Maria Jepsen wünscht Nachwuchskräften mehr Biss
30. März 2022
Die ehemalige Hamburger Bischöfin Maria Jepsen wünscht sich von jungen Pastorinnen mehr Kampfgeist. Das sagte sie in der Talkreihe „Echolot“. In dem Gespräch findet sie auch deutliche Worte zum Krieg in der Ukraine und Russlands Präsidenten Putin.
„Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen“ – diese Worte aus Psalm 22 würde Maria Jepsen wählen, müsste sie am Sonntag über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine predigen. Das sagte die ehemalige Hamburger Bischöfin bei der Premiere der Talkreihe „Echolot“ am Dienstag auf der MS Stubnitz in Hamburg.
Der Blick zurück ist manchmal bitter
Die 77-Jährige erinnerte sich an eine Begegnung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Hamburg: „Ich finde den Gedanken heute unerträglich, dass dieser Mann meine Hände gehalten hat“.
Im Gespräch mit den Hamburger Journalisten Ada von der Decken und Jörn Straehler-Pohl blickte Jepsen auf ihre Wahl zur ersten evangelisch-lutherischen Bischöfin der Welt, am 4. April 1992, zurück. Sie erinnere sich an den heftigen Gegenwind zu ihrer Person und ihren Themen: Homosexualität und die Rolle der Frau. Auch wenn sich in der Kirche viel getan habe, wünsche sie sich mehr „Kampfgeist und Feminismus“, insbesondere von den jungen Pastorinnen heute.
Gespräch über Kinderglauben und Zweifel
Jepsen war 18 Jahre lang Bischöfin gewesen, als sie im Juli 2010 von ihrem Amt zurücktrat. Anlass waren die Anfang 2010 bekanntgewordenen Missbrauchsfälle in der Hamburger Umlandgemeinde Ahrensburg. Rückblickend sehe sie sich als „Sündenbock“, den die Kirchenleitung damals gebraucht habe. Im Ruhestand sei sie aber weiter „engagierte Kirchenfrau“ in ihrer Gemeinde in Husum. Ihr Glaube sei wieder mehr „Kinderglaube“ geworden, so Jepsen, „ich habe aber auch mehr Zweifel“.