Kandidat fürs Bischofsamt: Christian Behr
22. Februar 2019
Der Dresdner Superintendent und Pfarrer Christian Behr möchte Bischof in Mecklenburg-Vorpommern werden.
Mecklenburg-Vorpommern ist dem Dresdner Bischofskandidaten Christian Behr nicht völlig unbekannt. Eine seiner drei Töchter hat in Rostock studiert, eine andere lebt mit ihrer Familie in Greifswald. "Ich weiß etwas um die Fröhlichkeit und die Schwierigkeiten im Land", sagt der 57-Jährige.
Behr: Im Osten gibt es viele "Biografien von Verletzung"
Die Nordkirche sei für ihn ein "spannendes Experiment", das noch nicht abgeschlossen ist. Im Osten gebe es viele "Biografien von Verletzung", darüber könne die Kirche nicht hinweggehen. Als Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern würde er gern "mit Freude den Ost-Aspekt betonen".
Behr ist gebürtiger Thüringer
Christian Behr ist gebürtiger Thüringer und absolvierte Ende der 70er Jahre zunächst eine Lehre als Baufacharbeiter. Nach dem Theologie-Studium in Jena übernahm er seine erste Pfarrstelle 1989 in Kayna bei Zeitz (Sachsen-Anhalt), wo er auch als Kreisdiakoniepfarrer tätig war. 1994 wechselte Behr ins sächsische Grimma. Seit 2012 ist er 1. Pfarrer an der Kreuzkirche Dresden und Superintendent.
Gründungsmitglied des "Forums für Gemeinschaft und Theologie"
Behr arbeitet im Beirat für die geistliche Arbeit an der Frauenkirche und im Vorstand für das Ökumenische Informationszentrum. Er ist Gründungsmitglied des liberalen "Forums für Gemeinschaft und Theologie" und engagiert sich in einer Partnerschaft zur Lutherischen Kirche in Moskau. "Gerade in Zeiten, in denen sich die politischen Fronten verhärten, sollten wir den Menschen in Russland zeigen: Ihr seid nicht allein."
"Die Kirche hat die Aufgabe, im Gemeinwesen zu wirken"
Seine Zeit in Grimma sei durch die starken Überschwemmungen 2002 geprägt gewesen. "Es hat uns schwer getroffen, das Wasser stand 1,80 hoch in der Kirche." Gemeinsam mit dem Bürgermeister habe er die Hilfe nach der Flut gemanagt. "Die Kirche hat die Aufgabe, im Gemeinwesen zu wirken." Ebenso müsse sie in gesellschaftlichen Debatten ihre friedensethische Verantwortung stärker einbringen. "Ich sage es mantramäßig: Waffenexporte, das geht aus meiner Sicht nicht."
"Wir sollten immer versuchen, zu reden"
Vor dem Hintergrund der allwöchentlichen "Pegida"-Demonstrationen 2016 und 2017 in Dresden hatte Behr gemeinsam mit der Stadt zu Gesprächen in die Kreuzkirche eingeladen. Bis zu 1.200 Menschen seien zeitweise gekommen. "Ich habe gelernt: Wir sollten immer versuchen, zu reden. Aber auch da gibt es Grenzen."
Vielfalt in Gottesdiensten: "Wir brauchen den Diskurs"
Behr bekennt sich zu vielfältigen Gottesdienstformen ebenso wie zu den überregionalen Diensten und Werken: "Wir brauchen den Diskurs." Für ihn sei das Amt des Bischofs "ein Amt der Einheit, aber auch der Klarheit". Dazu gehöre auch, zu erkennen, dass im ländlichen Raum nicht alle "Kleinstgemeinden" in ihrer jetzigen Form erhalten werden können. "Wir müssen uns eine Gratwanderung zumuten."
Persönlich brauche er keinen speziellen Ausgleich, um zu entspannen, sagt Behr. Er geht regelmäßig mit seiner Frau wandern und zu beruflichen Terminen im Umkreis von zehn Kilometern fährt er mit dem Fahrrad. "Da muss ich abends nicht ins Fitness-Studio."
Mitglied im Posaunenchor
Im Falle seiner Wahl hat Behr auch schon eine Vorstellung, was er als erstes tun will: "Ich würde zunächst die sieben Propsteien besuchen und mir jeweils eine Dorfkirche zeigen lassen - eine wo es besonders schön oder besonders schlimm ist." Behr singt im Chor und spielt im Posaunenchor. Das würde er auch an seiner neuen Wirkungsstätte gern fortsetzen. "Aber ich werde nicht versprechen können, dass ich jede Woche bei der Probe bin."