Gesundheitswesen

Kirche in der Pandemie: Krankenhausseelsorger im Einsatz

Pastor Florian-Sebastian Ehlert erlebte den ersten Lockdown als Krankenhausseelsorger in Hamburg.
Pastor Florian-Sebastian Ehlert erlebte den ersten Lockdown als Krankenhausseelsorger in Hamburg.© Annamaria Benckert, ern

20. November 2020 von Marieke Lohse

Volle Flure – Ärzte, Schwestern, Pflegepersonal – manchmal ein bisschen hektisch. Hier ein Notfall, Angehörige, die ihre Verwandten besuchen. So ein Krankenhausalltag ist geprägt von vielen Begegnungen. Doch dann kam im Frühjahr der erste der Lockdown und änderte Vieles. Pastor Florian Ehlert erlebte die Zeit als Krankenhausseelsorger vor Ort in der Hamburger Asklepios Klinik St. Georg.

Ab Mitte März waren vor allem diese Gefühle präsent: "Es waren Ängste da: 'Was kommt jetzt auf uns zu?' Es waren Unsicherheiten im Raum, das normale Leben ging nicht mehr. Das was normalerweise selbstverständlich war, war nicht mehr möglich", erinnert sich der Pastor für Ethik im Gesundheitswesen. 

Er weiß noch ganz genau, wie es war: Auf einmal waren die Straßen leer. Und auch Besuche im Krankenhaus waren nicht mehr so einfach möglich. "Die ganzen Maßnahmen zu Beginn, die waren ja motiviert durch den Lebensschutz. Man wollte Leben schützen, auch altes Leben schützen, auch krankes Leben schützen. Es ist ja etwas hoch ehrenwertes zu sagen, auch die Schwachen in der Gesellschaft wollen wir schützen."

Die Situation nicht nur für Pflegekräfte und Ärzte eine Herausforderung. Auch für Florian Ehlert hat sich der Alltag von jetzt auf gleich verändert.  Er erinnert sich: "Auch als ein Professioneller im Gesunheitswesen will ich mich dieser Situation und diesen Fragen stellen, auch dieser Leere stellen – diesem leeren Raum. Zu sagen, hier bin ich und ich habe Teil daran wie auch alle anderen Teil daran haben. Das fand ich für mich auch nochmal eine sehr wichtige Erkenntnis".

Ganz selbstverständlich gehörte er zum Kollegium dazu. "Also das fand ich irgendwie sehr bemerkenswert, dass eine Offenheit beim Personal für uns da war und für die Fragen, die sich im Rahmen von Tod und Sterben stellen", so der Pastor. 

Es geht um Gefühle von Angehörigen und Betroffenen

Denn genau diese Fragen machen seinen Beruf aus: Da geht es um Gefühle von Angehörigen und Betroffenen. Und darum, sie zu benennen und ihnen Raum zu geben. Für Florian Ehlert standen vor allem ethische Fragen im Mittelpunkt: "Gerade in dieser kritischen Zeit war es sehr wichtig, dass jemand da war, der auch ein Stück erklären konnte, der auch ein bisschen Entlastung schaffen konnte, der den Phantasien, die sich stellten auch ein Stück Ralität einspielen konnte."

"Das Thema Sterblichkeit wurde sehr präsent"

Und diese Realität war oft auch einfach nicht so ganz eindeutig: "Es ist gar nicht so einfach, Ungewissheit zu ertragen. Es ist ja oft auch ein Stück seelische Leistung da, nicht irgendwie daraus zu fliehen sondern einfach auch zu sagen, dass es ungewiss ist und wir nicht wissen wie es wird.  Auch bis dahin das Themen von der Sterblichkeit sehr präsent wurden.“

Gerade die Themen Tod und Sterben bekamen nochmal eine ganz andere Dimension: Denn auch die letzten Besuche von Angehörigen konnten nicht stattfinden. Da stellte sich für Florian Ehlert die Frage: Wo bleibt die Würde? "Und dann kommen die Freiheitsrechte dazu. Wie verhält sich das eigentlich zu den Zwangsmaßnahmen? Das sind natürlich Diskurse die man in der Not der Zeit kaum spüren kann, aber die standen ja im Raum, die waren ja spürbar.“

Genau damit hat der Seelsorger lange Erfahrung. Er weiß damit umzugehen und das dann auf eine professionelle Ebene zu holen: "Wichtig ist, dass man das erstmal spürt, dass man nicht gleich darüber weggeht und sagt, es ist halt so oder geht halt nicht anders. Sondern auch, dass man teilhat an dieser Würdeverletzung, die da im Raum steht. Dass man darüber kommuniziert und sich gegenseitig bestärkt und sagt, 'wir lassen uns aber trotzdem unsere Berufswürde nicht nehmen'.“

Zuhören und einfach da sein  

Für ihn gehören da dann ganz schlichte Dinge dazu: zuhören, einfach da sein. Und meistens ist es einfach eine Berührung, die in so einem Moment richtig ist.

"Gerade dieses Segnen mit Handauflegen auf de Verstorbenen, dass ist auch was Wichtiges. Wir Menschen sind ja nicht nur Geistwesen, wir haben auch einen Leib, wir sind auch Leibwesen, und der Leib muss auch mal berührt weden können, sonst geht auch was verloren im Leben“.

Dafür war Pastor Florian Ehlert während des Lockdowns im Krankenhaus St. Georg da – den Menschen in seiner Situation ernst nehmen, da sein und ihm ein Stück Würde zu geben.

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Hier gibt es das Interview zum Nachhören in der Soundcloud vom ern (Evangelischer Rundfunkdienst Nord)

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