Pilgern vor der eigenen Haustür: "Elementar ist der innere Weg"
04. Mai 2021
Zum Pilgern muss man nicht in die Ferne reisen, viele Wege gehen bei uns im Norden quasi direkt vor der Haustür los. Das ist besonders in Zeiten von Corona sehr praktisch. Im Raum der Nordkirche gibt es zahlreiche Angebote, über die Pilgerpastor Bernd Lohse aus Hamburg mit uns gesprochen hat.
Gerade jetzt, in Zeiten der Pandemie, sehnen sich die Menschen danach raus zu kommen und an der frischen Luft zu sein. Dass Reisen im Moment nur eingeschränkt möglich ist und es kaum Möglichkeiten gibt, in Herbergen zu übernachten, ist für Lohse kein Grund nicht Pilgern zu gehen. "Elementar beim Pilgern ist ja der innere Weg. Das kann zum Beispiel auch sein, dass man in Stadtteile geht, in denen man zuvor noch nie war. Dass man sich ein Ziel sucht, einen Ort, an dem man noch nie war."
Während des aktuellen Lockdowns empfiehlt Lohse Pilgerwanderungen mit Übernachtungen zu Hause. Für Hamburger biete sich der Weg von Lübeck über Wedel nach Horneburg an, bei der am Ende der Tagestour eine Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich ist. Das Kartenmaterial dazu bietet das Pilgerbüro an der St. Jacobi-Kirche in Corona-Zeiten verbilligt an.
Attraktive Pilgerwege quer durch die Nordkirche
Aber auch für Nicht-Hamburger gibt es zahlreiche Möglichkeiten. "Die Pilgerwege bei uns im Norden sind hochattraktiv", sagt Lohse, "da gibt es zum Bespiel die Via Baltica". Der Weg führt unter anderem über die Insel Usedom, wo man während des Gehens immer wieder den Blick über das Stettiner Haff schweifen lassen kann. "Auch um die Mecklenburgische Seenplatte führt eine gut ausgewiesene Strecke", so Lohse, der seit 2009 Pilgerpastor an der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi ist.
Auch in Schleswig-Holstein seien zahlreiche pilgerbegeisterte Kolleginnen und Kollegen am Werk: "Da gibt es zum Beispiel tolle Angebote auf Eiderstedt, oder Wattpilgern vom Christian-Jensen Kolleg, oder großartige Angebote vom Frauenwerk in Angeln", zählt Lohse auf.
"Die Nordkirche ist Pilgerkirche"
"Die Nordkirche ist Pilgerkirche", sagt Lohse, der auch ausgebildeter Redakteur ist. In allen Ecken gebe es Pilgerangebote, Tendenz steigend. "Pilgern ist ja mehr als gehen." Geist, Körper und Seele – das alles wird beim Pilgern angesprochen. "Die Nähe zur Schöpfung, die Langsamkeit des Fußgehens. Da nimmt man wahr, wo man ist und wird sich seiner eigenen Gedanken bewusst", so der Pastor.
Außerdem könne man über das Pilgern mit Menschen in Kontakt kommen, die man mit der normalen Gemeindearbeit kaum erreicht. "Die Menschen nehmen unsere Angebote dankbar auf und wir zeigen als Kirche, was wir können."
Mit Zuversicht auf dem Weg
Der Pilgerpastor rechnet damit, dass das Pilgern im Spätsommer einen neuen Boom erleben wird. Die Infrastruktur für Pilgerwanderungen sei "relativ robust". Ihm selbst gibt in Zeiten der Pandemie Hoffnung "dass ich weiß, nicht die Angst weist uns den Weg, sondern die Zuversicht".