Samstag, 22.2.2025

Journal zur Landessynode im Februar 2025, Tag 3

Die III. Landessynode stimmt ab.
Die III. Landessynode stimmt ab.© Tim Riediger, Nordkirche

22. Februar 2025 von Claudia Ebeling, Simone Viere, Maren Warnecke

Unsere Landessynode tagt vom 20. Februar bis zum 22. Februar 2025 in Lübeck-Travemünde. In unserem Synoden-Journal berichten wir über Schwerpunkte und Hintergründe. Dies ist die erste Tagung der neu gewählten III. Landessynode unserer Landeskirche.

Donnerstag wurde das neue Präsidium gewählt, Freitag erste Ausschüsse besetzt und Gesetze beraten.  Am Sonnabend (22. Februar 2025), dem dritten und letzten Sitzungstag, steht einen Bericht zur Arbeit der Anerkennungskommission für Betroffene sexualisierter Gewalt in der Nordkirche auf der Tagesordnung sowie die zweite Lesung der Kirchengesetze.  

Los geht es in den neuen Sitzungstag.© Tim Riediger, Nordkirche

  

Die Synodalen starten mit einem Morgensingen in den Tag. Danach stehen Abstimmungen und Wahlen rund um die Ausschüsse der Landessynode auf dem Programm.

Gute Stimmung beim Morgensingen.© Tim Riediger, Nordkirche

Die Synode beschließt die Einrichtung eines Teilhabeausschusses. Weiter geht es mit der Abstimmungen über die gestern bereits beratenen Gesetzesänderungen.

Neuregelungen für Fusionen, Prädikant:innen und Ausbildung beschlossen

Die Synodalen haben neben Änderungen bei der Ausbildung von Pastori:nnen und Pastoren auch Neuregelungen für Prädikant:innen sowie Gemeindefusionen beschlossen.

Die Änderungen bei der Pfarramtsausbildung machen das Vikariat flexibler. Sie sehen vor, dass es künftig mehr Raum für spirituelle Entwicklung geben soll. Die Ausbildung werde sich künftig auf die Kirchengemeinden und das Predigerseminar in Ratzeburg konzentrieren, außerdem soll die zweite theologische Prüfung praxisbezogener sein.

Für Vikarinnen und Vikare soll die Nordkirche durch die Änderungen als Ausbildungsort attraktiver werden.

Die III. Landessynode stimmt ab.© Tim Riediger, Nordkirche

Mit einer weiteren Gesetzesänderung hat die Synode Fusionen von Kirchengemeinden vereinfacht. Auch Gemeinden, die keine gemeinsame Gemeindegrenze haben oder geografisch durch Flüsse oder Wälder getrennt sind, können sich künftig zusammenschließen. Die Zustimmung obliegt den jeweiligen Kirchenkreissynoden. Weiterhin können sich Gemeinden allerdings nur innerhalb eines Kirchenkreises zusammenschließen.

Über die Änderungen des Prädikantengesetzes wurde bereits am Vortag ambitioniert diskutiert. Nun wurde der Wegfall der Altersgrenze von 75 Jahren beschlossen.

Mitglieder in vier Ausschüsse gewählt

Nach der Vorstellung aller Kandidierenden haben die Synodalen die Mitglieder von vier wichtigen Ausschüssen, deren Arbeit und Aufgaben wir Ihnen in unserem Journal von Tag 2 vorgestellt haben, gewählt:

  • Finanzausschuss
  • Geschäftsordungsausschuss
  • Richterwahlausschuss
  • Rechtsausschuss

Bericht der Anerkennungskommission

Mehr erfahren über den Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Nordkirche:

"Wir sind keine sichere Kirche, in unserer Gemeinschaft wurden und werden Menschen missbraucht", berichtet die ehemalige Präses der Landessynode, Ulrike Hillmann. Systemische Bedingungen und Zustände in der evangelischen Kirche, auch in der Nordkirche, hätten sexualisierte Gewalt möglich gemacht und viel zu oft vertuscht.

Der Schuld müssen wir uns stellen und den Mut für Aufarbeitung und steten Veränderung finden. Wir, die Anerkennungskommission sind Teil dieses Prozesses.

Deswegen, so Hillmann, habe im August 2023 in der Nachfolge der Unterstützungsleistungskommission, die seit 2012 gearbeitet hatte, die Anerkennungskommission ihre Arbeit aufgenommen.

Ein Stand im Foyer der Landessynode zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Kirche
Seit dem Jahr 2013 gibt es im Bereich der Nordkirche eine fachliche Stelle für die Prävention sexualisierter Gewalt und für die Intervention bei Vorkommnissen. Denn nach der Aufdeckung erschreckender Taten durch mutige Aussagen betroffener Menschen wurde klar: Eine professionelle Antwort für Schutz und Vorsorge ist geboten. Hier sind Katharina Seiler, Leiterin der Präventionsstelle, und Johanna Heesch, Assistenz, im Foyer der Landessynode mit einem Stand.

© Tim Riediger, Nordkirche

Klaus Machnitt ist Psychologe und für den Kirchenkreis Schleswig-Flensburg Mitglied im Beratungsstab des Kirchenkreises. Er resümiert: "Es ist gut, dass es diese Kommission gibt. Sie schafft einen Rahmen für heilsame Begegnungen und kann einen, wenn auch manchmal kleinen, Beitrag zur Bewältigung des Geschehenen leisten."

Er betonte, dass es wichtig sei, immer wieder im Dialog mit den Betroffenen kritisch zu fragen, ob die Angebote und die Arbeitsweise der Kirche noch auf dem richtigen Weg seien.

"Sexualisierte Gewalt passiert überall, wo sich viele Menschen zusammenfinden und wo es Machtstrukturen gibt, es sind begünstigende Faktoren", erläutert Anne Haerting, die ehrenamtlich in der Kommission mitarbeitet und in einer Fachberatungsstelle für Betroffene beschäftigt ist.

Ich sehe, dass sich die Kirche auf den Weg macht Strukturen zu schaffen, die verhindern sollen, das sexualisierte Gewalt in der Kirche passiert. Übergriffe werden dennoch auch zukünftig passieren.

Sie forderte, dass die Kirche sich immer mit Vehemenz gegen sexualisierte Gewalt aussprechen und das Thema immer als Aktuelles ansehen müsse. Alle in der Kirche hätten die entscheidende Aufgabe, zuzuhören und zu glauben – "auch wenn eine Person, ein Kind, unvorstellbare Dinge erzählt".

Bleiben Sie an der Seite dieser Person, schauen sie nicht weg - und machen Sie sich zu Verbündeten und zu Mitkämpfer:innen der Betroffenen.

Bericht aus der Anerkennungskommission vor der Landessynode Landesbischöfin dankt den Mitgliedern
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt dankt den Mitgliedern der Anerkennungskommission nach ihrem bewegenden und engagierte Bericht vor den Synodalen.© Tim Riediger, Nordkirche

Synode will sich mit Klima, Frieden und Gerechtigkeit beschäftigen

Die Synodalen haben beschlossen einen neuen Ausschuss zu besetzen, der sich mit dem Klimaschutz  beschäftigt. Er soll den eingeschlagenen Weg der Landeskirche, bis 2035 treibhausgasneutral zu werden, begleiten und verstärken. Erneut gebildet werden soll außerdem der Ausschuss "Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung".

Die neu gewählte Landessynode muss im September ein neues Klimaschutzgesetz beschließen, erläutert Julia Ramackers zur Begründung. Das derzeit gültige ist aus dem Jahr 2015. Hiernach soll die Nordkirche bis 2050 treibhausgasneutral sein.

Doch der 2022 von den Synodalen beschlossene Klimaschutzplan, der jeweils für die kommenden sechs Jahre die konkreten Maßnahmen benennt, hat das Ziel der Treibhausgasneutralität auf 2035 vorgezogen.

Julia Ramackers hat die Einrichtung eines Klimaausschusses vorgeschlagen
Die Einrichtung eines Ausschusses für Klimaschutz ist von der Synode beschlossen - so, wie es Julia Ramackers aus dem Umwelt- und Klimaschutzbüro der Nordkirche vorgeschlagen hat.© Tim Riediger, Nordkirche

Bericht aus dem Ökumenewerk der Nordkirche

Mehr erfahren zu den Arbeitsfeldern auf der Website des Ökumenewerks.

„Was bedeutet es heute, eine verantwortliche Kirche in der Einen Welt Gottes zu sein?“, fragte der Direktor des Ökumenewerks, Christian Wollmann, zu Beginn seines Berichts vor den Synodalen.

Ökumenewerksdirektor Christian Wollmann vor der Landessynode
Der Direktor des Ökumenewerks, Christian Wollmann, erläutert Ziele und Vorhabendes der Institution. Einmal im Jahr ist er von den Synodalen dazu aufgefordert.© Tim Riediger, Nordkirche

Er führte aus, dass das Werk unter dem Motto „Miteinander für globale Gerechtigkeit“ Kontakte zu rund 40 Partnerkirchen und Organisationen weltweit pflege und auch zu Kirchen und Gemeinden anderer Religion oder Konfession in der Nordkirche. 

In diesem Netzwerk gestalten wir gemeinsam unsere Kirchen und unsere Welt angesichts großer globaler Herausforderungen.

Arbeitsfelder im Ökumenewerk

  • Internationale Beziehungen
  • Interkulturelle Ökumene
  • Globale Gerechtigkeit
  • Freiwilligendienste

In den kommenden fünf Jahren werde das Ökumenewerk unter anderem bei der interkulturellen Kirchenentwicklung der Nordkirche einen Schwerpunkt setzen. „Denn hierin liegt ein großer Schatz für unsere kirchliche Lebendigkeit und Attraktivität in einer veränderten Gesellschaft“, sagte Wollmann.

Auch internationale Partnerschaft, der Schutz der Mitwelt und die Förderung von Klimagerechtigkeit stünden auf der Agenda. Daher dankte er den Syndalen für ihre Kollekte im Rahmen des Gottesdienstes zur Eröffnung der Synode, die an das Projekt "Deutsch-Tansanische Klimapartnerschaften" geht.

Im Sommer 2022 wurde der Internationale Kirchenkonvent auf dem Gebiet der Nordkirche feierlich gegründet. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt hat gemeinsam mit rund 40 leitenden Geistlichen christlicher Kirchen die Gründungsurkunde unterzeichnet.© Internationaler Kirchenkonvent

Die Synode endet mit dem Reisesegen

Mit dem gemeinsamen Lied "Der Herr segne Dich" werden die Synodalen von Bischof Tilman Jeremias verabschiedet. Ausdrücklich dankte er noch einmal dem neu gewählten Präsidium, das zum ersten Mal durch eine so ambitionierte Tagesordnung geführt hat.

Tilman Jeremias spricht den Reisesegen
Tilman Jeremias spricht den Reisesegen. Im September treffen sich die Synodalen zu ihrer nächsten Tagung.© Tim Riediger, Nordkirche.

Hintergrund zur Landessynode der Nordkirche

Wer, wie, was? Dieses Wimmelbild gibt einen ersten Eindruck von der Vielfalt der Aufgaben, Aktivitäten und Orte der Nordkirche.© epn

Die Landessynode der Nordkirche 

Die Landessynode ist das Kirchenparlament und damit verfasstes Leitungsgremium der Nordkirche. Die Landeskirche wird durch die Landessynode, die Kirchenleitung und die Landesbischöfin in gemeinsamer Verantwortung geleitet. Die Landessynode verkörpert die Einheit und Vielfalt der Kirchengemeinden, der Kirchenkreise und der Dienste und Werke.

Die Landessynode ist zur gemeinsamen Willensbildung in der Nordkirche berufen. Sie kann sich über alle Angelegenheiten der Nordkirche unterrichten lassen und sich an die Öffentlichkeit wenden. Sie berät und beschließt über diese Angelegenheiten im Rahmen des geltenden Rechts.

Die Landessynode spiegelt in ihrer Zusammensetzung die Vielfalt der Nordkirche wider. Ihr gehören 156 stimmberechtigte Mitglieder an. Dazu kommen acht Delegierte mit Rede- und Antragsrecht. Insgesamt 122 Synodale werden durch die 13 Kirchenkreise gewählt. Darunter sind Ehrenamtliche, Pastorinnen und Pastoren, sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

34 Synodale kommen aus den Diensten und Werken der Nordkirche, den Theologischen Fakultäten der Universitäten Greifswald, Kiel, Rostock und Hamburg oder werden durch die Kirchenleitung berufen. Die Vertreterinnen und Vertreter der Nordschleswigschen Gemeinde in Dänemark sowie die Jugenddelegierten haben kein Stimmrecht.

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EKD Info-Service

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Sexualisierte Gewalt

0800 0220099

Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche.
Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

Telefonseelsorge

0800 1110 111

0800 1110 222

Kostenfrei, bundesweit, täglich, rund um die Uhr. Online telefonseelsorge.de

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