Begleitung in schweren Zeiten: Krankenhausseelsorge bietet Trost - auch digital
16. September 2024
Im Krankenhaus geht es nicht nur um den Körper, sondern auch um die Seele – das weiß Seelsorgerin Frauke Rörden. Im St. Adolf-Stift in Reinbek unterstützt sie Patientinnen und Patienten bei Sorgen und Ängsten, im Chat seit Kurzem sogar nordkirchenweit.
Eine hochschwangere Frau geht im Foyer auf und ab, und eine andere läuft mit ihrem eingegipsten Bein nach draußen, um Sonne zu tanken, an diesem Tag im Spätsommer. Die Figur der heiligen Elisabeth blickt in Richtung Klinikeingang, es riecht nach Desinfektionsmittel.
Hier im Krankenhaus liegen Hoffnung und Erleichterung, aber auch unerwartete Diagnosen, Sorgen, Tod und Trauer nah beieinander. Im St. Adolf-Stift Reinbek gehören die Krankenhausseelsorgenden mit zum Behandlungsteam.
Den Menschen als Ganzes im Blick
„Ich würde ungern sagen, ‘die Medizin ist für den Körper zuständig und die Seelsorge für die Seele’. Wir haben den Menschen als Ganzes im Blick“, sagt Pastorin Frauke Rörden.
"Wir haben Zeit"
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„Pfleger und Ärzte können ja oft nicht anders, als zu sagen: ‘Das Knie muss jetzt behandelt werden.’ Sie können sich nicht damit beschäftigen, was das für den jungen Menschen bedeuten kann, wenn er auf einmal nicht mehr gut laufen kann, zum Beispiel als Sportler. Das ist so ein Beispiel. Aber wir haben die Zeit.“
Krankenhausseelsorge im Chat
Seit gut einem halben Jahr ist sie zweimal in der Woche auch im Chat erreichbar. Immer dienstags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr steht ein Team von Seelsorgenden online zur Verfügung. „Das Angebot ist persönlich, vertraulich und kostenlos“, sagt Rörden, denn nicht jeder Patient und jede Patientin möchte Besuch am Bett bekommen und krank gesehen werden.
„Auf einem Mehrbettzimmer fehlt häufig die Privatsphäre“, weiß Rörden. Außerdem gebe es ja auch Menschen, die durch Erkrankung oder Behandlung nicht in der Lage sind zu sprechen, aber dennoch gut auf dem Handy schreiben können.
„Für manche Menschen ist es einfacher, mit uns anonym zu sprechen. Wir wissen nicht, ob sie Mann oder Frau sind, wie alt sie sind, welche Hautfarbe sie haben, ob sie gepflegt sind oder nicht. In der Regel fällt im Chat auch der Smalltalk über das Wetter weg; es geht direkt ums Thema.“
Auch für Menschen, die ambulant eine Chemotherapie bekommen oder gerade entlassen sind und keinen Besuch mehr von den Seelsorgenden bekommen können, sei das Angebot gut geeignet. „Die Sprachlosigkeit überwinden, darum geht es ja in der Seelsorge“, so Rörden.
Der persönliche Kontakt bleibt weiterhin ein zentraler Bestandteil der Arbeit, wobei die Seelsorgenden besonders bei schwierigen Diagnosen, Einsamkeit oder Trauer unterstützen. Sie bieten Begleitung und Zeit, die andere Mitarbeitende im Krankenhaus oft nicht aufbringen können.
Im Reinbeker St. Adolf-Stift sind aktuell vier hauptamtliche (evangelische und katholische) Seelsorgende im Einsatz. Unterstützung bekommen sie von den „grünen Damen“, einem ehrenamtlich organisierten Besuchsdienst.
Die Patientinnen und Patienten sprechen sie entweder direkt an, in den meisten Fällen wird der Besuchswunsch aber von Pflegenden oder dem Ärzte-Team übermittelt. „Wir sind da, wenn jemand eine wirklich schwierige Diagnose bekommt und gar nicht weiß, wie es weitergeht und ob man die Krankheit überlebt oder nicht. Da können wir die Menschen bei der Frage nach dem Warum begleiten“, sagt Rörden.
Frauke Rörden ist seit 2013 als Krankenhausseelsorgerin tätig. Die Pastorinnen und Pastoren in dieser Position machen eine Zusatzausbildung in klinischer Seelsorge. Zu ihren Aufgaben im St. Adolf-Stift zählen auch Gottesdienste in der Krankenhauskapelle und Ethikberaterung im Ärzte- und Pflegeteam. Zudem ist sie Beauftragte für digitale Zugänge zur Krankenhausseelsorge und Online-Seelsorge im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreisverband Hamburg.