Neues Buch stellt politisch Verfolgte aus Mecklenburg vor
29. Oktober 2019
Ein neues Buch stellt 148 Kinder, Frauen und Männer in Mecklenburg vor, die zwischen 1945 und 1990 politisch verfolgt und diskriminiert wurden. Die Historikerin Rahel Frank war mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung beauftragt. Die Publikation "Biografien politisch Verfolgter und Diskriminierter in Mecklenburg 1945 bis 1990" wird am 5. November ab 15 Uhr im Beisein von Zeitzeugen und Angehörigen mit Lesungen und Gesprächen in der Rostocker Nikolaikirche öffentlich vorgestellt.
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Anne Drescher, MV-Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, werden die Studie entgegennehmen und Impulsreferate halten. Für jede der 245 mecklenburgischen Kirchengemeinden und für Einrichtungen gibt es die Kurzbiografien auch herausnehmbar in Ordnern. Zudem soll eine Arbeitshilfe zu erinnerungskulturellen Veranstaltungen ermutigen.
Kritische Aufarbeitung der Vergangenheit
Damit setze der Kirchenkreis Mecklenburg in Kooperation mit der Nordkirche und der Gesellschaft für Regional- und Zeitgeschichte die kritische Aufarbeitung der deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts fort, sagte Propst Dirk Sauermann (Parchim). Ziel sei es, "neue Sichtweisen auf die zum Teil verschwiegene, verklärte und damit oft genug unterdrückte Lebenswirklichkeit ermöglichen". Viele Menschen warteten darauf.
Zahlreiche Gespräche in den vergangenen Jahren
Rahel Frank hat den Angaben zufolge für die Aufarbeitung in den vergangenen vier Jahren zahlreiche Gespräche geführt und Akten studiert. Inhalt des Buches sind kurze Lebensberichte, in denen verschiedene Formen politischer Verfolgung und Diskriminierung dargestellt werden. Exemplarisch sollen die Biografien einen Einblick ermöglichen in Leben, Überzeugung und erlittenes Unrecht von Menschen, die in Mecklenburg unter Sowjetherrschaft und SED-Diktatur verhaftet, ausgegrenzt, diskriminiert, mit Schweigeverbot belegt oder ermordet worden sind.
Weitere Informationen
Buch "Biografien politisch Verfolgter
und Diskriminierter in Mecklenburg 1945 bis 1990"
Preis: 19,90 Euro incl. MwSt.
ISBN: 978-3-00-064009-4
"Gut 22 bis 24 Prozent jeder Generation von DDR-Bürgern sind auf relativ dramatische Weise in irgendeiner Art traumatisiert worden", sagte Rahel Frank. Betroffen gewesen seien unterschiedliche Gruppen von Menschen, auch zahlreiche Christen. Zu den Verfolgten gehörten beispielsweise Verurteilte sowjetischer Militärtribunale, in sowjetische Gulag-Lager Deportierte, in Speziallagern auf deutschem Boden Internierte, Zwangsausgesiedelte oder Menschen, die unter dem Ministerium für Staatssicherheit und anderen DDR-Organen leiden mussten.