Corona-Folgen

Kirchen in MV leiden unter Gästeschwund

Die St. Nikolaikirche in Stralsund ist eine von vielen Kirchen, die in der Pandemie weit weniger Besucher und damit auch deutlich weniger Einnahmen verzeichnet haben. Die Mitarbeiter sind bislang jedoch weiter voll beschäftigt.
Die St. Nikolaikirche in Stralsund ist eine von vielen Kirchen, die in der Pandemie weit weniger Besucher und damit auch deutlich weniger Einnahmen verzeichnet haben. Die Mitarbeiter sind bislang jedoch weiter voll beschäftigt. © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Gerber

04. März 2021 von Nicole Kiesewetter

Die Corona-Krise stellt auch die Kirchengemeinden vor Schwierigkeiten: Besonders in touristisch geprägten Gegenden Mecklenburg-Vorpommerns waren die Kirchen vor der Pandemie auch Veranstaltungsort und Kulturzentrum. Mit den ausbleibenden Besuchern fehlt nun auch das Geld für Sanierungsmaßnahmen und andere Gemeindeprojekte.

"Es herrscht Krisenmodus", fasst Kersten Koepcke, Beauftragter für Kirche und Tourismus im Kirchenkreis Mecklenburg, die Lage zusammen. Ausfallende Einnahmen durch Konzerte und Ausstellungen oder bei manchen Kirchen auch die fehlenden Eintrittsgelder seien "ein Fiasko für Kirchengemeinden und für die Künstler ohnehin".

Finanzierung über Rücklagen

So wie beim Doberaner Münster: Die Eigenmittel für die Restaurierung der einstigen Zisterzienserkirche aus dem 13. Jahrhundert und die Gehälter für die Mitarbeiter im Münster, die nicht Teil des kirchlichen Stellenplans sind, werden nahezu vollständig aus den Besichtigungs- und Führungseinnahmen finanziert, erklärt Kustos Martin Heider.

Touristische Besucher zahlen im Münster drei Euro Eintritt. "Die seit Monaten andauernden Einnahmeausfälle stellen für uns ein Problem dar", bestätigt Heider. Derzeit würden die Fixkosten anteilig aus den Rücklagen der Baukasse finanziert, "was nicht deren Sinn ist". Die Rücklagen in der Baukasse reichen noch für die bisher geplanten Sanierungsmaßnahmen im Münster, aber nicht mehr für die seit Jahren geplante Sanierung des Küsterhauses. Diese muss nun vorerst weiter zurückgestellt werden.

Mehr Ausgaben als Spenden

Volker Mischok, Domprediger in Schwerin, sieht dies ähnlich: "Festzustellen ist, dass die touristischen Einnahmen für Turmaufstieg und die Spenden zur Erhaltung des Domes, die wir von jedem Besucher erbitten, beinahe gänzlich ausgeblieben sind im Zeitraum nun beinahe eines Jahres." Die Ehrenamtspauschale für die Aufsichtskräfte habe deutlich das Spendenaufkommen überwogen. Auch dort sei die Gemeinde gezwungen gewesen, den Haushalt aus Rücklagen auszugleichen, "die auch nicht so üppig sind".

Noch konkreter wird Albrecht Mantei, Pastor an St. Nikolai Stralsund: "Uns sind seit letztem Frühjahr rund 20.000 Euro verlorenen gegangen." Und das, obwohl durch die vorübergehende Öffnung in den Sommermonaten und im Frühherbst einiges an finanziellen Ausfällen wettgemacht werden konnte. "Da wurden wir mit Touristen überströmt." Auch in St. Nikolai zahlen Besucher drei Euro Eintritt. Gläubige, die zum Gebet kommen, sind wie in allen anderen Kirchen, die ein "Erhaltsbeitrag" erheben, nicht betroffen. Auch Kinder und Jugendliche haben weiter freien Eintritt.

Kirchen sind Kulturbetriebe ohne Förderung

Aus den touristischen Einnahmen werden an St. Nikolai sonst fünf Angestellte mit einem jeweiligen Stellenanteil finanziert. Noch konnte die Kirchengemeinde davon absehen, die Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Doch je länger die Durststrecke anhält, desto schwieriger wird es. "Wir haben jetzt Anfang März schon Einbußen von mehreren Tausend Euro im Vergleich zu den Vorjahresmonaten", so Albrecht Mantei.

Tourismusbeauftragter Kersten Koepcke schaut realistisch auf die Krise: "Ist eine Kirchengemeinde Veranstalter oder Anbieter, ergeht es ihr nicht anders als der übrigen Branche in diesen Zeiten." Für Förderungen und Überbrückungsgelder würden Kirchengemeinden nur schlecht in die Kulisse der Antragsberechtigten passen, obwohl sie ein wesentlicher Bestandteil des "Kulturbetriebes" gerade im ländlichen Raum seien. "Das deutlicher als bisher zu kommunizieren – auch in die Politik – ist dringend notwendig und eine Erkenntnis aus den vergangenen Monaten."

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