Journal zur Landessynode im November 2024, Tag 1
21. November 2024
Unsere Landessynode tagt derzeit vom 21. bis 23. November in Lübeck-Travemünde. In unserem Synoden-Journal berichten wir über Schwerpunkte und Hintergründe.
Zum Livestream: Portal der Landessynode
Mit dieser 22. Tagung endet die Legislatur der derzeitigen Landessynode. Im Fokus steht deshalb die feierliche Entpflichtung der Synodalen durch Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.
Der erste Tag der Synodentagung am Donnerstag, 21.11. 2024, beginnt mit einem geistlichen Impuls.
Gedanken zum Vers "Fürchtet Euch nicht" zur Eröffnung
Pastor Friedemann Magaard eröffnet die Tagung der Landessynode mit Gedanken zum Vers "Fürchtet Euch nicht":
Ich grüße euch mit dem Gruß der Engel, mit dem Wort des Auferstandenen, zugesprochen Menschen in exzeptionellen Lebenssituationen.
Auch heute leben wir in exeptionellen Zeiten, wenn wir hinausblicken in Land und Welt. Krieg und Gewalt zerreißen die Menschen, eine Entwicklung hin zu Gerechtigkeit und Frieden sei nicht erkennbar. Mut und Hoffnung gebe da der Zuspruch "Fürchtet euch nicht".
EKD: Gratulation an Bischöfin Kirsten Fehrs
Präses Ulrike Hillmann gratuliert der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs zur Wahl als EKD-Ratsvorsitzende. Wenig später wählten die Landessynodalen ihre Präses Ulrike Hillmann als ehrenamtliches Mitglied in die EKD-Synode.
Perspektiven aus der Ökumene
Sinkendende Mitgliederzahlen, vielfältige Gesellschaft, neue und veränderte Aufgaben: Wie kann sich die Nordkirche auf die Herausforderungen der Zukunft einstellen? Zu dieser Frage gab es zum Auftakt der Tagung drei Impulse aus der weltweiten Ökumene.
Pastorin Anupama Hial kommt aus der Jeypore-Kirche in Indien
Pastor Brighton Katabaro kommt aus der Lutherischen Kirche in Tansania
Das Ökumenewerk der Nordkirche koordiniert die internationalen Beziehungen.
Sowohl Pastorin Anupama Hial, als auch Pastor Brighton Katabaro, die beide zur Zeit an der Missionsakademie der Universität Hamburg arbeiten, plädierten dafür, Christ:innen aus anderen kulturellen Kontexten mehr in den Blick zu nehmen. Zum Beispiel sollten Pastor:innen mit Diplomen aus dem Ausland hier Gemeinden leiten dürfen. Und auch für Menschen, die derzeit in internationalen Gemeinden zu Hause sind, könnte sich die Nordkirche mehr öffnen.
Bischöfin Dagmar Winter aus der der Diözese Ely der Kirche von England ermutigte die Gemeinden zu mehr Spiritualität.
Zukunftsprozess im Fokus
Am Donnerstagnachmittag debattiert die Synode über zwei Eckpunktepapiere des Zukunftsprozesses, einmal zur Gemeinde im Wandel und zur Finanzstrategie. Bischöfin Nora Steen stimmt die Synodalen auf das Thema ein:
"'Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten.' Ob das nun Albert Einstein wirklich gesagt hat oder nicht, sei dahingestellt. Trotzdem ist der Satz gut. Egal, von wem er ist."
Sich auf den Weg machen
Hier gibt es das Eckpunktepapier "Gemeinde im Wandel" zum Nachlesen und die dazu abgegebenen Stellungnahmen.
Jetzt sei der Zeitpunkt, sich von den Bahnhöfen an die Häfen zu begeben, denn die Veränderung ereigne sich nicht ohne unser Zutun, so Steen. "Suchen Sie sich gedanklich einen passenden aus – Rostock, Hamburg, Büsum, Flensburg. Und dann geben wir uns einen Ruck und verlassen den festen, vertrauten Boden – und gehen an Bord", so die Bischöfin weiter.
Die schöne Erfahrung werde sein: "Auch hier trägt der Boden. Etwas wacklig und ungewohnt vielleicht, aber er trägt."
Platz für Kritik und Meinungsvielfalt
Wichtig sei im Zukunftsprozess, die unangenehmen Themen nicht unter den Teppich zu kehren, sondern zur Sprache zu bringen. "Der Leib Christi hat viele Glieder – wie gut! Für Meinungsvielfalt ist hier Platz. Für konstruktiv ausgetragene Konflikte aber ebenso!", so Steen.
Das Eckpunktepapier Finanzstrategie umfasst sowohl Planungen zur Begrenzung der Ausgaben, etwa im Bereich Verwaltung, als auch zur Stabilisierung der Einnahmen. So sieht es etwa vor, parallel zur Kirchensteuer "ergänzende und alternative Einnahmeprinzipien verstärkt in den Blick zu nehmen".
Kosten für Klimaschutz im Blick
Auf dem Prüfstand steht das Zieljahr für die Treibhausgasneutralität: Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt kündigte an, es von derzeit 2050 auf 2035 vorzuziehen. Voraussetzung für den finalen Beschluss eines neuen Zieldatums sei eine vorangegangene Vollkostenanalyse.
Hintergrund: Der größte Teil der Emissionen der Nordkirche wird durch den Gebäudebestand verursacht. Ihre energetische Sanierung bedeutet also einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase. „Wir wollen genau wissen, welche Kosten mit der energetischen Sanierung unseres Gebäudebestands verbunden sind – und welche Konsequenzen es hätte, wenn wir dies nicht umsetzen", so die Landesbischöfin.
Derzeit werden in der Nordkirche mindestens 0,8 Prozent der Haushaltsmittel für Klimaschutzmaßnahmen aufgewendet. Diese Maßgabe sei auch weiterhin bindend. „Nur mit einer gesicherten Finanzierung können Klimaschutzmanagerinnen und Klimaschutzmanager in unseren Kirchenkreisen weiterhin wichtige Arbeit leisten“, so Kristina Kühnbaum-Schmidt, die zugleich Beauftragte für Schöpfungsverantwortung der EKD ist.
Erprobungsräume rechtssicher machen
Synodenpräses Ulrike Hillmann bringt einen Vorschlag für eine Gesetzesänderung ein, der sogenannte „Erprobungsräume“ für Gemeinden rechtssicher ermöglicht. „Das könnte mein Meisterstück werden“, sagte sie bei der Einbringung. Sie sei zwar keine „Revoluzzerin“, doch dieses Gesetz könnte es Gemeinden in Zukunft erleichtern, revolutionäre Ideen und Konzepte umzusetzen. Bereits bei der vorangegangenen engagierten Diskussion der Synodalen zum Thema „Gemeinde im Wandel“ sei deutlich geworden, dass es großen Bedarf gebe.
In dem Vorschlag der Synodenpräses heißt es zur Begründung: „Im Zukunftsprozess der Nordkirche, insbesondere im Themenbereich 'Gemeinde im Wandel', wurde in den Beratungen deutlich, dass abschließende Entscheidungen über neue Strukturen und Aufgaben der kirchlichen Körperschaften derzeit noch nicht möglich sind". Gleichzeitig bestehe bei mehreren Kirchengemeinden und Kirchenkreisen eine hohe Motivation, bestimmte Veränderungen übergangsweise „auszuprobieren“. Damit könnten Erfahrungen gesammelt werden, die für eine spätere endgültige Rechtsetzung hilfreich wären. Für solche Erprobungen fehle eine Rechtsgrundlage im kirchlichen Recht der Nordkirche, so Hillmann.
Abendandacht
Die Sylvia Giesecke (Mitglied der Kirchenleitung) erinnert an die Gründung der Evangelischen Frauenhilfe 1899. Sie linderte die Not von Frauen, die während der Industrialisierung unter Armut und Ausbeutung litten. Später kamen die Versorgung von Kriegswaisen, seelsorgerische Dienste und schließlich das Müttergenesungswerk hinzu.
Was vor mehr als 100 Jahre die Kernbotschaft war, gelte noch immer: "Der Aufruf, sich für andere einzusetzen und damit ein Hoffnungslicht zu setzen, darf in unserer Kirche niemals verstummen", so Sylvia Giesecke.
Um zu verdeutlichen, dass Solidarität manchmal nur eines kleinen Anstupsers bedarf, lenkt sie den Blick nach Island: 2008 steckte das Land in einer schweren Finanzkrise, die Arbeitslosenquote verdreifachte sich innerhalb kurzer Zeit. Um ein Zeichen der Mitmenschlichkeit zu setzen, ließ die Stadt Akureyri ihr rotes Ampellicht als Herz erstrahlen.
Bis heute erinnere es Wartende daran, bei der Not anderer nicht wegzuschauen, sondern füreinander da zu sein, so Giesecke. "Also ärgert euch nicht, sondern denkt darüber nach, ob ihr an diesem Tag schon anderen wohlgetan habt", so ihr Appell.