Neuer Podcast "Männer im Wandel"
07. Januar 2025
Von Männern, für Männer und mit Männern im Wandel – so heißt ein neuer Podcast der Nordkirche. Joerg Urbschat vom Männerforum erzählt unserer Redaktion, welche Antworten Männer suchen, wenn sie sich für mehr Geschlechtergerechtigkeit einsetzen wollen.
Die Gleichstellung von Männern und Frauen ist im Grundgesetz verankert, die Nordkirche hat Geschlechtergerechtigkeit in ihrer Verfassung festgeschrieben. Sie regelt, dass niemand benachteiligt wird. Doch noch immer fällt es vielen schwer, alte Bilder oder traditionelle Vorstellungen von Geschlechtlichkeit loszulassen.
Im Interview spricht Joerg Urbschat über den Männerpodcast "Männer im Wandel". Er erklärt, warum traditionelle Männerbilder nicht mehr zeitgemäß sind und wie Männer aktiv zur Geschlechtergerechtigkeit beitragen können. Zudem geht er auf die Rolle von Spiritualität und Glauben im Leben moderner Männer ein.
Inke Pohl: Es gibt viele Podcasts speziell für Männer. Was ist an diesem Podcast "Männer im Wandel" besonders?
Joerg Urbschat: Oft geht es vermeintlich darum, Männlichkeit zu stärken. Die Inhalte wirken oft retraditionalisierend. Meist sind es einzelne Themenschwerpunkte wie Sexualität oder Arbeitsleben oder Vatersein. Wir vom Männerforum wollen am Thema Geschlechtergerechtigkeit mitarbeiten. Viele Männer nehmen das Gender-Thema mit Schuldzuschreibungen und Verallgemeinerungen wahr, und gehen in den Widerstand. Dabei gibt es so viele Männer, die Lust auf Wandel haben und ihren Beitrag leisten wollen, damit die schönere Welt, die unser Herz kennt, möglich wird. Dieser Podcast soll das unterstützen.
Um welche grundsätzlichen Themen geht es und welche Inhalte sind konkret geplant?
Wir befinden uns in einem großen sozio-ökonomischen Wandel und Männer sind Teil davon: Teil der Probleme, aber auch Teil des Fortschritts. In den ersten Folgen des Podcasts erzähle ich von modernen Ansätzen für den Wandel, etwa über die Theorie U von Otto Scharmer, die eine Art Landkarte des Wandels darstellt.
Spiritualität, Männerarbeit und die Theorie U
Zur Folge zur Theorie U geht es hier
Oder über das, was Richard Rohr über den Wandel lehrt. Alles das wende ich an auf die Lebenswelt von Männern. Was bedeutet es, alte Männerbilder oder traditionelle Vorstellungen loszulassen? Wie ändert sich mein Arbeitsleben, wenn ich nicht mehr hierarchisch agiere? Eine der ersten Folgen heißt „Guter alter weißer Mann“. Ich möchte weg von einem „Entweder- oder“ zu einem „Sowohl- als auch“. Männer sind nicht nur toxisch oder nur gut. In jedem einzelnen Mann verläuft die Trennlinie zwischen „gut und böse“.
Welche Rolle spielt der Glaube in einem Podcast vom Evangelischen Männerforum?
Joerg Urbschat: Glaube und Spiritualität, für mich persönlich Synonyme, sollen idealerweise dem guten Leben dienen. Jesus hat nicht gesagt „ich bin gekommen, dass alle glauben“, sondern sinngemäß „…dass alle ein Leben in Fülle leben können“. Es geht mir darum zu schauen: Was gehört zu einem guten Leben und wie kann Glaube und Spiritualität das unterstützen?
Wenn ich zum Beispiel über Väterbilder nachdenke und erkenne, dass es verschiedene Bilder gibt: den patriarchalen Vater, den abwesenden Vater, den sorgenden Vater usw., dann verändert sich auch etwas in meinem Gottesbild. Ich hinterfrage, wie sehr mein eigenes Bild von meinem Vater mein Bild von Gott prägt. Das heißt, es geht vordergründig um Lebensthemen. Uns ist wichtig, zu zeigen, dass jeder Mensch ein spirituelles Wesen ist, und das in seinem Alltag und in Gemeinschaft ausleben kann.
Im Männerforum gibt es schon länger viele digitale Formate, dazu gehört auch eine große Online-Community. Warum ist es wichtig, neben klassischen Veranstaltungsangeboten interessierte Männer auch so anzusprechen?
Joerg Urbschat: Wir stellen fest, dass es in vielen Kirchenkreisen und -gemeinden kaum oder keine Männerarbeit gibt. Deshalb arbeiten wir an digitalen Formaten, aus denen sich idealerweise Männergruppen und Männerprojekte entwickeln können. Vielleicht können wir mit dem Podcast mehr Männer auf die Themen des Wandels aufmerksam machen, vielleicht finden sie dadurch zu weiteren Projekten und Veranstaltungen unserer Online-Community. Wo es dann übrigens neue Begegnungsräume geben kann zwischen Männern und Frauen und anderen Geschlechtern.