Mahnwachen vor Schleswig-Holsteins Schlachthöfen
22. Mai 2020
Vertreter von Kirchen und Gewerkschaften haben am Mittwoch mit Mahnwachen vor vier Schlachthöfen in Schleswig-Holstein gegen die Arbeitsbedingungen in den Betrieben protestiert. Mit Infoblättern in mehreren Sprachen informierten sie die Beschäftigten über die notwendigen Corona-Schutzmaßnahmen.
Mahnwachen gab es in Böklund (bei Schleswig), Husum, Satrup (bei Flensburg) und Kellinghusen (Kreis Steinburg) jeweils zum Schichtwechsel. Dabei verteilten die Akteure nicht nur kontaktlos Informationen der Beratungsstelle „Faire Mobiliät“ in den Herkunftssprachen der Beschäftigten, sondern auch Postkarten mit den in die jeweiligen Sprachen übersetzten Hoffnungsworten der Nordkirche.
Bündnis kritisiert fehlenden Gesundheitsschutz
Vor einer Woche war bekanntgeworden, dass sich rund 140 Menschen aus dem Umfeld des "Vion"-Schlachthofes in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) mit dem neuen Coronavirus angesteckt hatten. 77 der Erkrankten sind rumänische Arbeiter mit ihren Familien, die zusammen in einer ehemaligen Kaserne in Kellinghusen wohnen. Auch auf Schlachthöfen in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen brach das Virus unter den Beschäftigten aus. Das Bündnis aus Kirchen und Gewerkschaften kritisiert seit zwei Jahren die Verstöße gegen geltendes Arbeitsrecht und Gesundheitsschutz in der Branche.
Corona-Virus legt Versäumnisse frei
"Die vergangenen Wochen haben gezeigt, wie schonungslos das Corona-Virus die jahrelangen Versäumnisse freigelegt hat," sagte Heike Riemann vom KDA. Es gebe zu lange Arbeitszeiten, zu wenig Pausen, schlechte Bezahlung und "miese Unterkünfte mit viel zu hohen Mieten". Als "fahrlässig" kritisierte DGB-Regionsgeschäftsführerin Susanne Uhl, dass die Arbeitsplätze von 25.000 Beschäftigten in Schleswig-Holstein im Schnitt von nur einem Arbeitsschützer kontrolliert werden. Die Fleischindustrie befinde sich in einer "Regulierungsoase".