Menschen in Not

Kein Schutz bei Frost und Nässe: Im Winter sind Obdachlose besonders gefährdet

Die Diakonischen Werke in Deutschland fordern mehr Anstrengungen im Kampf gegen Obdachlosigkeit. Dazu gehört, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Die Diakonischen Werke in Deutschland fordern mehr Anstrengungen im Kampf gegen Obdachlosigkeit. Dazu gehört, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.© Bodnarchuk/iStock

03. Februar 2025 von Helge Buttkereit

Lebenskrisen, Armut, fehlender Wohnraum: Die Gründe für Obdachlosigkeit sind vielfältig. Und wer auf der Straße leben muss, ist im Winter besonders gefährdet. Die Diakonie kritisiert immer wieder fehlende und angemessene Unterkünfte für die Menschen, zumindest für die Nächte. Durch Spenden kann die Situation einzelner Menschen immer wieder ein kleines bisschen verbessert werden - zum Beispiel durch wasserdichte Parkas mit Fußteil in Rendsburg.

#SozialWählen: Kampagne der Diakonie Deutschland zur Bundestagswahl.Enthalten ist auch die Forderung nach mehr sozialem Wohnungsbau

Die Wohnungslosenberichte für Norddeutschland zeigen, dass immer Menschen bedroht oder betroffen sind. Obdachlosigkeit betrifft dabei nicht nur Städte, wie Hamburg oder Kiel, sondern auch ländliche Regionen, in denen die Mieten zu hoch sind und Angebote zu wenig.

Rendsburg: Spenden für acht "Sheltersuits"

Nicht jeder möchte in die Notschlafstelle, die in Rendsburg vom Diakonischen Werk des Kirchenkreises betrieben wird. Und so freut sich Sabine Willert, Teamleiterin Wohnungslosenhilfe bei der Diakonie, über acht gespendete Sheltersuits. Das sind warme und wasserdichte Parkas mit Schlafsackfußteil.

Alexander von Bargen und Christine Lütje vom Vorstand der JHG bei der Übergabe der Sheltersuits.
Alexander von Bargen und Christine Lütje vom Vorstand der JHG bei der Übergabe der Sheltersuits. Sie machen sich vor Ort bei Sabine Willert ein Bild von der Arbeit für die Wohnsitzlosen in Rendsburg und rufen zu weiteren Spenden auf.© Helge Buttkereit

Verantwortlich dafür ist die Johanniter Hilfsgemeinschaft Kiel (JHG). Alexander von Bargen und Christine Lütje vom Vorstand der JHG hatten zu Spenden aufgerufen, so dass für je 300 Euro ein Sheltersuit angeschafft werden konnte.

„Das hört sich erst mal teuer an, aber wenn man aber bedenkt, dass die Obdachlosen Menschen den Kälteschutzanzug über mehrere Monate mehr oder weniger durchgehend tragen und sieht, wie hochwertig die Sheltersuits verarbeitet sind, wirkt der Preis mehr als angemessen", erläutert der Vorstand der JHG.

Hintergrund: Sheltersuits (1/2)

Erfunden hat die Sheltersuits der Niederländer Bas Timmer, nachdem der Vater eines Freundes an den Folgen einer Unterkühlung durch Obdachlosigkeit verstorben war. Daraus ist die "Sheltersuit-Foundation" geworden, die heute weltweit Funktionskleidung für Menschen bereitstellt, die auf der Straße leben. Über die Johanniter Hilfsgemeinschaften sind in ganz Deutschland mehr als 1000 Sheltersuits verteilt worden, davon 55 in Kiel und Umgebung.

Nicht nur die Funktionalität spielt eine große Rolle, sondern auch das Design. Einem obdachlosen Menschen etwas Funktionelles, aber auch Schönes zum Anziehen zur Verfügung zu stellen, gibt der Person eine gewisse Würde zurück. Die Sheltersuits werden komplett aus aussortierten Materialien hergestellt, also ein typisches Produkt aus dem Bereich UpCycling. Außerdem werden die Sheltersuits von Menschen gefertigt, die im normalen Arbeitsmarkt keine Chance haben. Dies ist ein weiterer wichtiger sozialer Aspekt des Projekts.

Zahl der Obdachlosen in Hamburg seit 2018 verdoppelt

Laut dem Wohnungslosenbericht 2024 hat sich die Zahl der obdachlosen Menschen in Hamburg in den letzten sechs Jahren verdoppelt. Übernachtungsplätze stehen nicht einmal für jeden dritten Menschen zur Verfügung.

„Auch wenn unsere Kolleg*innen aus der Straßensozialarbeit und den Obdachloseneinrichtungen schon seit langem von einer starken Verelendung auf der Straße berichten, erschreckt mich dieser enorme Anstieg sehr“, sagt Dirk Hauer, Sozialexperte der Diakonie Hamburg.

Im Einsatz: Cornelia Olbrichts versorgt gemeinsam mit ihrem Kollegen Werner Kopf Obdachlos
Im Einsatz beim Mitternachtsbus des Diakonischen Werks in Hamburg: Cornelia Olbrichts versorgt gemeinsam mit ihrem Kollegen Werner Kopf Obdachlose mit warmen Getränken und kleinen Snacks.© Silke Nora Kehl / epd-Bild



Bei der letzten Zählung im Jahr 2018 verzeichnete man 1.910 obdachlos lebende Menschen in Hamburg. Jetzt sind es 3.787 mit einer deutlich höheren Dunkelziffer. Diese Zahlen seien auch nicht durch Zuwanderung so stark gestiegen. Der Anteil von Obdachlosen aus Südosteuropa sei über die Jahre nur wenig mehr geworden.

Entscheidend ist bezahlbarer Wohnraum

Viel wichtiger sei es, obdachlose Menschen mit Wohnraum zu versorgen. Im aktuellen Winternotprogramm steht nach Angaben Hauers nicht einmal für jeden dritten Obdachlosen ein Übernachtungsplatz zur Verfügung.

Auch das Diakonische Werk Schleswig-Holstein fordert mit Blick auf die kommende Bundestagswahl, von den demokratischen Parteien, den sozialen Wohnungsbau dringend stärker zu fördern. Das sei "ein Menschenrecht", so Diakonie-Pastor Heiko Naß.

Veranstaltungen
Orte
  • Orte
  • Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Gertrud zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Michael in Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Nikolai-Kirchengemeinde Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Petrigemeinde in Flensburg
  • Hamburg
    • Ev.-Luth. Hauptkirche St. Katharinen
    • Hauptkirche St. Jacobi
    • Hauptkirche St. Michaelis
    • Hauptkirche St. Nikolai
    • Hauptkirche St. Petri
  • Greifswald
    • Ev. Bugenhagengemeinde Greifswald Wieck-Eldena
    • Ev. Christus-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Johannes-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Jacobi Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Marien Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald
  • Kiel
  • Lübeck
    • Dom zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Jakobi Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck
    • St. Petri zu Lübeck
  • Rostock
    • Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock Heiligen Geist
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Evershagen
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Lütten Klein
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Rostock
    • Ev.-Luth. Luther-St.-Andreas-Gemeinde Rostock
    • Kirche Warnemünde
  • Schleswig
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig
  • Schwerin
    • Ev.-Luth. Domgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Schwerin
    • Ev.-Luth. Petrusgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Schloßkirchengemeinde Schwerin

Personen und Institutionen finden

EKD Info-Service

0800 5040 602

Montag bis Freitag von 9-18 Uhr kostenlos erreichbar - außer an bundesweiten Feiertagen

Sexualisierte Gewalt

0800 0220099

Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche.
Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

Telefonseelsorge

0800 1110 111

0800 1110 222

Kostenfrei, bundesweit, täglich, rund um die Uhr. Online telefonseelsorge.de

Zum Anfang der Seite