Kein Schutz bei Frost und Nässe: Im Winter sind Obdachlose besonders gefährdet
03. Februar 2025
Lebenskrisen, Armut, fehlender Wohnraum: Die Gründe für Obdachlosigkeit sind vielfältig. Und wer auf der Straße leben muss, ist im Winter besonders gefährdet. Die Diakonie kritisiert immer wieder fehlende und angemessene Unterkünfte für die Menschen, zumindest für die Nächte. Durch Spenden kann die Situation einzelner Menschen immer wieder ein kleines bisschen verbessert werden - zum Beispiel durch wasserdichte Parkas mit Fußteil in Rendsburg.
#SozialWählen: Kampagne der Diakonie Deutschland zur Bundestagswahl.Enthalten ist auch die Forderung nach mehr sozialem Wohnungsbau
Die Wohnungslosenberichte für Norddeutschland zeigen, dass immer Menschen bedroht oder betroffen sind. Obdachlosigkeit betrifft dabei nicht nur Städte, wie Hamburg oder Kiel, sondern auch ländliche Regionen, in denen die Mieten zu hoch sind und Angebote zu wenig.
Rendsburg: Spenden für acht "Sheltersuits"
Nicht jeder möchte in die Notschlafstelle, die in Rendsburg vom Diakonischen Werk des Kirchenkreises betrieben wird. Und so freut sich Sabine Willert, Teamleiterin Wohnungslosenhilfe bei der Diakonie, über acht gespendete Sheltersuits. Das sind warme und wasserdichte Parkas mit Schlafsackfußteil.
Verantwortlich dafür ist die Johanniter Hilfsgemeinschaft Kiel (JHG). Alexander von Bargen und Christine Lütje vom Vorstand der JHG hatten zu Spenden aufgerufen, so dass für je 300 Euro ein Sheltersuit angeschafft werden konnte.
„Das hört sich erst mal teuer an, aber wenn man aber bedenkt, dass die Obdachlosen Menschen den Kälteschutzanzug über mehrere Monate mehr oder weniger durchgehend tragen und sieht, wie hochwertig die Sheltersuits verarbeitet sind, wirkt der Preis mehr als angemessen", erläutert der Vorstand der JHG.
Zahl der Obdachlosen in Hamburg seit 2018 verdoppelt
Laut dem Wohnungslosenbericht 2024 hat sich die Zahl der obdachlosen Menschen in Hamburg in den letzten sechs Jahren verdoppelt. Übernachtungsplätze stehen nicht einmal für jeden dritten Menschen zur Verfügung.
Zum Nachlesen: Pressemitteilung der Diakonie Hamburg zum Thema
„Auch wenn unsere Kolleg*innen aus der Straßensozialarbeit und den Obdachloseneinrichtungen schon seit langem von einer starken Verelendung auf der Straße berichten, erschreckt mich dieser enorme Anstieg sehr“, sagt Dirk Hauer, Sozialexperte der Diakonie Hamburg.
Bei der letzten Zählung im Jahr 2018 verzeichnete man 1.910 obdachlos lebende Menschen in Hamburg. Jetzt sind es 3.787 mit einer deutlich höheren Dunkelziffer. Diese Zahlen seien auch nicht durch Zuwanderung so stark gestiegen. Der Anteil von Obdachlosen aus Südosteuropa sei über die Jahre nur wenig mehr geworden.
Entscheidend ist bezahlbarer Wohnraum
Viel wichtiger sei es, obdachlose Menschen mit Wohnraum zu versorgen. Im aktuellen Winternotprogramm steht nach Angaben Hauers nicht einmal für jeden dritten Obdachlosen ein Übernachtungsplatz zur Verfügung.
#SozialWählen: Diakonie Schleswig-Holstein fordert "Recht auf Wohnen"
Auch das Diakonische Werk Schleswig-Holstein fordert mit Blick auf die kommende Bundestagswahl, von den demokratischen Parteien, den sozialen Wohnungsbau dringend stärker zu fördern. Das sei "ein Menschenrecht", so Diakonie-Pastor Heiko Naß.