Projekt der Kirche Haddeby und des Schleswiger Bibelzentrums

Neuer Pilgerweg auf Ansgars Spuren

Julia Henningsen und Kai Hansen sind in Haddeby unterwegs auf Ansgars Spuren.
Julia Henningsen und Kai Hansen sind in Haddeby unterwegs auf Ansgars Spuren.© Thorge Rühmann

16. Januar 2023 von Thorge Rühmann

Die Wikingersiedlung in Haithabu bei Schleswig zieht als Unesco-Weltkulturerbe jährlich gut 170.000 Besucher an. Jetzt gibt es auch einen Pilgerweg für die spirituelle Erkundung der Umgebung – dabei wandelt man nicht nur auf den Spuren der Wikinger, sondern auch auf denen des Missionars Ansgar.

In dem kleinen Ort Haddeby bei Schleswig steht die St.-Andreas-Kirche malerisch am Ufer des Noors. Ihre Geschichte reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Eine hölzerne Vorgänger-Kirche könnte sogar auf einer ehemaligen Thing-Stätte der Wikinger erbaut sein, sagt der Pastor der evangelischen Kirchengemeinde Haddeby, Kai Hansen.

Ein Impuls, weg vom Bildschirm zu kommen

Damals habe der Missionar Ansgar (801-865) dafür gesorgt, dass das Christentum sich weiter gen Norden ausbreitete. Gemeinsam mit dem Schleswiger Bibelzentrum hat der Pastor dem Benediktinermönch jetzt einen knapp vier Kilometer langen Pilgerweg gewidmet.

„In der Corona-Zeit sind wir auf die Idee gekommen, den Leuten Impulse zu geben, um nicht nur zu Hause vor dem Bildschirm zu sitzen, sondern körperliche Erfahrungen zu machen, draußen zu sein – und das womöglich noch an schönen Orten“, sagt Hansen.

Ansgar als Kirchengründer

Dafür eigne sich Haithabu als geschichtsträchtiger Ort besonders. Vom 9. bis ins 11. Jahrhundert war die Stadt eines der wichtigsten Zentren der Wikinger, bis heute gilt die Anlage als das größte Bodendenkmal Nordeuropas. Vor Überfällen schützten sich die Bürger der Stadt mit Wällen und Holzpalisaden.

Statue von St. Ansgar auf der Trostbrücke in Hamburg. In der Hansestadt errichtete er eine erste hölzerne Kirche.
Statue von St. Ansgar auf der Trostbrücke in Hamburg. In der Hansestadt errichtete er eine erste hölzerne Kirche.© VvoeVale, iStockphoto

Der Missionar Ansgar soll um das Jahr 849 die besagte hölzerne Kirche nahe der Wikingerstadt gegründet haben. Gut möglich, dass er bereits auf oder nahe den Wegen wanderte, auf denen heute viele Touristen unterwegs sind.

Keine Vorkenntnisse nötig 

Grund für die vielen Gäste ist, dass Haithabu 2018 ins Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Doch die spirituelle Komponente sei bislang vernachlässigt worden, sagt Pastor Hansen.

Mit dem Pilgerweg habe sich das geändert. Nun könnten Interessierte dort nicht nur zahlreiche Geschichten rund um Ansgar und die Wikinger nacherleben, sondern das Ganze auch mit Natur, Gott und der eigenen Biografie verbinden. Dabei seien keine tieferen historischen oder religiösen Vorkenntnisse nötig.

Elf Stationen auf dem Rundweg

Der Rundweg startet an der St.-Andreas-Kirche. An den insgesamt elf Stationen gibt es je ein Bibelwort, Übungsangebote, Fragen sowie einen Impuls aus Ansgars Leben und Wirken. Die Installationen sind hergestellt aus dauerhaftem Stahl und Natursteinen. Insgesamt kostete das Projekt rund 11.000 Euro.

Die St. Andreaskirche in Haddeby.
Die St. Andreaskirche in Haddeby.© Thorge Rühmann

Entlang der Strecke sind spannende Details zu entdecken. So gibt ein Baum, der mit seinen dramatisch gewachsenen Wurzeln am Wegesrand steht, den Anstoß, über die eigenen Wurzeln nachzudenken: „Keine Sorge!“ heißt die Station und fragt die Pilgernden: „Was hält mich eigentlich, was erdet mich - und was lässt mich wachsen?“

Mit Bibelstellen verknüpft

Ein Stück weiter speist eine kleine, unscheinbare Quelle eine Pfütze mitten auf dem Weg. Hier heißt es „Schau hin!“, verbunden mit der Bibelstelle „Ich werde dem Durstigen Wasser geben, das aus der Quelle des Lebens fließt. Ich gebe es ihm umsonst.“ (Offenbarung 21,6).

Ansgar sei ein markanter Kirchenmann in der Geschichte Norddeutschlands gewesen, in einer gefährlichen Zeit, in der Christen um ihr Leben fürchten mussten. „Am eindrucksvollsten finde ich, dass er seinen Weg immer wieder neu ausgerichtet und gefunden hat“, erklärt der Pastor.

Gelegenheit, das eigene Leben zu reflektieren

Er sei stets von seinem Ziel überzeugt gewesen und willensstark seinen Weg gegangen. Von dieser Perspektive aus biete der Pilgerweg eine Gelegenheit zur Erinnerung und zur Rückschau auf das eigene Leben.

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