Pilgern: Beten mit den Füßen

20. Juli 2023

Schlüsselworte des Pilgern hat schon die Heilige Birgitta von Schweden entdeckt: Freiheit, Einfachheit, Stille, Sorglosigkeit und Langsamkeit. Auch Geistlichkeit könnte hinzukommen.

„Füße und Atem finden nach und nach ihren eigenen Rhythmus. Der Verstand kommt zur Ruhe und das Herz wird weit. Je ruhiger ich innerlich werde, umso hörbereiter werde ich. Gott ist immer gegenwärtig. Aber ich bin es häufig nicht. Beim Pilgern komme ich im ‚Jetzt‘ an und da ist auch Gott.“ Das sagt Pastorin Ellen Nemitz aus Pommern.

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.  _{Psalm 119}

Pilgern oder Spazierengehen? Es geht ums eigene Sein

Doch wie unterscheidet sich das Pilgern von einem alltäglichen Spaziergang? Für Sabine Petters, die regelmäßig pilgert und eine Pilgerherberge in der Nähe von Greifswald betreut, ist es die Frage nach dem eigenen Sein, die sie auf ihren Pilgertouren gedanklich beschäftigt.

„Mehrere Tage auf einem Pilgerweg unterwegs zu sein, na klar, das ist Pilgern. Aber schon, wenn ich mich einfach nur mal auf Wanderschaft begebe, ohne Absicht ganz offen und frei, habe ich wenigsten sieben der fünf Schlüsselworte des Pilgerns der Heiligen Birgitta von Schweden im Gepäck:

Freiheit, Einfachheit, Stille, Sorglosigkeit und Langsamkeit. Der Geistlichkeit, dem sechsten Schlüsselwort, könnte eine besondere Rolle zukommen.

Urlauber suchen spirituelle Angebote

Als „Beten mit den Füßen“ bezeichnet Ellen Nemitz das Pilgern. Die Pastorin koordiniert ehrenamtlich die Pilgerarbeit im pommerschen Kirchenkreis. Sie beobachtet, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen in den Urlaubsregionen Ruhe und Entspannung suchen und auch offen sind für geistliche Impulse und Besinnung.

Dabei sind die klassischen Pilgerwege eine Möglichkeit zu Pilgern, doch jede und jeder kann sich auch eine ganz eigene Route suchen: Zum Beispiel rund um eine Kapelle, von einer Kirche zur anderen, entlang von Gebetssteinen oder einfach durch die Natur.