Pride Ehrenpreis für #OutInChurch

Pro Vielfalt: Pride Week feiert Queersein in der Kirche

Die Regenbogenflagge ist das Symbol für Vielfalt. Bei der Pride Week kommt sie in allen Facetten zum Einsatz, um für die Rechte von queeren Menschen zu demonstrieren. Los geht die Hamburger Pride Week am 29. Juli.
Die Regenbogenflagge ist das Symbol für Vielfalt. Bei der Pride Week kommt sie in allen Facetten zum Einsatz, um für die Rechte von queeren Menschen zu demonstrieren. Los geht die Hamburger Pride Week am 29. Juli. © iStock

28. Juli 2022 von Julia Krause

Am 29. Juli startet die Hamburger Pride Week. Für viele Christen der LGBTIQ-Community ist sie nicht nur ein Fest für Vielfalt, sondern auch ein politisches Signal. Denn in diesem Jahr geht es auch darum, #OutInChurch zu würdigen. Die Initiative kämpft dafür, dass queer und katholisch nicht mehr als Gegensatz wahrgenommen werden. Sie ist damit Mutmacher für alle, sich gegen Diskriminierung zur Wehr zu setzen.

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Nach unserem Gesetz müssen alle Menschen gleich behandelt werden, niemand darf aufgrund der eigenen Religion, Herkunft oder sexuellen Orientierung diskriminiert werden. In der Realität kommt es immer wieder zu Verstößen bis hin zu Straftaten: Laut Kriminalstatistik sind allein in Hamburg im vergangenen Jahr 67 Straftaten von Hasskriminalität gegenüber Menschen der queeren Community polizeilich gemeldet worden. Das ist eine Verdoppelung gegenüber 2020. 

Mut zu Reformen

Die Taten von "Alltagsdiskriminierung", die keinen offiziellen Straftatbestand darstellen, dürften wesentlich höher liegen. Vor allem im beruflichen Kontext ist ein Outing für viele deshalb ein mutiger Schritt. Umso größer muss man die Leistung von #OutInChurch einschätzen: Mehrere Hauptamtliche der katholischen Kirche bekannten sich Anfang des Jahres öffentlich zu ihrem Queersein. In einem Arbeitsumfeld, das gleichgeschlechtliche Ehen bislang untersagt, ist dies ein Quantensprung. 

Inzwischen gibt es eine Reformbewegung innerhalb der katholischen Kirche, die unter anderem eine Anpassung des Arbeitsrechts vorsieht. Die Signalwirkung geht jedoch weit über den innerkirchlichen Bereich hinaus: "Wir haben viele Rückmeldungen bekommen, auch von Leuten aus ganz anderen Berufen, die sagen: Wenn ihr euch das traut, dann mache ich das auch!", sagt Jens Ehebrucht Zumsande. Der Hamburger Religionspädagoge und Gemeindereferent gehört zu den Initiatoren von #OutInChurch.

Ehrenpreis für #OutInChurch

Bei der offiziellen Eröffnung der Hamburger Pride Week am Sonnabend (30. Juli) auf Kampnagel wird er zusammen mit anderen Vertreterinnen und Vertreter der Initiative #OutInChurch den Ehren-Pride-Award des Hamburger Pride Vereins entgegennehmen. "Wir haben eine Diskussion losgetreten, die man nicht mehr zurückdrehen kann", sagt er und klingt dabei durchaus zuversichtlich. 

Gleichzeitig versteht er die Preisvergabe auch als Ansporn, weiter für eine gesellschaftliche Anerkennung der LGBTIQ-Community zu kämpfen. "Diskriminierung passiert nicht nur anderswo. Auch in unserem angeblich so aufgeklärten Land, gibt es sehr viel Diskriminierungserfahrung", sagt er. 

Sichere Treffpunkte sind wichtig

Hinzu kommt, dass die Sichtbarkeit und Vernetzungsmöglichkeiten der Szene nachgelassen haben. So hätten die Corona-Auflagen dafür gesorgt, dass viele Treffpunkten der queere Szene aufgegeben werden mussten, sagt Pastor Thomas Lienau-Becker der Aids-Seelsorge Hamburg. Aktuell sei es so, dass die Contact Bar in St. Georg, die mehr als zehn Jahre lang eine feste Größe in der schwulen Szene Hamburgs war, aufgrund einer Mietkündigung schließen müsse. 

"Der Betreiber hat sich sehr für Verfolgte der LGBT-Szene eingesetzt und viele Benefizveranstaltungen ausgerichtet", sagt Lienau-Becker. Dass er queeren Menschen künftig keinen Anlaufpunkt mehr bieten könne, sei äußert bitter für die Community. Auch aus diesem Grund hat das Team der Aids-Seelsorge beschlossen, den Gottesdienst, der am 31. Juli um 18 Uhr in der Dreieinigkeitskirche St. Georg stattfinden wird, unter das Motto „Unsere Orte: Sichtbar und sicher“ zu stellen.

Gottesdienste während der Pride Week

"Bars, Saunas, Sexclub –  vieles musste in der Corona-Zeit schließen. Doch es ist wichtig, dass es diese Treffpunkte gibt. Orte, an denen die Menschen unter sich sein können", so der Pastor. Es brauche geschützte Orte, nicht zuletzt für die eigene Lebensfindung, ergänzt er. Thematisch werde es bei dem Gottesdienst auch um die Frage gehen: Welche Orte sind uns heilig? Ist ein Ort überhaupt heilig?, stellt er in Aussicht. 

Parallel dazu wird die Aids-Seelsorge am 4. August mit einem Infostand beim CSD-Straßenfest an der Binnenalster vertreten sein. Es wird nach zwei Jahren Corona-Pause erstmals wieder groß gefeiert. Außerdem bietet die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft Lesben und Kirche (LuK) Hamburg während der Pride Week einen Gottesdienst unter dem Namen "In Abigails Fußstapfen" an. Er wird am 4. August um 19 Uhr in der St. Georgskirche beginnen. 

Tausende zum CSD erwartet

Den Höhepunkt und zugleich Abschluss der Pride Week bildet dann der Christopher Street Day (CSD) am 6. August. Zur Demo werden mehr als 250.000 Menschen erwartet. Die Parade startet gegen 12 Uhr an der Langen Reihe. Sie führt über Steinstraße, Mönckebergstraße, Glockengießerwall und Lombardsbrücke zum Neuen Jungfernstieg, wo auch die Abschluss-Kundgebung stattfindet.

Das gesamte Programm der Pride Week, zu der auch mehr als 20 Veranstaltungen im Pride House, in den Räumen des Integrations- und Familienzentrums (IFZ) und des Jugendzentrums Schorsch sowie der Regenbogen-Tag des Hamburger Sommerdoms zählen, findet sich online unter hamburg-pride.de

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