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Keine Langeweile im Gottesdienst!

Pastor Jonas Goebel in der Auferstehungskirche in Hamburg-Lohbrügge
Pastor Jonas Goebel in der Auferstehungskirche in Hamburg-Lohbrügge

16. April 2019 von Lena Modrow

Nur noch drei Prozent der Kirchenmitglieder kommen in den evangelischen Gottesdienst, schreibt Autor Erik Flügge in seinem neuen Buch. Deshalb könne man ihn in seiner jetzigen Form sowieso nicht mehr gebrauchen. Das stimmt so nicht, sagt Jonas Goebel. Er gibt in seinem Podcast Tipps für "ein schöneres Erlebnis am Sonntagmorgen".

Und der zieht zunächst einmal einen nicht-biblischen Vergleich heran: „Nur weil niemand mehr Pils trinken will, hört man ja auch nicht auf Pils zu produzieren – nein, man verfeinert das Produkt – zum Beispiel mit Zitrone.“ Das klassische Pils wird dann zwar nicht mehr getrunken, sondern viele Craft-Beer-Sorten in ihren verschiedenen Geschmacksvariationen. Und das lässt sich dann auch auf den Gottesdienst übertragen?

Profilschärfung der einzelnen Kirchen

Wie viele Menschen besuchen die Gottesdienste? 

Die Evangelische Kirche in Deutschland hat dazu eine Statistik herausgegeben.

Statistik

Dass der Vergleich etwas hinke, gibt der neue Pastor der Auferstehungskirche in Hamburg-Lohbrügge schon zu. Aber ihm geht es um die Profilschärfung der einzelnen Kirchen – dass nicht jede das gleiche anbietet, sondern das macht, hinter dem sie mit voller Überzeugung steht. Ein Positivbeispiel für ihn: Die Kirche St. Johannis in Eppendorf. „Die feiern einen traditionell geprägten, lutherischen Gottesdienst aus tiefstem Herzen“, sagt er. „Man weiß dort, woran man ist, und der Laden ist voll.“

Wer soll sonst einen christlichen Gottesdienst anbieten?

Der Gottesdienst sei nun mal ein Kernstück der Kirche, während zum Beispiel karitative Aufgaben auch von anderen Institutionen übernommen werden – wenn auch mit einem anderen Fundament. „Aber wenn wir als christliche Kirche keinen christlichen Gottesdienst mehr anbieten, wer soll es dann sonst tun?“, fragt er. „Das DRK zum Beispiel sicherlich nicht.“ Also braucht es wohl neue Geschmacksrichtungen.

Popupchurch und Musiktheater

Auch wenn Jonas Goebel gerade erst mit dem Pastorendasein so richtig anfängt, mit alternativen Gottesdienstformen und besonderer Gemeindearbeit hat sich der 30-Jährige vorab schon sehr viel beschäftigt. Als der Teil der Popupchurch trat er mit anderen Vikaren im Talar auf dem Weihnachtsmarkt oder dem Hamburger Dom auf, um dort in Gespräche über den Glauben zu kommen, wo die Menschen sind. Oder stellte mit der Christuskirche in Eidelstedt ein Musiktheater auf die Beine.

Podcast mit 42 Ideen für die Predigt

Seit einiger Zeit lässt er sich nicht nur Feedback für seine Predigt-Entwürfe bei Testlesern aus dem Netz geben, er stellt auch seine eigenen Predigten zum Nachhören online und gibt in einem Podcast „42 Ideen für ein schöneres Erlebnis am Sonntagmorgen“ Tipps für Predigt-Produzenten und –Konsumenten. Dass es gerade 42 sind, ist natürlich kein Zufall – 42 ist schließlich in Douglas Adams‘ „Per Anhalter durch die Galaxis“ die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest.

Neben Profilschärfung und der fühlbaren Begeisterung, die herüberkommen sollte, geht es um ganz pragmatische Dinge: Keine langen theologischen Auslegungen, sondern eine Verortung im Hier und Jetzt, heißt es in einer Folge. Keine Pastorenzentrierung, mehr Teilnahmemöglichkeiten für die Gemeinde, modernere, aber passende musikalische Begleitung.

Prozess des Ausprobierens und Auslotens

„Viele Ideen sind nicht neu“, sagt Jonas Goebel. „Sie könnten nur noch ein wenig angeschubst werden.“ Welche seiner Ideen in seiner neuen Gemeinde passen und welche nicht, ist jetzt ein Prozess des Ausprobierens und Auslotens. „Zuvor, als Theologie-Student und Vikar, hatte ich ja noch Welpenschutz“, sagt er. Aber bei der Ideen-Umsetzung hält er sich an die Überzeugung: Was beim Menschen unmöglich ist, ist bei Gott möglich. Um im Craft-Beer-Vergleich zu bleiben: „Das letzte Bier ist da noch nicht getrunken.“

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