Lesung und Vortrag: "Heimweh – Verschickungskinder erzählen"
10. Januar 2022
Seit mehr als zehn Jahren befasst sich Anja Röhl mit den Erfahrungen der Verschickungskinder. Sie selbst hat als Kind im Erholungsheim auf Föhr traumatisches erlebt. Zu Lesung und Vortrag mit der Autorin lädt die Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie in Hamburg am Montag, 17. Januar 2022, ab 17 Uhr ein. Anja Röhl stellt dort auch ihr neues Buch „Heimweh“ vor.
Nach grober Schätzung wurden zwischen den 50er und 90er Jahren zwischen acht und zwölf Millionen Kinder ab dem zweiten Lebensjahr über mehrere Wochen oder Monate von ihren Eltern getrennt und in Kinderkurheime gebracht. Häufige Ziele waren die nord- und ostfriesischen Inseln sowie die Mittel- und Hochgebirge.
Die Kinder hatten Bronchitis, Über- oder Untergewicht oder chronische Blässe. Den Eltern wurde deshalb zu einem Erholungsaufenthalt geraten, den die Krankenkassen bezahlten.
Viele Kinder erlebten Angst und Gewalt
Jedoch kamen viele dieser Kinder traumatisiert zurück. Die Betroffenen berichten von Essenszwang und gewalttätiger Einfütterung bis hin zum Erbrechen. Auch von harten Strafen wie Schlafentzug oder Ans-Bett-Fesseln erzählen die Betroffenen, die dem Pflegepersonal hilflos ausgeliefert waren. Eltern hatten kein Besuchsrecht.
Anja Röhl hat mit 23 Verschickungskindern gesprochen und ihre Erzählungen in dem Buch "Heimweh" aufgeschrieben. Sie will damit den Menschen eine Stimme geben, denen als Kind nicht zugehört wurde.