum Thema "Nutzung von kirchlichen Gebäuden" in unserem Journal unter "Tag 2".
Bericht von Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck
Unsere Pressemitteilung: Bischöfin Fehrs: „Das Trotzdem inmitten all der Zertrennungen in unserer Gesellschaft finden“
In ihrem Bericht betonte Bischöfin Kirsten Fehrs, dass es trotz aller Krisen viel leuchtendes und ermutigendes Engagement der Kirche gebe: Dies zeige sich zum Beispiel in den vielen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, in diakonischen Projekten oder auch im Einsatz für gesellschaftliche Vielfalt.
Morgenandacht
Zum Start des letzten Sitzungstages der Landessynode führte Landeskirchenmusikdirektor Hans-Jürgen Wulf durch die Geschichte des Evangelischen Gesangbuchs: Die Synodalen sangen Lieder aus den verschiedenen zeitlichen Epochen.
Bereits am ersten Tag der Landessynode wurde an die Entstehung des Gesangbuchs vor 500 Jahren erinnert. Aus diesem Anlass wird es derzeit überarbeitet und ergänzt um Regionalteile.
Tag 3
Synodengottesdienst
"Haben Sie vielleicht schon mal jemanden aufgrund seines Alters oder seiner Erfahrungen nicht ernst genommen beziehungsweise kritisiert?"
Mit dieser Frage leitet Leah Berny, Stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses „Junge Menschen im Blick“ zum Kern ihrer Predigt hin. Sie nimmt Bezug auf die biblische Gestalt Timotheus, den jungen Begleiter Paulus‘. Dieser wird trotz seines geringen Alters zu einem Vorbild für die Gläubigen, indem er in seinem Leben und Handeln stets aufrichtig und rechtschaffen ist und fest an Gott und dessen Liebe glaubt.
Vielleicht, so Leah Berny, war Timotheus Diskriminierungen ausgesetzt, weil er als zu jung für einen Auserwählten Gottes angesehen wurde. Vielleicht habe er sich anfangs aber auch selbst zu wenig zugetraut. Doch Paulus spricht ihm gut zu: 'Vernachlässige die besondere Gabe nicht, die Gott dir geschenkt hat.' (Vers 14).
Für Gott sei das Alter irrelevant. Entscheidend sei, dass man sich auf seine Gaben konzentriere und an sich glaube. "Nicht umsonst schließt Paulus mit folgendem Auftrag, den wir auch heute immer wieder gut hören können", so Leah Berny: 'Achte auf dich selbst und auf die Lehre. Bleib treu bei deinen Aufgaben. Wenn du das tust, rettest du dich selbst und alle, die auf dich hören.'" (Vers 16)
Das Abendmahl des Synodengottesdienstes gestaltet Bischof Tilman Jeremias. Die Kollekte ist bestimmt für das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW), das sich dafür einsetzt, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland die gleichen Teilhabe- und Bildungschancen erhalten.
Positionspapier: Kinder und Jugendgipfel
Der Thementag der Synode schließt mit der breiten Zustimmung der Synodalen zum Positionspapier des Ausschusses "Junge Menschen im Blick".
Es beinhaltet folgende drei Punkte: So soll der Ausschuss auch bei der kommenden Synodentagung beratend tätig sein dürfen, um die Perspektive und die Interessen von Kindern und Jugendlichen einfließen lassen zu können.
Außerdem wird der neuen Landessynode, die sich im Februar 2025 konstituiert, empfohlen, einen eigenständigen Kinder- und Jugendgipfel durchzuführen. Dort sollen sich Vertreter der Kinder und Jugendlichen in der Nordkirche mit den selben Themen beschäftigen wie die Landessynode. Die Ergebnisse des Kinder- und Jugendgipfels sollen in den Abstimmungen der Landessynode bedacht und in diese integriert werden, so die Empfehlung der Synodalen.
Drittens soll es künftig ein Mentoring-Programm geben, dass jungen Neu-Synodalen erfahrene Mitglieder der Synode zur Seite stellt, um einen besseren Austausch der Generationen zu gewährleisten.
Workshops zur Teilhabe
Nach der Mittagspause geht es für die Synodalen wieder in die Workshops. Während es am Vormittag um Kinder in der Kirche ging, wird am Nachmittag auf Jugendliche und junge Erwachsene geschaut. "Konsum vs. Handeln" oder "Kirchliche Teilhabe" sind Themen, zu denen die Synode arbeitet.
Thementag "Spielerisch (den) Platz in der Kirche finden"
Am Freitagvormittag steht der Thementag "Spielerisch (den) Platz in der Kirche finden" für unsere Landessynode auf dem Programm. Vorbereitet wurde er vom Ausschuss "Junge Menschen im Blick". Sowohl die Morgenandacht als auch der Gottesdienst am Abend werden an diesem Freitag vom Ausschuss gestaltet. Tagsüber arbeiten die Synodalen in Workshops.
"Die Zukunft unserer Kirche ist ohne Kinder und Jugendliche nicht denkbar"
"Die Zukunft unserer Kirche ist ohne Kinder und Jugendliche nicht denkbar", sagt Präses Ulrike Hillmann zum Auftakt des Thementages. Ihre Stimmen und Meinungen müssten gehört werden, so die Präses weiter.
Malin Seeland führt in den Thementag ein: "Seien sie mutig und lassen sie uns unkonventionell spielend in den Synodenfreitag starten". Am Vormittag sind für die Synodalen mehrere Stationen des Projektes "Spielplatz Kirche" vorbereitet. Das zählen der "Godspot – ich male meine Kirche", eine Fotoaktion, das "A-Z des Positiven", die Station "Motzmonster" und mehrere Chill-out-Areas.
Hintergrund: Der Ausschuss „Junge Menschen im Blick“ ist ein beratender Ausschuss der Landessynode. Er hat an der Gesetzesvorlage zum Kinder- und Jugendgesetz gearbeitet und sich dafür eingesetzt, dass eine 10-Prozent-Quote von Jugendlichen in den Kirchenkreissynoden eingeführt wird.
Drei Fragen an Malin Seeland
Wir haben mit Malin Seeland vom Ausschuss „Junge Menschen im Blick“ im Vorfeld der Synode gesprochen:
- Liebe Frau Seeland, nach Ihrem bisherigen Kenntnisstand: Welche Angebote sind für Kinder interessant, um in ihrem religiösen Empfinden ernst genommen zu werden?
Malin Seeland: Kinder brauchen einen sicheren Ort, an dem ihre Bedürfnisse, Meinungen sowie Fähigkeiten Raum haben und ernst genommen werden. Kinder benötigen einen Ort, am dem sie sich ausprobieren können und ihre Fragen beantwortet bekommen. Hinzu sollten Kinder in die Angebote mit einbezogen werden und sie müssen mitentscheiden dürfen.
- Wie sehen die Ideen der Nordkirche / des Ausschusses „Junge Menschen im Blick“ aus, um Kinder anzusprechen und einzubinden, die kirchenferne Eltern haben?
Malin Seeland: Genau hierfür haben wir unser Projekt „Spielplatz-Kirche“ entwickelt. Nach unserer Idee sollte das Projekt „Spielplatz-Kirche“ an einem menschennahen nicht kirchlichen Ort, z.B. der Marktplatz in der Stadt, durchgeführt werden. „Spielplatz-Kirche“ ist als offene Veranstaltung konzipiert, wo es verschiedene Stationen zum Mitmachen gibt. Bei diesen Stationen gibt es Raum für Fantasie sowie Platz für die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder. Dadurch, dass „Spielplatz-Kirche“ an einem öffentlichen Platz, mit Laufpublikum, durchgeführt wird, können unterschiedliche Familienformen und verschiedene Milieus teilnehmen.
- Wie bekommen Kinder und Jugendliche eine Stimme in kirchlichen Entscheidungsprozessen?
Malin Seeland: Kinder werden meines Erachtens zu wenig in die kirchlichen Entscheidungsprozesse einbezogen. Jugendliche und junge Erwachsene haben unterschiedliche Jugend-Gremien, wie zum Beispiel Jugendausschüsse der Gemeinden, Vollversammlungen im Kirchenkreis oder auf Nordkirchenebene, an denen sie partizipieren können. Die gemeinsamen Entscheidungsprozesse, bzw. das Einbeziehen der Stimmen der Kinder- und Jugendliche in die kirchlichen Entscheidungsprozesse sind ausbaufähig.
Morgenandacht
Mit einer Andacht starten die Synodalen in den Freitag. Sie wird von Leah Berny, Werner Lüpping und Jesse Boie gestaltet.
Tag 2
Abendsegen
Pastorin Luise Jarck-Albers geht in ihrem geistlichen Wort zum Abend darauf ein, dass es unser Ansporn sein muss, sich gegen "Antisemitismus zu wehren und uns für die Rechte von Geflüchteten einzusetzen".
So sei das Gebot, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst, nicht nur bei Matthäus zu finden. Stattdessen teilen wir diese Ethik mit den jüdischen Geschwistern, sagte sie und zitiert aus dem 3. Buch Mose. Dort heißt es:
Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. (...) Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland.
Zukunftsprozess
Die Synode diskutiert in einer Generaldebatte die bislang erarbeiteten Eckpunkte des Zukunftsprozesses. Sie konzentrieren sich auf eine nachhaltige Finanzstrategie und ökologisches Handeln mit dem Ziel der Klimaneutralität. Damit einher gehen Gebäudeanpassungen und die Begrenzung von Verwaltungskosten, um trotz sinkender Einnahmen zukunftsfähig zu bleiben.
Stichwort Finanzen: Um die kirchliche Arbeit auf ein solides Fundament zu stellen, soll sie in Zukunft nicht mehr allein durch Kirchensteuerbeitrage finanziert werden. Vielmehr gilt es durch ein strategisches sowie überregionales Fundraising ebenso Einnahmen zu generieren.
Rückblick: Den heute diskutierten Vorschlägen ist ein mehrjähriger Prozess vorausgegangen. Bereits im November 2019 hatte die Landessynode die Kirchenleitung gebeten, einen Zukunftsprozess zu initiieren – unter breiter Beteiligung aller kirchlichen Ebenen der Nordkirche sowie gesellschaftlicher Akteur:innen.
Gemeinsam unterwegs
Wie Präses Hillmann berichtet, hatte die Landessynode im September 2022 beschlossen, dass die Weiterarbeit dazu im intensiven Austausch mit den Kirchenkreisen und Hauptbereichen erfolgen soll.
Daher war sie gemeinsam mit der Landesbischöfin und Vertreter:innen des Zukunftsprozesses der Nordkirche anderthalb Jahre in den Kirchenkreisen und Hauptbereichen unterwegs, um Ideen für zukunftsweisende Arbeitsformen zu sammeln. Daraus entstanden ist eine Broschüre, die hier (PDF) gelesen werden kann.
Seit Mitte Februar 2023 gibt es die von der Kirchenleitung eingesetzte Steuerungsgruppe Zukunftsprozess. Sie besteht aus 13 Mitgliedern und soll den Prozess koordinieren.
"Wir sind bereit. Wir fangen nicht von null an, wir sind schon längst auf dem Weg", sagt Bischöfin Nora Steen. Sie ist die Vorsitzende der Steuerungsgruppe des Zukunftsprozesses. "Veränderung entwickelt sich im Kontakt mit denen, die Kirche gestalten", so Steen weiter.
Abenteuer Freiwilligendienst: "Wir können einen Unterschied machen"
Ein Jahr im Ausland: Neue Eindrücke, den Horizont erweitern, Menschen und ihr Leben kennenlernen. Viele junge Menschen zieht es nach Schule oder Ausbildung ins Ausland. Das Ökumenewerk der Nordkirche bietet seit vielen Jahren entsprechende Programme an, die Einsätze in Projekten von Partnerkirchen vermitteln.
Alle Informationen zu den Süd-Nord-Programmen für junge Menschen, die das Ökumenewerk organisiert
Seit einigen Jahren können auch junge Menschen hier in der Nordkirche einen Freiwilligendienst leisten, sie kommen von den Philippinen, aus Tansania, Argentinien und Brasilien. Bis zu 15 Plätze zum Beispiel in Kindergärten, in der Umweltbildung oder auch in den Stationen der Deutschen Seemannsmission werden jedes Jahr vergeben.
"Durch Freundlichkeit und das Zuwenden zu Menschen können wir Lasten heben und Herzen erreichen", berichtet Gwen von der Unabhängigen Kirche auf den Philippinen. Sie arbeitet seit fast einem Jahr in der Seemannsmission Duckdalben im Hamburger Hafen.
Diese Erfahrung habe ihr Leben bereichert und sie in ihrer persönlichen Entwicklung gestärkt: "Auch durch kleine Gesten und Schritte können wir einen Unterschied machen", erzählt sie den Synodalen.
Hintergrund zur Zusammenarbeit mit der Unabhängigen Kirche auf den Philippinen und der Seemannsmission
Auch Mace kommt von den Philippinen und nimmt am Süd-Nord-Programm teil. Ihr Einsatzort ist ebenfalls der Duckdalben. "Die schwere Arbeit und das harte Leben der Seeleute finden meistens im Verborgenen statt. Bei unseren Besuchen können wir praktische Hilfe leisten, aber auch einfach nur Zuhören", sagt sie.
Hinweis: Wir nennen hier aus Schutzgründen nur die Vornamen der beiden Freiwilligen aus den Philippinen.
Gesetzgebung zur Widmung und Entwidmung von Kirchengebäuden
"Wie gehen wir als Kirche in Zukunft mit unseren Kulturdenkmälern um?", fragt Henning von Wedel. Er bringt das Kirchengesetz über die Widmung und Entwidmung von Kirchen und weiteren gottesdienstlich genutzten Gebäuden ein.
Viele Kirchen in der Nordkirche sind denkmalgeschützt. In Mecklenburg-Vorpommern seien dies rund 50 Prozent, die Kosten von Sanierungen seien oft immens, so von Wedel. "Wir stehen vor unlösbaren Aufgaben. Wir sind auf Fremdhilfe angewiesen", so der Jurist weiter. Ein Beispiel dafür sei die Sanierung des Schleswiger Doms.
Bericht der Landesbischöfin
Pressemitteilung: Konsequenz aus ForuM-Studie: Kristina Kühnbaum-Schmidt verweist auf die Notwendigkeit eines Kulturwandels in der Kirche
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt hält ihren Bericht. Sie beginnt mit einem Blick auf das Interesse an Nachrichten in Deutschland und weltweit. Dieses sei in den vergangenen Jahren stark gesunken.
Sehnsucht nach guten Nachrichten
"Die Sehnsucht nach guten Nachrichten ist groß – und nur zu verständlich angesichts von Kriegen, der Angst vor Gewalt und Terror, der Sorge um die Zukunft und der Frage, welche Auswirkungen die Klimakrise auf das eigene Leben und das von Kindern und Kindeskindern haben mag. Und viele Menschen wünschen sich so sehr, endlich wieder Zuversicht und Hoffnung zu spüren, sehnen sich nach einem Grundgefühl von Unbeschwertheit und Sicherheit", so Kühnbaum-Schmidt.
Seelsorgende sind an der Seite von Menschen
Aufgrund multipler Krisen seien viele Menschen verunsichert. "Als Kirche tragen wir solche und andere Situationen in der Seelsorge mit. Seelsorgende sind an der Seite von Menschen, die Krankheit, Krisen und Tod erleben oder durchleben. Sie spüren und erleben mit, wie eine Welt zusammenbricht", so die Landesbischöfin weiter.
Die Sehnsucht von Menschen nach einem verstehenden Gespräch, nach schützenden Räumen für die Seele, nach Begleitung und Unterstützung ist groß – und es ist nötig und gut, dass Seelsorgende sich zur Verfügung stellen mit Herz und Verstand, verlässlich, klar, verbindlich, tröstend und sagend, mitsuchend – das Leben in allen seinen Facetten begleitend. Kristina Kühnbaum-Schmidt
Kühnbaum-Schmidt dankte in ihrem Bericht allen, die sich seit Veröffentlichung der ForuM-Studie für die Aufarbeitung, für Prävention und für die Betroffenen einsetzen: "Die Thematik sexualisierter Gewalt, ihrer Aufarbeitung und Prävention geht alle an, jede und jeden von uns – gemeinsam können und müssen wir hier achtsam und klar sein."
Sie blickt in ihrem Bericht auch auf die zahlreichen Demonstrationen für Demokratie und Menschenwürde in den vergangenen Monaten zurück: "Christlicher Glaube lässt für Rechtsextremismus und Rassismus, für Antisemitismus und Ausgrenzung keinen Platz. Gut, dass so viele Menschen unserer Kirche das gemeinsam mit anderen gesellschaftlichen Gruppen an so vielen Orten öffentlich zeigen und dafür auf Straßen und Plätzen sichtbar sind! Gut, dass so viele unserer Gemeinden dabei sind."
Eine hohe Verantwortung habe die Nordkirche auch beim Klimaschutz. Hier sei insbesondere der Austausch und Kontakt mit denen entscheidend, „die ganz konkret in unserer Kirche hoch engagiert für Klimaschutz und damit für gute Lebensbedingungen für uns alle in Gegenwart und Zukunft unterwegs sind“, sagte die Landesbischöfin.
Klimakrise und Ökumene
Die Klimakrise sei auch ein gewichtiges Thema bei den Begegnungen mit unseren Partnerkirchen und in der internationalen ökumenischen Arbeit im Lutherischen Weltbund, so Kühnbaum-Schmidt.
Alle Informationen zum Projekt Klimapartnerschaften mit der Lutherischen Kirche in Tansania hat das Ökumenewerk der Nordkirche
Die Klimapartnerschaften zwischen Kirchengemeinden unserer Kirche, darunter auch die Gemeinde auf Hallig Hooge, und der East of Lake Viktoria-Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania, sei ein faszinierendes und konkretes Projekt, von dem alle Teilnehmenden profitieren, so die Landesbischöfin.
Morgenandacht
Die Synodalen starten nach einer kurzen Nacht mit einem geistlichen Impuls in den Donnerstag. Lilly Schaack, Dagmar Krok und Claudia Rackwitz-Busse gestalten die Andacht.
Tag 1
Abendsegen
Pastorin Luise Jarck-Albers vom Synodalausschuss für Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung gibt in Erinnerung des Augsburger Religionsfriedens von 1555 einen Friedensimpuls. Das Konfliktpotenzial sei durch ihn nicht ausgeräumt worden, wohl aber leitete die Einigung eine der längsten Friedensperioden im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation ein, erinnert sie.
Mit Blick auf die heutige Situation machte sie an diesem Beispiel Hoffnung auf eine Einigung zum Wohle aller, die aktuell unter Gewalt leiden müssen: "Leider ist es nicht an uns, Putin, Netanjahu und ein paar weitere auf ihre Alterssitze schicken. Aber wir können – „Leidensdruck“ gibt es schließlich auch heute genug! – daran festhalten, dass es Wege zum Frieden gibt und Alternativen dazu, „kriegstüchtig“ zu sein und Beispiele, aus denen gelernt werden kann", so die Pastorin.
Deutscher Evangelischer Posaunentag
Landesposauenrat Daniel Rau wartet im Rückblick auf den DEPT 2024 in Hamburg mit einigen Superlativen und Fun Facts auf. So war der Posaunentag die erste Großveranstaltung, die in Hamburg über mehrere Stadtteile stattgefunden hat. Welcher Hamburger Bezirk ist dann für die Genehmigung verantwortlich? Um allein das zu klären, seien acht Monate nötig gewesen, so Rau.
Doch es hat sich gelohnt: Rund 15.000 aktive Blechbläser und Gäste kamen zum Posaunentag in die Hansestadt mit 134 "kleinen" Platzkonzerten. Zum Hauptkonzert im Hamburger Stadtpark waren 14 Tieflader mit Stühlen nötig, damit keine der Musiker:innen für die Dauer von sieben Stunden stehen muss. Aufgestellt wurden sie hauptsächlich durch Ehrenamtliche.
Und auch die Abendserenade am Hafen hat einen Rekord aufgestellt: Mit 1,2 Kilometern ist dort der längste Bläserchor der Welt zusammengekommen. Wie so eine große Menge an Musikern dirigiert wird? Per Videoleinwand – wobei eine Verzögerung in der Tonübertragung eingeplant werden muss.
Finanziert wurde die Großveranstaltung (Kostenpunkt: rund 2 Millionen Euro) zur Hälfte von den Teilnehmenden. Die andere Hälfte kam durch Gelder der EKD, der Nordkirche und aus dem Verkauf von Merchandise-Artikeln zustande – und das ganz ohne Fördergelder und Großsponsoren.
Bericht der Kirchenleitung
Die Kirchenleitung setzt in diesem Bericht, vorgetragen durch Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, einen Fokus auf die Prävention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt: Die Erkenntnisse aus der ForuM-Studie beschäftigten die Nordkirche auf allen Ebenen, betont sie. So nehme derzeit die letzte Gruppe Pastor:innen und Leitende an der verpflichtenden Fortbildung zur Prävention sexualiserter Gewalt teil. Ebenso haben bereits mehr als 250 Mitarbeitende an E-Learnings zu diesem Thema teilgenommen.
Es bleibe "unsere Aufgabe, bei der Prävention, Intervention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt aufmerksam, sensibel und klar zu sein", sagte Kühnbaum-Schmidt. "Betroffene Personen und ihre Perspektive stehen im Mittelpunkt – deshalb werden die Maßnahmen, die durch das Betroffenenforum der EKD der EKD-Synode im November vorgelegt werden, auch für uns handlungsleitend sein."
Desweiteren berichtet sie über die aktuellen Klimaschutzbemühungen der Nordkirche: Landeskirche und Kirchenkreise haben sich in einer gemeinsamen Handlungsvereinbarung verpflichtet, die Emissionen im Gebäudebereich bis zum Jahr 2027 um 60 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021 zu senken.
Ziel sei auch die Gründung eines Energiewerkes der Nordkirche. Dafür werden geeignete Flächen gesucht, um dann durch die Gründung von Betriebsgesellschaften die Basis für einzelne Wind- und Solarprojekte zu schaffen.
Einerseits können wir mit unseren eigenen kirchlichen Flächen einen Beitrag zur Energiewende leisten, andererseits erwirtschaften wir auf diese Weise aber auch Erträge, die die kirchliche Arbeit stützen oder einen Beitrag zum Erhalt bzw. zur energetischen Ertüchtigung unserer Gebäude leisten können. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt
500 Jahre Evangelisches Gesangbuch
Im Auftrag der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) wird derzeit das evangelische Gesangbuch überarbeitet, damit auch aktuelle Lieder ihren Platz darin finden. Schon seit mehr als vier Jahren sichten und sortieren rund 80 Mitglieder einer Kommission an die 10.000 Stücke – gregorianische Hymnen und Kirchenlieder aus dem 16. Jahrhundert genauso wie neue geistliche Lieder oder Songs von Kirchentagen.
Vorangegangen war eine bundesweite Umfrage der EKD: Unter dem Titel "Schick uns dein Lied!" konnten Interessierte ihre Lieblingslieder benennen. Platz 1 belegte demnach das Lied "Von guten Mächten", das Dietrich Bonhoeffer 1944 in Gestapo-Haft schrieb.
Am Ende sollen 500 bis 600 Lieder im aktualisierten, gedruckten Evangelischen Gesangbuch enthalten sein. Geplant ist, dass es 2028 erscheinen kann. Darüber hinaus werden 1.500 bis 2.000 Lieder in einer App gesammelt und viele weitere in einer Datenbank archiviert.
Auch Regionalteile sind geplant: Im Norden entsteht erstmals ein gemeinsamer Teil mit regionalen Liedern für das neue Gesangbuch. Auf rund 100 Lieder wollen sich Kirchenmusiker:innen aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Bremen einigen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Andacht
Pröpstin Rebecca Lenz beginnt den ersten Synodenabend mit einem geistlichen Wort: "Ein Toast, auf das, was da noch kommt!" ruft sie den Synodalen zu. Es ist eine Anspielung darauf, dass vor allem der Zukunftsprozess und die Beteiligung Heranwachsender in unserer Kirche im Fokus der Tagung stehen werden.
Untermalt werden ihre Wort durch die Liedzeilen von Max Giesingers und Lottes Werk "Auf das, was noch kommt", gesungen und gespielt von Popmusiker Lasse Petersen aus dem Kirchenkreis Schleswig-Flensburg:
Und wenn ich so an all das denk'
Will ich, dass es jetzt beginnt.Auf das, was da noch kommt
Auf jedes Stolpern, jedes Scheitern.
Es bringt uns alles ein Stück weiter zu uns,
Auf das, was da noch kommt.
Gemeinsam mit den Synodalen betet Pröpstin Lenz:
Du Gott mit den offenen Armen, in Deine Gegenwart und in Deine Zukunft tauchen wir ein, im Vertrauen darauf, dass Du bei uns bist und bleibst, beim Reden und Schweigen, Planen und Entscheiden, Zweifeln und Hoffen.
Die Synodalen werden bei dieser Septembertagung über eine Reihe von Gesetzen abstimmen, darunter auch das Kirchengesetz über die Widmung und Entwidmung von Kirchen und weiteren gottesdienstlich genutzen Gebäuden. Ebenso stehen mehrere Berichte auf der Tagesordnung, so etwa der Bericht der Kirchenleitung, der Bericht der Landesbischöfin und der Bericht aus dem Sprengel Hamburg und Lübeck.
Der Freitag wird als Thementag gestaltet: Die Synodalen werden sich in Workshops unter dem Motto "Spielerisch (den) Platz in der Kirche finden" zusammensetzen, um neue Ansätze zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in unserer Kirche zu finden.
Die Kollektes des Synodengottesdienstes ist bestimmt für das Deutsche Kinderhilfswerk. Es setzt sich unter anderem dafür ein, dass Kinder in Deutschland die gleichen Chancen in Bezug auf Bildung und Beteiligung erhalten. Zudem bekämpft es Kinderarmut und fördert bundesweit Kinder- und Jugendprojekte in den Bereichen Bildung, Ernährung, Erholung und Bewegung.