Kloster Preetz – eine stille Oase vor den Toren Kiels
16. Juni 2021
Wie eine grüne Insel liegt das Kloster Preetz in dem nur 16.000 Einwohner großen Ort vor den Toren der Stadt Kiel. Für Pastorin Dr. Uta Andrée ist das ehemalige Kloster ein ganz besonderer Ort und eine Kraftquelle. Am kommenden Sonntag, 20. Juni, wird sie hier vom Schleswiger Bischof Gothart Magaard in ihr Amt als ehrenamtliche Klosterpredigerin eingeführt.
Rund um die Kirche mit ihrem mächtigen roten Dach liegen die schmucken Häuser der ehemaligen Stiftsdamen, umrahmt von Gärten und Grünanlagen, Bäumen und Blumenbeeten. Wenn man durch das Klostertor geht, tauche man in eine andere Welt ein, sagt Andrée.
Der Weg ins Kloster Preetz
Als die Theologin vor über einem Jahr gefragt wurde, ob sie sich vorstellen könne, ehrenamtlich als Klosterpredigerin hier zu wirken, musste sie nicht lange überlegen. Sie hatte bereits früh in Taizé und in einer Jesuitenschule klösterliches Leben kennengelernt. Dass sie und ihre Familie hier im Kloster eine Bleibe fanden, hat sie Bischof i. R. Dr. Wilhelm Sievers zu verdanken, der viele Jahre Bischof der Oldenburgischen Kirche war und mittlerweile in Preetz wohnt.
"Bei einem Besuch ermutigte er mich, bei meiner Suche nach einer Wohnung dort einmal kräftig anzuklopfen und gleich zu vermelden, dass ich auch Lust hätte Predigtdienste zu übernehmen. So bin ich ins Kloster gekommen", erzählt Uta Andrée bei einem Besuch in ihrer Wohnung in dem schönen Haus der Liliencron-Stiftung auf dem Klostergelände. Nach Schleswig-Holstein kam Uta Andrée, als sie 2019 Leiterin des Dezernats für Mission, Ökumene, Diakonie der Nordkirche in Kiel wurde.
"Schon Monate vor unserem Einzug besuchten wir einen Gottesdienst und wurden gleich freudig von den zahlreichen, treuen Kirchgängern und neuen Nachbarn begrüßt. Man hatte schon gehört, dass eine neue Predigerin in Sicht war. Und bevor ich überhaupt meinen ersten Gottesdienst im Kloster halten konnte, wandte sich der Vorstand des Klosters in Person der Priörin und des damaligen Klosterprobsten Graf Hahn mit der Frage an mich, ob ich bereit sei, das Amt der Klosterpredigerin zu übernehmen. Eine große Ehre ist das, wenn man sich die Reihe der großen Pastores und Theologen anschaut, die in der Klosterkirche in Preetz Geschichte geschrieben haben", berichtet Uta Andrée.
Dieser Dienst im Kloster ermögliche es ihr, regelmäßig Gottesdienst zu halten, erzählt Pastorin Andrée über ihre Aufgabe. Außerdem kümmert sie sich darum, die Runde der Predigenden zusammenzuhalten und auch neue Predigerinnen und Prediger für die Gottesdienste in der Klosterkirche zu gewinnen.
Klosterpredigerin – eine ehrenvolle Aufgabe
Es herrscht also viel Abwechslung, die die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher anscheinend sehr schätzen – ebenso wie die Gefragten, denn im Kloster Preetz zu predigen, wird von vielen als Ehre betrachtet. Nicht zuletzt durch diese Predigerinnen und Prediger, die ehrenamtlich Sonntag für Sonntag hier Gottesdienst halten, besteht eine enge Verbindung des Klosters zur Nordkirche.
Die Gemeinde setzt sich überwiegend aus Menschen aus der Region zusammen, die allerdings keine klassische Kirchengemeinde ist. "Es ist eine Gemeinschaft von Menschen, die sich sonntags im Kloster versammeln und die sich als Gemeinde empfinden – das wird spürbar, wenn wir dann und wann nach dem Gottesdienst in großer Runde Kaffee trinken", erzählt die Theologin mit Begeisterung.
Ich wünsche mir ein lebendiges Kloster, das neben kulturellen Veranstaltungen auch an seiner Gottesdiensttradition festhält und ein eigenes geistliches Leben entwickelt. Das zu organisieren und anzustoßen ist die Aufgabe der Klosterpredigerin – immer in Absprache und Gemeinschaft mit der Priörin, die das Gedeihen des Klosters verantwortet. Uta Andrée
Wenn Dr. Uta Andrée am 20. Juni im Gottesdienst als Klosterpredigerin eingeführt wird, kommt auch der Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, Gothart Magaard, aus diesem Anlass ins Kloster. Das, so Uta Andrée, zeige die gegenseitige Wertschätzung von Landeskirche und Adeligem Kloster. "Für mich persönlich ist die Einführung in das Ehrenamt der Klosterpredigerin ein ganz besonderer Moment", ergänzt sie. "Das Predigen spielt in meinem Hauptberuf als Dezernentin nicht so eine große Rolle. Und dabei bin ich eigentlich mit Leib und Seele Pastorin."
Ein Ort mit Geschichte
Das Kloster in Preetz hat eine bewegte Geschichte. Wenn man diese stille Oase besucht, glaubt man sich in die Vergangenheit versetzt – Benediktinerinnen und adlige unverheiratete Töchtern der schleswig-holsteinischen Ritterschaft lebten hier bereits vor vielen hundert Jahren.
Seit 1260 an diesem Ort
Das Benediktinerinnenkloster wurde bereits Anfang des 13. Jahrhunderts gegründet, fand aber erst 1260 seinen heutigen Standort. Unterstellt war es dem Bischof zu Lübeck. Bis zur Reformation lebten hier Nonnen, die überwiegend aus dem holsteinischen Adel und aus der Lübecker Patrizierschaft stammten. Für unverheiratete Töchter des Adels war es eine durchaus standesgemäße Wahl, ihr Leben fromm, fleißig und gehorsam in einem Kloster zu verbringen – und oftmals war ihnen dieses Leben schon bei der Geburt vorbestimmt.
Umwandlung in ein Stift
Mit der Reformation kam die Umwandlung in ein adeliges Damenstift. Das umfangreiche Vermögen – Wälder, Ländereien und der dazugehörige Wirtschaftshof – blieb im Besitz des Stifts und sicherte bis in die jüngere Vergangenheit die wirtschaftliche Grundlage des Konventes. Festgesetzt war eine Höchstzahl von 40 Frauen einschließlich der Priörin. Diese Zahl hat sich mittlerweile auf 15 Konventualinnen reduziert.
Wie ehedem diente das Stift nach der Reformation weiterhin der Versorgung der adeligen Töchter. Namen wie Dorothea von Rantzau, Katharina von Buchwald oder Anna von Pogwisch erinnern an die einflussreiche Zeit des schleswig-holsteinischen Adels. Grundsätzlich änderte sich für die Konventualinnen nur ein Aspekt: Sie konnten nun heiraten, mussten dann aber den Konvent verlassen.
Eine Kirche in der Kirche
Das Herzstück der Anlage ist die Kirche aus dem 14. Jahrhundert. Sie birgt in ihrem Inneren quasi eine Kirche in der Kirche, den Nonnenchor. Verborgen hinter halbhohen Mauern haben hier die Klosterbewohnerinnen am Gottesdienst teilgenommen, so dass sie keinen Kontakt zur Gemeinde oder zu den männlichen Geistlichen, die die Liturgie abhielten, hatten.
Die Priörin: Managerin des Klosters
Zur Regelung der weltlichen Geschäfte des Klosters und späteren Stifts gab und gibt es einen männlichen Probst – als Pedant zur Priörin, die die inneren Angelegenheiten regelt. Zurzeit nimmt Erika von Bülow diese Rolle ein. Die junge Frau hat 2018 dieses Amt übernommen. Sie sieht sich selbst als Geschäftsführerin der Anlage und "managt" zum Beispiel die Vermietung der insgesamt 65 Wohneinheiten auf dem Klostergelände.