Donnerstag, 21.11.2024

Journal zur Landessynode im November 2024, Tag 1

Ein eingespieltes Team: Vizepräses Elke König, Präses Ulrike Hillmann und Vizepräses Andreas Hamann (von links).
Ein eingespieltes Team: Vizepräses Elke König, Präses Ulrike Hillmann und Vizepräses Andreas Hamann (von links).© Tim Riediger, Nordkirche
Die Synodalen beten gemeinsam zu Beginn der Tagung.
Die Synodalen beten gemeinsam zu Beginn der Tagung. © Tim Riediger, Nordkirche

21. November 2024 von Simone Viere, Julia Krause, Claudia Ebeling, Maren Warnecke

Unsere Landessynode tagt derzeit vom 21. bis 23. November in Lübeck-Travemünde. In unserem Synoden-Journal berichten wir über Schwerpunkte und Hintergründe.

Zum Livestream: Portal der Landessynode

Mit dieser 22. Tagung endet die Legislatur der derzeitigen Landessynode. Im Fokus steht deshalb die feierliche Entpflichtung der Synodalen durch Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.

Ausblick auf die kommenden Tage:

Journal Tag 2
Journal Tag 3

Zudem beraten die Synodalen zum Umgang mit rassistischer Kirchenkunst in der Nordkirche, die Zukunft der Kirche, die Schaffung von Erprobungsräumen sowie eine neue Finanzstrategie.

Am Freitag, 22.11.2024, verleiht die Synode den Ehrenamtspreis „Nordstern 2024“ an drei Initiativen aus dem Gebiet der Nordkirche, die Inklusion und Gemeinsinn fördern.

Der erste Tag der Synodentagung am Donnerstag, 21.11. 2024, beginnt mit einem geistlichen Impuls.

Gedanken zum Vers "Fürchtet Euch nicht" zur Eröffnung 

Pastor Friedemann Magaard eröffnet die Tagung der Landessynode mit Gedanken zum Vers "Fürchtet Euch nicht":

Ich grüße euch mit dem Gruß der Engel, mit dem Wort des Auferstandenen, zugesprochen Menschen in exzeptionellen Lebenssituationen.

Ein Mann mit grauen Haaren und Brille steht an einem Rednerpult.
Pastor Friedemann Magaard aus Husum eröffnet die Synodentagung mit einem geistlichen Wort. © Tim Riediger, Nordkirche

Auch heute leben wir in exeptionellen Zeiten, wenn wir hinausblicken in Land und Welt. Krieg und Gewalt zerreißen die Menschen, eine Entwicklung hin zu Gerechtigkeit und Frieden sei nicht erkennbar. Mut und Hoffnung gebe da der Zuspruch "Fürchtet euch nicht".

EKD: Gratulation an Bischöfin Kirsten Fehrs

Präses Ulrike Hillmann gratuliert der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs zur Wahl als EKD-Ratsvorsitzende. Wenig später wählten die Landessynodalen ihre Präses Ulrike Hillmann als ehrenamtliches Mitglied in die EKD-Synode. 

Zwei Frauen lachen in die Kamera. Sie halten einen Blumenstrauß vor sich.
Präses Ulrike Hillmann gratuliert Bischöfin Kirsten Fehrs zu ihrer Wahl als EKD-Ratsvorsitzende.© Tim Riediger, Nordkirche

Perspektiven aus der Ökumene

Sinkendende Mitgliederzahlen, vielfältige Gesellschaft, neue und veränderte Aufgaben: Wie kann sich die Nordkirche auf die Herausforderungen der Zukunft einstellen? Zu dieser Frage gab es zum Auftakt der Tagung drei Impulse aus der weltweiten Ökumene.

Ein Mann steht am Rednerpult, dahinter stehen und sitzen Menschen auf dem Podium.
Pastor Brighton Katabaro berichtet von wachsenden Gemeinden in Tansania und von Problemen verursacht durch den Klimawandel, mit denen sein Heimatland zu kämpfen hat.© Tim Riediger, Nordkirche

Pastorin Anupama Hial kommt aus der Jeypore-Kirche in Indien
Pastor Brighton Katabaro kommt aus der Lutherischen Kirche in Tansania
Das Ökumenewerk der Nordkirche koordiniert die internationalen Beziehungen.

Sowohl Pastorin Anupama Hial, als auch Pastor Brighton Katabaro, die beide zur Zeit an der Missionsakademie der Universität Hamburg arbeiten, plädierten dafür, Christ:innen aus anderen kulturellen Kontexten mehr in den Blick zu nehmen. Zum Beispiel sollten Pastor:innen mit Diplomen aus dem Ausland hier Gemeinden leiten dürfen. Und auch für Menschen, die derzeit in internationalen Gemeinden zu Hause sind, könnte sich die Nordkirche mehr öffnen.

Bischöfin Dagmar Winter aus der der Diözese Ely der Kirche von England ermutigte die Gemeinden zu mehr Spiritualität.

Schon gewusst...?

Seit 2012 ist das Maritim Hotel in Lübeck-Travemüde Tagungshotel der Landessynode der Nordkirche.

Für die einen ist es der „hässliche Klotz“ der Lübecker Bucht, für andere das Wahrzeichen von Travemünde: Das Maritim Strandhotel polarisiert seit seinem Bau vor 51 Jahren. 1973 wurde das Maritim eröffnet. 119 Meter ragt das weiße Hochhaus in den Himmel und ist damit nach der Lübecker Marienkirche das zweithöchste Gebäude Schleswig-Holsteins.

Mehr zur Geschichte des Hotels in unserem Bericht: Zwischen Klotz und Wahrzeichen: Das Maritim-Hotel in Travemünde

Zukunftsprozess im Fokus

Am Donnerstagnachmittag debattiert die Synode über zwei Eckpunktepapiere des Zukunftsprozesses, einmal zur Gemeinde im Wandel und zur Finanzstrategie. Bischöfin Nora Steen stimmt die Synodalen auf das Thema ein: 

Bischöfin Nora Steen betonte vor der Synode, wie wichtig es sei, Entscheidungen zu fällen, damit wir weitergehen können. © Tim Riediger

"'Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten.' Ob das nun Albert Einstein wirklich gesagt hat oder nicht, sei dahingestellt. Trotzdem ist der Satz gut. Egal, von wem er ist." 

Sich auf den Weg machen

Hier gibt es das Eckpunktepapier "Gemeinde im Wandel" zum Nachlesen und die dazu abgegebenen Stellungnahmen.

Jetzt sei der Zeitpunkt, sich von den Bahnhöfen an die Häfen zu begeben, denn die Veränderung ereigne sich nicht ohne unser Zutun, so Steen. "Suchen Sie sich gedanklich einen passenden aus – Rostock, Hamburg, Büsum, Flensburg. Und dann geben wir uns einen Ruck und verlassen den festen, vertrauten Boden – und gehen an Bord", so die Bischöfin weiter.

Die schöne Erfahrung werde sein: "Auch hier trägt der Boden. Etwas wacklig und ungewohnt vielleicht, aber er trägt."

Platz für Kritik und Meinungsvielfalt

Wichtig sei im Zukunftsprozess, die unangenehmen Themen nicht unter den Teppich zu kehren, sondern zur Sprache zu bringen. "Der Leib Christi hat viele Glieder – wie gut! Für Meinungsvielfalt ist hier Platz. Für konstruktiv ausgetragene Konflikte aber ebenso!", so Steen.

Lukas Brinkmann, Andreas Lüdtke, Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Mathias Lenz, zukünftiger Propst im Kirchenkreis Nordfriesland, brachten Eckpunkte zum Thema „Christliche Gemeinde im Wandel gestalten“ ein.© Tim Riediger, Nordkirche

Das Eckpunktepapier Finanzstrategie umfasst sowohl Planungen zur Begrenzung der Ausgaben, etwa im Bereich Verwaltung, als auch zur Stabilisierung der Einnahmen. So sieht es etwa vor, parallel zur Kirchensteuer "ergänzende und alternative Einnahmeprinzipien verstärkt in den Blick zu nehmen". 

Kosten für Klimaschutz im Blick

Auf dem Prüfstand steht das Zieljahr für die Treibhausgasneutralität: Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt kündigte an, es von derzeit 2050 auf 2035 vorzuziehen. Voraussetzung für den finalen Beschluss eines neuen Zieldatums sei eine vorangegangene Vollkostenanalyse.

Hintergrund: Der größte Teil der Emissionen der Nordkirche wird durch den Gebäudebestand verursacht. Ihre energetische Sanierung bedeutet also einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase. „Wir wollen genau wissen, welche Kosten mit der energetischen Sanierung unseres Gebäudebestands verbunden sind – und welche Konsequenzen es hätte, wenn wir dies nicht umsetzen", so die Landesbischöfin. 

Derzeit werden in der Nordkirche mindestens 0,8 Prozent der Haushaltsmittel für Klimaschutzmaßnahmen aufgewendet. Diese Maßgabe sei auch weiterhin bindend. „Nur mit einer gesicherten Finanzierung können Klimaschutzmanagerinnen und Klimaschutzmanager in unseren Kirchenkreisen weiterhin wichtige Arbeit leisten“, so Kristina Kühnbaum-Schmidt, die zugleich Beauftragte für Schöpfungsverantwortung der EKD ist. 

Erprobungsräume rechtssicher machen

Synodenpräses Ulrike Hillmann bringt einen Vorschlag für eine Gesetzesänderung ein, der sogenannte „Erprobungsräume“ für Gemeinden rechtssicher ermöglicht. „Das könnte mein Meisterstück werden“, sagte sie bei der Einbringung. Sie sei zwar keine „Revoluzzerin“, doch dieses Gesetz könnte es Gemeinden in Zukunft erleichtern, revolutionäre Ideen und Konzepte umzusetzen. Bereits bei der vorangegangenen engagierten Diskussion der Synodalen zum Thema „Gemeinde im Wandel“ sei deutlich geworden, dass es großen Bedarf gebe.

Präses der Landessynode, Ulrike Hillmann.© Tim Riediger, Nordkirche

In dem Vorschlag der Synodenpräses heißt es zur Begründung: „Im Zukunftsprozess der Nordkirche, insbesondere im Themenbereich 'Gemeinde im Wandel', wurde in den Beratungen deutlich, dass abschließende Entscheidungen über neue Strukturen und Aufgaben der kirchlichen Körperschaften derzeit noch nicht möglich sind". Gleichzeitig bestehe bei mehreren Kirchengemeinden und Kirchenkreisen eine hohe Motivation, bestimmte Veränderungen übergangsweise „auszuprobieren“. Damit könnten Erfahrungen gesammelt werden, die für eine spätere endgültige Rechtsetzung hilfreich wären. Für solche Erprobungen fehle eine Rechtsgrundlage im kirchlichen Recht der Nordkirche, so Hillmann.

Abendandacht

Die Sylvia Giesecke (Mitglied der Kirchenleitung) erinnert an die Gründung der Evangelischen Frauenhilfe 1899. Sie linderte die Not von Frauen, die während der Industrialisierung unter Armut und Ausbeutung litten. Später kamen die Versorgung von Kriegswaisen, seelsorgerische Dienste und schließlich das Müttergenesungswerk hinzu. 

Was vor mehr als 100 Jahre die Kernbotschaft war, gelte noch immer: "Der Aufruf, sich für andere einzusetzen und damit ein Hoffnungslicht zu setzen, darf in unserer Kirche niemals verstummen", so Sylvia Giesecke. 

Zum Gebet gefaltete Hände
Gebet während der Abendandacht© Tim Riediger, Nordkirche

Um zu verdeutlichen, dass Solidarität manchmal nur eines kleinen Anstupsers bedarf, lenkt sie den Blick nach Island: 2008 steckte das Land in einer schweren Finanzkrise, die Arbeitslosenquote verdreifachte sich innerhalb kurzer Zeit. Um ein Zeichen der Mitmenschlichkeit zu setzen, ließ die Stadt Akureyri ihr rotes Ampellicht als Herz erstrahlen.

Bis heute erinnere es Wartende daran, bei der Not anderer nicht wegzuschauen, sondern füreinander da zu sein, so Giesecke. "Also ärgert euch nicht, sondern denkt darüber nach, ob ihr an diesem Tag schon anderen wohlgetan habt", so ihr Appell. 

Die Landessynode

Die Landessynode wird auch als Kirchenparlament bezeichnet. Sie zählt 156 Synodale, von denen die meisten ehrenamtlich in diesem Leitungsorgan arbeiten.

Zu den Aufgaben der Landessynode gehören unter anderem das Beschließen von Gottesdienstordnungen, Kirchengesetzen und des landeskirchlichen Haushaltes sowie die Wahl der Kirchenleitung und der bischöflichen Personen.

Die II. Landessynode der Nordkirche hat sich auf ihrer Tagung im November 2018 konstituiert und ist bis einschließlich 2024 gewählt.

Dem Präsidium der Landessynode gehören an: Präses Ulrike Hillmann1. Vizepräses Andreas Hamann und 2. Vizepräses Elke König. Die Geschäftsstelle der Landessynode hat ihren Sitz im Landeskirchenamt der Nordkirche in Kiel.

Veranstaltungen
Orte
  • Orte
  • Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Gertrud zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Michael in Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Nikolai-Kirchengemeinde Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Petrigemeinde in Flensburg
  • Hamburg
    • Hauptkirche St. Jacobi
    • Hauptkirche St. Katharinen
    • Hauptkirche St. Michaelis
    • Hauptkirche St. Nikolai
    • Hauptkirche St. Petri
  • Greifswald
    • Ev. Bugenhagengemeinde Greifswald Wieck-Eldena
    • Ev. Christus-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Johannes-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Jacobi Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Marien Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald
  • Kiel
  • Lübeck
    • Dom zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Jakobi Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck
    • St. Petri zu Lübeck
  • Rostock
    • Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock Heiligen Geist
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Evershagen
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Lütten Klein
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Rostock
    • Ev.-Luth. Luther-St.-Andreas-Gemeinde Rostock
    • Kirche Warnemünde
  • Schleswig
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig
  • Schwerin
    • Ev.-Luth. Domgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Schwerin
    • Ev.-Luth. Petrusgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Schloßkirchengemeinde Schwerin

Personen und Institutionen finden

EKD Info-Service

0800 5040 602

Montag bis Freitag von 9-18 Uhr kostenlos erreichbar - außer an bundesweiten Feiertagen

Sexualisierte Gewalt

0800 0220099

Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche.
Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

Telefonseelsorge

0800 1110 111

0800 1110 222

Kostenfrei, bundesweit, täglich, rund um die Uhr. Online telefonseelsorge.de

Zum Anfang der Seite