Kirchengemeinden sind klimafreundlich mit Rad und E-Auto unterwegs
15. Februar 2022
Viel Fläche, wenig Nahverkehrsangebote: Ganz einfach ist es nicht, sich im ländlichen Raum ohne herkömmlichen PKW zu bewegen. Doch mehrere Kirchengemeinden haben gute Konzepte entwickelt, wie klimafreundliche Mobilität trotzdem gelingen kann. Wir stellen zwei davon vor.
Keine Bushaltestellen weit und breit, Fahrpläne mit großen Lücken, keine Sharing-Angebote: Das ist vielerorts die Realität in den Flächenländern Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Doch aus das Mobilitätsverhalten von Pastorinnen und Pastoren und Angestellten in kirchlichen Einrichtungen trägt mit 15 Prozent zu den Treibhausgasemissionen der Nordkirche bei. Umso wichtiger ist es, auch auf diesem Feld neue Ideen und Konzepte zu entwickeln.
E-Autos für eine bessere Auslastung teilen
Die Kirche in Kappeln ist hier mutig vorangegangen: Gemeinsam mit der Stadt hat sie auf dem Großparkplatz im Zentrum eine Station für Elektroautos plus Ladesäule installiert. Zudem wurden zwei E-Autos angeschafft, die sowohl Kappelner Bürgern und als auch die rund 20 kirchlichen Mitarbeitenden aus dem Regionalzentrum und der Kirchengemeinde nutzen können.
Mit dieses Projekt erprobe der Kirchenkreis, ob dienstliche Mobilität auch mit solchen Gemeinschaftsmodellen abgedeckt werden könne, sagt Pastor Gutzmann, Leiter des Regionalzentrums und Initiator dieses Projekts: „Teilen ist das neue Haben. Mobilität braucht keinen Besitz.“
Nutzung von grünem Strom
Darüber hinaus könnten mit diesem Modell viele Dienstkilometer klimaschonender mit zertifiziert grünem Strom zurückgelegt werden. Wenn es 10.000 der im Regionalzentrum jährlich zurückgelegten 60.000 Kilometer würden, werde immerhin eine Tonne CO2 weniger freigesetzt.
Ein weiterer Pluspunkt ist es nun, dass die angeschafften Fahrzeuge mit der Bevölkerung geteilt und damit besser ausgenutzt werden. Insa Krempin, die Klimaschutzmanagerin des Kirchenkreises, sagt: „Das neu-deutsche Wort „Sharing“, also Teilen, gilt als eines der Schlüsselworte in der Klimadebatte. Autos und auch andere Dinge maximal zum Einsatz zu bringen anstatt sie nur selten zu benutzen, gilt als ressourcenschonend.“
Aus dem Archiv: Klimaschutz geht uns alle an!
Sie hofft, dass die ein oder andere Familie nun vielleicht auf ihr Zweitauto verzichtet oder Gäste vor Ort mobil sind und mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Das E-Carsharing-Projekt in Kappeln gilt in der gesamten Landeskirche als Vorreiterprojekt.
Mit dem E-Bike ans Ziel
Ebenfalls elektrisch unterwegs ist Pastor Henning Kiene im Pfarramt Ahlbeck-Zirchow auf Usedom – allerdings nicht mit dem Auto sondern mit dem Fahrrad. „Im vergangenen Jahr bin ich 2000 Kilometer Fahrrad gefahren“, erzählt er. „Der Umstieg vom Auto aufs Fahrrad ist möglich, allerdings muss ich doppelt so viel Zeit für die Fahrten einplanen und Fahrten kombinieren. Und ohne E-Bike geht es nicht, ich kann nicht verschwitzt ankommen.“
Von der Landeskirche fühlt er sich momentan nicht unterstützt, denn die Kilometerpauschalen, die er für Dienstfahrten abrechnen kann, gelten ausschließlich fürs Auto. „Das ist keine Gleichbehandlung“, findet er. Er hofft, dass er mit seinem Engagement als Einzelner auch andere Kollegen und Kolleginnen auf dem Land ermutigen kann, klimafreundlicher unterwegs zu sein.