Neue Wege im Klinikalltag

Begleitung in schweren Zeiten: Krankenhausseelsorge bietet Trost - auch digital

Pastorin Frauke Rörden ist im Krankenhaus St. Adolf-Stift in Reinbek als Seelsorgerin tätig.
Pastorin Frauke Rörden ist im Krankenhaus St. Adolf-Stift in Reinbek als Seelsorgerin tätig.© Simone Viere

16. September 2024 von Simone Viere

Im Krankenhaus geht es nicht nur um den Körper, sondern auch um die Seele – das weiß Seelsorgerin Frauke Rörden. Im St. Adolf-Stift in Reinbek unterstützt sie Patientinnen und Patienten bei Sorgen und Ängsten, im Chat seit Kurzem sogar nordkirchenweit.

Eine hochschwangere Frau geht im Foyer auf und ab, und eine andere läuft mit ihrem eingegipsten Bein nach draußen, um Sonne zu tanken, an diesem Tag im Spätsommer. Die Figur der heiligen Elisabeth blickt in Richtung Klinikeingang, es riecht nach Desinfektionsmittel. 

Die Statue der "Heiligen Elisabeth" im Eingangsbereich des Krankenhauses Reinbek: Das es sich beim St. Adolf-Stift um ein christliches Haus handelt, wird einem schon beim Betreten des Foyers deutlich. © Simone Viere

Hier im Krankenhaus liegen Hoffnung und Erleichterung, aber auch unerwartete Diagnosen, Sorgen, Tod und Trauer nah beieinander. Im St. Adolf-Stift Reinbek gehören die Krankenhausseelsorgenden mit zum Behandlungsteam.

Den Menschen als Ganzes im Blick

„Ich würde ungern sagen, ‘die Medizin ist für den Körper zuständig und die Seelsorge für die Seele’. Wir haben den Menschen als Ganzes im Blick“, sagt Pastorin Frauke Rörden.

"Wir haben Zeit"

www.krankenhausseelsorge-im-norden.de

Mehr von Frauke Rörden auch auf ihrem Instagram-Kanal

„Pfleger und Ärzte können ja oft nicht anders, als zu sagen: ‘Das Knie muss jetzt behandelt werden.’ Sie können sich nicht damit beschäftigen, was das für den jungen Menschen bedeuten kann, wenn er auf einmal nicht mehr gut laufen kann, zum Beispiel als Sportler. Das ist so ein Beispiel. Aber wir haben die Zeit.“

Pastorin Frauke Rörden sitzt zum Chatten in ihrem Büro. Pastorinnen und Pastoren aus der gesamten Nordkirche teilen sich die Online-Dienste. © Simone Viere

Krankenhausseelsorge im Chat

Seit gut einem halben Jahr ist sie zweimal in der Woche auch im Chat erreichbar. Immer dienstags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr steht ein Team von Seelsorgenden online zur Verfügung. „Das Angebot ist persönlich, vertraulich und kostenlos“, sagt Rörden, denn nicht jeder Patient und jede Patientin möchte Besuch am Bett bekommen und krank gesehen werden.

„Auf einem Mehrbettzimmer fehlt häufig die Privatsphäre“, weiß Rörden. Außerdem gebe es ja auch Menschen, die durch Erkrankung oder Behandlung nicht in der Lage sind zu sprechen, aber dennoch gut auf dem Handy schreiben können.

"Schreiben statt Schweigen"

Das Angebot „Schreiben statt Schweigen – Krankenhausseelsorge im Chat“ richtet sich an Menschen, die gerade in einer Klinik sind, deren An- und Zugehörige sowie alle Beschäftigten einer Klinik.

Darüber hinaus können sich auch Patienten melden, die ambulant behandelt werden oder gerade entlassen sind. Wenn der Chat aktiv ist, erscheint eine blaue Sprechblase, und durch Anklicken startet das Chatfenster. Sie erreichen das Angebot unter khs.schreibenstattschweigen.de.

„Für manche Menschen ist es einfacher, mit uns anonym zu sprechen. Wir wissen nicht, ob sie Mann oder Frau sind, wie alt sie sind, welche Hautfarbe sie haben, ob sie gepflegt sind oder nicht. In der Regel fällt im Chat auch der Smalltalk über das Wetter weg; es geht direkt ums Thema.“

Unter dem Titel „Schreiben statt Schweigen“ ist das Seelsorge-Team auch online erreichbar.© Simone Viere

Auch für Menschen, die ambulant eine Chemotherapie bekommen oder gerade entlassen sind und keinen Besuch mehr von den Seelsorgenden bekommen können, sei das Angebot gut geeignet. „Die Sprachlosigkeit überwinden, darum geht es ja in der Seelsorge“, so Rörden.

Der persönliche Kontakt bleibt weiterhin ein zentraler Bestandteil der Arbeit, wobei die Seelsorgenden besonders bei schwierigen Diagnosen, Einsamkeit oder Trauer unterstützen. Sie bieten Begleitung und Zeit, die andere Mitarbeitende im Krankenhaus oft nicht aufbringen können.

Pastorin Frauke Rörden in der Krankenhauskapelle im St. Adolf-Stift in Reinbek. Die blaue Himmelssäule im Hintergrund bietet einen Gedenkort an Sternenkinder in der Kapelle.

Im Reinbeker St. Adolf-Stift sind aktuell vier hauptamtliche (evangelische und katholische) Seelsorgende im Einsatz. Unterstützung bekommen sie von den „grünen Damen“, einem ehrenamtlich organisierten Besuchsdienst.

Die Patientinnen und Patienten sprechen sie entweder direkt an, in den meisten Fällen wird der Besuchswunsch aber von Pflegenden oder dem Ärzte-Team übermittelt. „Wir sind da, wenn jemand eine wirklich schwierige Diagnose bekommt und gar nicht weiß, wie es weitergeht und ob man die Krankheit überlebt oder nicht. Da können wir die Menschen bei der Frage nach dem Warum begleiten“, sagt Rörden. 

Frauke Rörden ist seit 2013 als Krankenhausseelsorgerin tätig. Die Pastorinnen und Pastoren in dieser Position machen eine Zusatzausbildung in klinischer Seelsorge. Zu ihren Aufgaben im St. Adolf-Stift zählen auch Gottesdienste in der Krankenhauskapelle und Ethikberaterung im Ärzte- und Pflegeteam.  Zudem ist sie Beauftragte für digitale Zugänge zur Krankenhausseelsorge und Online-Seelsorge im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreisverband Hamburg.

"Schreiben statt Schweigen" bei der Jungen Nordkirche

Unterstützung der Entwicklung des Angebots der Chatseelsorge im Krankenhaus gab es von der Jungen Nordkirche. www.schreibenstattschweigen.de

Die Junge Nordkirche ist mit ihrer Chatseelsorge für junge Menschen Vorreiter. Ihr Angebot ist seit 2020 online verfügbar, als der Corona-Lockdown für viele Jugendliche einen harten Einschnitt ins Leben mit sich brachte.

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