Lasst uns ein Licht für jedes verstorbene Kind entzünden
04. Dezember 2024
Wenn ein Kind stirbt, bedeutet das für die Eltern und Geschwister einen schrecklichen Verlust, der das ganze weitere Leben prägt. Damit niemand in seinem Schmerz allein gelassen wird, veranstalten die Kirchengemeinden im Norden alljährlich am zweiten Advent Gedenkfeiern, zu denen Angehörige genauso wie Seelsorger:innen und Hospizmitarbeitende eingeladen sind.
Am 8. Dezember erinnern unsere Kirchengemeinden in diesem Jahr an all jene, die viel zu früh verstorben sind. Mit Liedern, Kerzen und sehr persönlichen Eindrücken können Eltern, Geschwister, Omas, Opas sowie andere Angehörige und Freunde ihrer Trauer Ausdruck geben. Niemand soll allein sein, sondern in der tiefen, lebenslangen Trauer Unterstützung und Gemeinschaft erfahren, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der pommerschen und mecklenburgischen evangelischen Kirchenkreise.
Geschichten der Eltern stehen im Vordergrund
In Lübeck wird der Gedenkgottesdienst zusammen mit verschiedenen Trauergruppen unter dem Motto "Was trägt?" gestaltet: Um 19 Uhr kommen Eltern und andere Angehörige in der Kirche St. Lorenz zusammen. Im Mittelpunkt stehen ihre Geschichten und Erfahrungen.
Alle Eltern sind eingeladen, ein Foto ihres Kindes sowie eine selbst gestaltete Kerze mitzubringen. Während des Gottesdienstes werden die Namen aller Kinder verlesen und auf Sterne geschrieben, die auf einen Stoffhimmel geheftet werden.
„Ich höre von Eltern oft den Satz: Ich möchte nicht, dass mein Kind vergessen wird“, erzählt Pastorin Mareike Hansen. „Viele kommen auch nach Jahrzehnten noch in diesen Gottesdienst. Es kann tröstend sein, in dieser Gemeinschaft geborgen zu sein.“
Ein Licht symbolisiert, dass kein Kind vergessen ist
Neben den Gottesdiensten, die vielerorts zusammen mit Vereinen für die Betroffenen ausgerichtet werden, können sich alle, die mögen, an der Aktion „Ein Licht geht um die Welt“ (Worldwide Candle Lightning) beteiligen. Dabei stellen Menschen rund um die Welt an jedem zweiten Advent um 19 Uhr eine brennende Kerze ins Fenster, um der verstorbenen Kinder zu gedenken.
„Jedes Licht im Fenster steht für das Wissen, dass diese Kinder das Leben erhellt haben und dass sie nie vergessen sein werden“, sagt Pastor Andreas Greve, Krankenhausseelsorger in Schwerin. Durch die Zeitverschiebung wandere die Lichtwelle um die Welt und sei ein Zeichen dafür, dass „das Licht der Kinder weiter leuchtet“.
Gedenkfeiern gibt es innerhalb der Nordkirche am 8. Dezember unter anderem an folgenden Orten:
- Bad Doberaner Münster , 17 Uhr
- Bibelzentrum Barth, 18 Uhr, Hospitalkapelle St. Jürgen
- Greifswalder Dom, 15 Uhr, zusammen mit einem Team der Universitätsmedizin Greifswald und Krankenhausseelsorger:innen
- Hamburger Michel, 18 Uhr mit dem Verein Verwaiste Eltern und Geschwister e.V.
- Itzehoe, St. Juergen-Kapelle, 17 Uhr mit Propst Steffen Paar und Andrea Niefert und Susanne Paul (angehende Trauerbegleiterinnen)
- Schweriner Dom, 17 Uhr, mit dem Team der Krankenhausseelsorge
- Stiftskirche Ludwigslust, 17 Uhr, mit Krankenhausseelsorger Stefan Döbler
- Stralsund, 14 Uhr, Zentralfriedhof mit Pastorin Annekatrin Steinig
- St. Georgenkirche Parchim, 18.30 Uhr mit Pastorin Alena Saubert
- Süsel, Kirche St. Laurentius, 15 Uhr mit Krankenhausseelsorgerin Jutta Bilitewski und Pastor Wolfram Glindmeier
- Wismar, 17 Uhr, "Das Boot" Wismar e.V., Lübsche Straße 44
Außerdem laden einige Kirchengemeinden und Kommunen zu Gedenkfeiern für Sternenkinder ein, die im Mutterleib oder unter der Geburt verstorben sind. Eltern dieser Kinder seien ebenso erschüttert wie andere Trauernde, würden vom Umfeld aber oft nicht so wahrgenommen.
„Wenn etwas, das man versucht zu schützen, das so tief und vermeintlich sicher in einem liegt, einem genommen wird, führt das zu Hilflosigkeit“, beschreibt Hebamme Alexandra Pfaff das Gefühl der Betroffenen.
Verzweiflung der Eltern bleibt oft unsichtbar
Dazu komme die Verzweiflung. „Ich kann nichts dagegen tun. Ich würde alles tun, wenn irgendetwas in meiner Macht stehen würde. Kann ich aber nicht“, so die Hebamme. Sie arbeitet eng mit Pastorin Christina Hitscher-Kleszcz aus dem Kirchspiel Bergedorf zusammen.
Die Seelsorgerin weiß, wie schwer es Eltern von Sternenkindern haben: „Die Trauer läuft weniger ritualisiert ab, weil sie weniger vertraut und gesellschaftlich weniger sichtbar ist“, sagt sie und ergänzt: „Häufig sind die Frauen angehalten, dann relativ schnell wieder zu funktionieren und haben das Gefühl, das auch zu müssen“, sagt Hitscher-Kleszcz. „Sie merken aber: Ich kann gar nicht funktionieren, weil ich so traurig bin und Platz für meine Trauer brauche.“
Die Trauer braucht Räume und Rituale
Diese Trauer und Hilflosigkeit braucht Räume und Rituale, betont Jan Simowitsch, Gemeindepädagoge im Kirchspiel Bergedorf. „Ein Ritual hat eine Form, die Halt geben kann.“ Daher geben er, Pastorin Hitscher-Kleszcz und Hebamme Pfaff dem Gedenken an Sternenkindern jetzt in einer Andacht Raum.
Die Möglichkeit zum gemeinsamen Gedenken gibt es am Sonntag (8. Dezember) um 18 Uhr in der Franz von Assisi Kirche in Bergedorf und um 15 Uhr in der Klinikkapelle des Reinbeker St. Adolf-Stifts.
Weitere Gedenkfeiern für Sternenkinder wird es etwa hier geben:
- Neubrandenburg, 12. Dezember, 18 Uhr im Begegnungszentrum der Kirchengemeinde Sankt Michael
- Rostocker Westfriedhof, 9. Dezember, 11 Uhr: Gedenkfeier für Sternenkinder mit dem Klinikum Südtstadt und der Krankenhausseelsorge