Güstrower Pfarrkirche

Kirchen-Infos per Knopfdruck - digitales Portal im Test

In der Güstrower Pfarrkirche St. Marien wird derzeit ein neues digitales Portal erprobt.
In der Güstrower Pfarrkirche St. Marien wird derzeit ein neues digitales Portal erprobt.© Reinhard Kirchner, wikimedia Creative Commons

06. September 2013 von Simone Viere

Güstrow. Moderne Technik hat längst Einzug in altehrwürdige Kirchen gehalten. Lautsprecheranlagen und induktive Höranlagen für Schwerhörige sind immer öfter anzutreffen. In der Güstrower Pfarrkirche St. Marien wird derzeit ein neues digitales Portal erprobt.

Eine Besuchergruppe betritt die Backsteinkirche auf dem Güstrower Marktplatz. Während sich einige Gäste für ihren Rundgang von der Kirchenwache ein DinA 4-Infoblatt geben lassen, zieht es einen älteren Herrn zu einem Bildschirm unweit des Eingangs. Der horizontal schwenkbare Monitor mit hochauflösender HD-Qualität gehört zum digitalen Informationssystem "sacris", das seit März 2012 in der Pfarrkirche erprobt wird.

Umfangreiche Informationen für Kirchenbesucher

"Sacris" ist eine Wortschöpfung aus dem lateinischen "sacra" für "heilig" und dem Kürzel "IS" für "Informations-System". Das Gerät soll möglichst umfangreiche Informationen anbieten, auch wenn kein Personal für eine Führung bereit steht, sagt Kersten Koepcke, Beauftragter für das Arbeitsfeld "Kirche und Tourismus" im evangelischen Kirchenkreis Mecklenburg.

Per Knopfdruck bietet der Monitor mit integriertem Mediaplayer Texte und Fotos. Interessierte erhalten Infos zur Geschichte der 1308 erstmals urkundlich erwähnten Pfarrkirche, zur Kirchengemeinde und zu Ausstattungsstücken wie etwa Altar, Orgel, Fenster oder Glocken. Ein umfangreiches Glossar erläutert zudem eine Vielzahl kirchentypischer Begriffe.

Testphase soll bis Ende 2013 laufen

Bis Ende 2013 soll die Testphase laufen. Der Abschlussbericht soll auch Empfehlungen enthalten, in welchen der 664 evangelischen Dorf- und Stadtkirchen Mecklenburgs das Gerät künftig aufgestellt werden könnte, sagt Koepcke. Die Daten für die Testphase von März 2012 bis Februar 2013 liegen bereits vor.

In diesem Zeitraum wurde "sacris" an 142 Tagen genutzt. Durchschnittlich fünf Besucher informierten sich pro Tag und sahen dabei etwa 15 der 36 verfügbaren Seiten an. Rund vier Minuten investierte jeder Nutzer im Schnitt. Nach der Start- und Navigationsseite zu Beginn wurden besonders häufig die Inhaltsseiten zu den Glocken, zur Gemeinde sowie das Glossar aufgerufen. Inhalte, die sich auf mehreren Folgeseiten präsentieren, wurden häufiger abgebrochen oder weitergeklickt. Für künftige Projekte stelle sich damit die Frage nach der Detailtiefe, meint Koepcke.

32 Besucher im Alter zwischen 7 und 74 Jahren haben einen schriftlichen Feedback-Zettel ausgefüllt. Als "gut" bis "sehr gut" wurden Standort, Erscheinungsbild, Bedienerfreundlichkeit, grafische Gestaltung, Systematik und Informationsgehalt des Systems bewertet. Alle 32 Nutzer antworteten mit "Ja" auf die Frage "Würden Sie das System empfehlen?".

"Vielschichtige Erfahrungen" mit dem neuen System

Ganz so eindeutig fällt die Beurteilung von "sacris" durch den Güstrower Pfarrkirchen-Pastor Matthias Ortmann allerdings nicht aus. "Unsere Erfahrungen sind sehr vielschichtig", sagt der evangelische Theologe. Manche Besucher gingen sehr interessiert an das System heran, weil sie diese Art von medialer Information kennen. Andere nähmen lieber das Infoblatt und wanderten mit ihm die ausgewiesenen Stationen in der Kirche ab.

Der Schwachpunkt bei "sacris" sei dessen Immobilität, sagt Ortmann: "Dass ich mein Wissen mit auf die Tour durch die Kirche nehmen muss". Gut sei hingegen, dass man die Informationen nicht nur lesen, sondern auch hören könne.  "Außerdem ist das System ja auch vor allem für Kirchen gedacht, die keine auskunftsfreudigen Kirchenwachen haben". Da sei die Güstrower Pfarrkirche ja in einer erfreulich anderen Situation.

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