Newsticker zur 18. Landessynode der Nordkirche
28. September 2023
Unter dem Motto "Neue Wege in die Zukunft: Unterwegs mit Dir": stehen bei dieser Landessynode die Themen Zukunftsprozess und Geschlechtervielfalt im Mittelpunkt. Die Synodalen tagen diesmal nicht nur in Travemünde, sondern haben sich am Freitag Nachmittag auf einen Pilgerweg begeben. Wir berichten hier über Schwerpunktthemen und Hintergründe.
Das Team des Kommunikationswerkes verabschiedet sich für heute von Ihnen – am 24. und 25. November 2023 können Sie an dieser Stelle zur Landessynode wieder Wissenswertes zur 19. Tagung verfolgen.
Samstag, 30. September 2023
Zu Beginn hat die Ökumenebeauftragte der Nordkirche, Annette Reimers-Avenarius, den Synodalen die "Charta Oecumenica" ins Gedächtnis gerufen. Es folgten der Beschluss des Gesetzes zu Geschlechtervielfalt, der letzte Bericht des scheidenden Datenschutzbeauftragten und ein Bericht aus dem Klimaausschuss der Kirchenleitung. Von der Jugendklimakonferenz berichtete Anton Morgenstern.
Bericht von der Jugendklimakonferenz
Hintergrund zur Jugendklimakonferenz auf dem Portal "Klar zur Wende"
Vom 22. bis zum 26. August 2023 tagte die 6. Jugendklimakonferenz der Nordkirche mit dem Titel „Meer haben – weniger brauchen“. 120 junge Menschen aus Deutschland, Österreich, Polen, Finnland, Tansania und der Ukraine trafen sich im Ozeaneum, einem Standort des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund.
Im Fokus standen die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ostsee und die Weltmeere sowie Ideen für einen klimafreundlichen Lebensstil. Anton Morgenstern aus dem Organisationsteam mahnte die Synodalen, den Jugendlichen und ihren drängenden Anfragen, das Thema ernst zu nehmen, zuzuhören.
Aktuelle Umfrage zum Pilgern
Zum Schwerpunktthema Pilgern gestern hatten wir Sie gefragt, was Sie mit dem Pilgern verbinden und ob Sie bereits auf einem Pilgerweg unterwegs waren.
Bericht aus dem Klimaausschuss der Kirchenleitung
Bischof Gothart Magaard und Propst Karl-Heinrich Melzer berichteten, dass die Themen "Gründung eines Energiewerks", Umgang mit PV-Anlagen auf denkmalgeschützen Gebäuden und Förderung von Biodiversität auf kircheneigenem Land diskutiert werden.
Gemeinsam vereinbart: Schritt zur Treibhausgasneutralität
Zum Nachlesen: Pressemitteilung zur Vereinbarung
Auf der Tagung unterzeichneten Bischof Gothart Magaard und der Hamburger Propst Dr. Karl-Heinrich Melzer für die Landeskirche die „Gemeinsame Handlungsvereinbarung zur Emissionsreduzierung im Gebäudebereich im Bereich der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland“.
Hintergrund zum Klimaschutz in der Nordkirche auf unserer Themenseite
Alle Kirchenkreise werden diese gemeinsame Vereinbarung ebenfalls unterzeichnen. Darin verpflichten sich Landeskirche und Kirchenkreise dazu, die Emissionen von Treibhausgasen bis zum 31. Dezember 2027 um 60 Prozent zu reduzieren. Für jeden Kirchenkreis und für die Landeskirche wurden konkrete Einsparmengen festgelegt.
Würdigung für die Arbeit von Peter von Loeper
Zehn Jahre lang war Peter von Loeper der Datenschutzbeauftragte der Nordkirche. Mit einem Nordstern dankte Präses Ulrike Hillmann ihm für seine verantwortungsvolle Arbeit. Es sei ihm beim Datenschutz nicht in erster Linie um Verbotsnormen, sondern um einen Bewusstseinswandel gegangen.
Darum, dass die Kirche ihre Stimme für die Freiheit erhebt und die Menschen beschützt, die sonst die Verlierer einer zunehmend durch Algorithmen bestimmten Welt werden könnten.
Der stellvertretende Vorsitzende der Kirchenleitung, Bischof Gothart Magaard, betonte, dass die Berichte des Datenschutzbeauftragten immer sehr gründlich gelesen worden seien.
Bericht: Datenschutz zwischen Chance und Risiken
Mahnende Worte hinterließ der Datenschutzbeauftragte der Nordkirche, Peter von Loeper, den Landessynodalen in seinem letzten Bericht vor Beginn seines Ruhestandes. Die im Februar von der Synode beschlossene Zusammenarbeitsplattform Microsoft 365 sieht er kritisch.
Nach wie vor sei unklar, welche Daten wofür erhoben und wie verarbeitet werden. Das müsste die Nordkirche aber einem Betroffenen oder einem Mitarbeitenden bei einem Auskunftsverlangen konkret sagen können.
Meine Hoffnung ist es, dass wir uns gegen die Internetgiganten an die Seite der einzelnen Menschen stellen, dass wir uns um ihren Schutz bemühen und dass wir unseren freiheitlichen demokratischen Rechtsstaat verteidigen.
Für die Nordkirche wird künftig die EKD die Datenschutzaufsicht übernehmen.
Beschlossen: Gesetz zur Berücksichtigung der Geschlechtervielfalt
Zum Nachlesen: Pressemitteilung zum Gesetz für Geschlechtervielfalt
Die Synodalen haben in zweiter Lesung für ein Gesetz votiert, das Geschlechtergerechtigkeit nicht nur zwischen Mann und Frau, sondern für alle Geschlechter erwirken soll. Übergeordnetes Ziel ist die Anerkennung vielfältiger Geschlechteridentitäten und das Verbot von Diskriminierung.
Über dieses Thema haben wir in unserem Ticker im Rahmen der ersten Lesung am Donnerstag Nachmittag ausführlich berichtet. Scrollen Sie in diesem Text gerne nach unten und lesen Sie Hintergründe und ein Interview mit Nele Bastian und dem Synodalen Matthias Isecke-Vogelsang.
"Die Charta Oecumenica" ein Jahrtausendereignis
Zum Nachlesen: Die Charta Oecumenica im Wortlaut
Vor zwanzig Jahren, auf dem ersten Ökumenischen Kirchentag in Berlin, haben Vertretende christlicher Kirchen die "Charta Oecumenica" unterzeichnet. "Das war ein Jahrtausendereignis", betonte Annette Reimers-Avenarius vor den Synodalen.
Sie enthält eine Selbstverpflichtung der Kirchen in Europa enger und besser zusammenzuarbeiten. "Sie hat heute nichts von ihrer Aktualität verloren", so die Ökumenebeauftragte. Angesichts neuer Herausforderungen wie den Klimawandel, der weltweiten Fluchtbewegungen und der Zunahme von Populismus und Rechtsextremismus wird die Charta daher bis 2025 revidiert werden.
Video-Botschaft von Professor Fernando Enns vor den Synodalen.
"Die Charta Oecumenica darf nicht nur auf Papier existieren", plädierte Professor Fernando Enns in einem Videobeitrag. Er ist Leiter der Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen an der Universität Hamburg und Mitglied im Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf.
Gottesdienst mit Bischöfin Fehrs zum Abschluss des Pilgerns
"Es war wirklich ein gemeinsamer Weg" resümmiert Bischöfin Fehrs in ihrer Predigt im Anschluss an den Pilgerweg. Bisweilen mühsam, wunderbar auch und spannend. "Ein Weg mit Geschichte und Dickicht, durch zauberhafte Landschaft und enge Staddtstraßen, von Ost nach West, über Grenzen, immer gemeinsam."
Sie seien unterwegs gewesen wie die ersten Nachfolger und Nachfolgerinnen Jesu – zu Fuß, vielleicht mit Blasen an den Füßen.
Mich bewegt das immer wieder, wie aufrichtend es ist, wenn Menschen sich ihre Hoffnungsgeschichten erzählen – so wie wir eben auf dem Weg. Bischöfin Fehrs
Das Osterevangelium, das im Zentrum ihrer Predigt steht, erzähle vom Leben. Es gebe Hoffnung – für alles, was kommen mag. "Gerade auch in der Auseinandersetzung dessen, was es in Zukunft braucht für unsere Kirche. Wir können tatsächlich füreinander einstehen, einander sehen und aufrichten – hoffnungsmutig und energisch. Eben: vom Leben gezeichnet!", so Fehrs.
Die Landessynode bittet in Ihrem Gottesdienst um eine Kollekte für das Projekt „CCAP“ (Church Climate Action Partnerships)
Hier geht es zu den Projektdetails
Wer das Projekt unterstützen möchte, kann auch per Überweisung einen Wunschbetrag beisteuern. Die Daten des Spendenkontos des Zentrums für Mission und Ökumene lauten:
- IBAN DE77 5206 0410 0000 1113 33
- Evangelischen Bank
- Stichwort: Tansanisch-Deutsche Klimapartnerschaften (CCAP)
Auf dem Weg zur Jakobikirche Lübeck
Rund 10 Kilometer legen die Synodalen mit rund 17.000 Schritten von der Herrnburger Kirche bis zur Jakobikirche Lübeck zurück. Die Kirchtürme der Hansestadt weisen den Weg.
Pilgerhalbzeit: Geistiger Impuls in der Christopherusgemeinde
In der Christopherusgemeinde Lübeck legen die Synodalen eine Rast ein. Bei einer gemeinsamen Ansprache fragen der scheidende Bischof Gothart Magaard und seine gewählte Nachfolgerin Nora Steen "Was steht auf Ihrer Packliste?"
Jede Reise, jeder Aufbruch ist nur so gut wie gepackt worden ist. (Nora Steen, designierte Bischöfin)
Steen gibt dabei auch Einblicke in ihre persönliche Einpackliste: Zeit, Freude und Verlässlichkeit stünden genauso drauf wie Wut, Kampfeslust, Lakritz und "meine Liebe zu Gott", sagt sie.
Pilgerweg: Eine Synode in Bewegung
Es ist das erste Mal, dass die Landessynode sich zu Fuß auf den Weg macht, um in den Austausch zu gehen. Der Weg führt auf den alten Kolonnenweg entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Es ist eine Strecke, die nachdenklich macht, manchmal auch schmerzt.
Mehr als 100.000 Bürger:innen der DDR versuchten zwischen 1961 und 1988 über die innerdeutsche Grenze oder über die Berliner Mauer zu fliehen. Mehrere hundert von ihnen wurden entdeckt und auf der Flucht getötet, viele weitere inhaftiert. Pastor Bernd Lohse und die Synodalen gedenken ihrer schweigend.
"Mein Lieblingsvers zum Unterwegs-Sein ist: `Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir` (Hebr 13,14)", sagt die designierte Bischöfin Nora Steen.
Ich glaube, wir Christen sind dazu berufen, eine Sehnsucht in uns zu tragen nach dem himmlischen Jerusalem. Das himmlische Jerusalem: Bild für das Reich Gottes, für eine Welt, in der alles miteinander im Einklang und ins Recht gesetzt ist.
Deshalb gehört für mich Unterwegssein wesentlich zum Glauben dazu. Getragen und beflügelt von einer Hoffnung, die alles übersteigt, was ich jemals aus mir selbst heraus schaffen oder denken könnte. Nora Steen (gewählte Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein)
Andacht in der Herrnburger Kirche mit Friedensgruß
Der Friede Gottes, der größer und weiter ist als alles, was wir verstehen und machen können, erfülle uns ganz, Herz und Sinne, mit dem Vertrauen auf die Nähe des Christus
Amen.
Pilgerpastor Bernd Lohse widmet sich in seiner Andacht dem Mut und der Angst: Jeder Prozess bringe auch Wunden mit sich, sagt er. Neben den Liederzetteln finden die Synodalen deshalb auch symbolträchtige Pflaster auf den Kirchenbänken.
Den Reisesegen am Ende der Andacht erteilt Präses Ulrike Hillmann. Im Anschluss daran pilgern die Synodalen durch die Palinger Heide entlang des Kolonnenweges nach Lübeck-Eichholz.
Umfrage: Was verbinden Sie mit dem Pilgern?
Bewegung war für Bischof Gothart Magaard in seiner 14-jährigen Amtszeit immer wieder ein hilfreicher Ausgleich bei seinen täglichen Aufgaben. Und Sie, was verbinden Sie mit dem Pilgern? Waren Sie selbst bereits auf einem Pilgerweg unterwegs? Hier geht es zur zweiminütigen, anonymen Umfrage zum Thema: www.menti.com
Verabschiedung von Bischof Magaard durch die Präses
Die Präses der Landessynode, Ulrike Hillmann, würdigt das Wirken von Bischof Magaard und bedankt sich bei ihm:
Lieber Gothart, danke für alles Engagement in unserer Kirche und in unserer Landessynode, für alle Gottesdienste, Andachten und Reisesegen, für alle Berichte und Diskussionsbeiträge, für Deine zuverlässige Anwesenheit, für alles Mitbedenken, für alle aufmunternden Worte und auch mal süße Stärkung. Das alles wird uns fehlen, Du wirst uns fehlen. Ulrike Hillmann
Noch neun Tage ist Bischof Gothart Magaard im Amt, bevor er am 8. Oktober an seiner Predigtstätte, dem Schleswiger Dom, in den Ruhestand verabschiedet wird. Zeit für neue Abenteuer, für ein anderes Unterwegssein.
"Mein Lieblings-Bibelvers zum Unterwegssein ist ,Du stellst meine Füße auf weiten Raum‘ (Psalm 31,9). Das ist für mich ein schönes Bild von Weite, von Frieden. Und vom Geführt-Werden."
Bericht aus dem Sprengel Schleswig und Holstein
Zum insgesamt elften und letzten Mal hält Bischof Gothart Magaard seinen Bericht aus dem Sprengel Schleswig und Holstein vor der Landessynode. Dabei wirft er den Blick zurück auf seine gesamte Amtszeit und stellt dar, welche Hauptwege er in den vergangenen Jahren beschritten hatte: "Was waren für mich die inhaltlichen Achsen?".
Geleitet von dieser Fragestellung, markiert er Zentrales und stellt zugleich Verbindungen zum gegenwärtigen und künftigen kirchlichen Leben im Sprengel her.
Lebendige Kirche
Mit der Erinnerung an das Reformationsjahr 2017 zeigt er auf, wie es gelingen kann, eine lebendige Kirche zu sein. Als Gast auf dem Nordkirchenschiff war Bischof Magaard in elf Häfen anwesend – "erfüllt von lebendigen, einladenden, kreativen Hafentagen". Und der Reformationstag als neuer gesetzlicher Feiertag bietet seitdem umso mehr die Gelegenheit, die historischen und kulturellen Wurzeln des Zusammenlebens in Freiheit, Würde und Demokratie zu vergegenwärtigen.
Zu den Herausforderungen dieser Zeit gehört für Bischof Magaard das Zusammenwachsen vor Ort und das damit neu zu gestaltende kirchliche Leben auf dem Land und in der Stadt.
Mehr zur Diakoniekirche in Husum
Seine Beobachtung: "Es entstehen aus dem neuen Miteinander im Sprengel ganz wunderbare neue Früchte, beispielsweise die Diakoniekirche in Husum oder große regionale Tauffeste."
Die deutsch-dänische Grenzsituation zählt zu den Besonderheiten des Sprengels, wie Magaard berichtet: Mittlerweile ein lebendiges Miteinander von Mehrheits- und Minderheitsbevölkerung nördlich und südlich der Grenze und ein Baustein für ein gesamt-europäisches Bewusstsein – an dem die Kirchen der Grenzregion nicht unwesentlich mitwirkten und -wirken.
Diakonisches Handeln
Als ein Beispiel für das diakonische Handeln erinnert der Bischof an das Thema Flucht und Migration und an die große Aufgabe, vor der Kreise und Städte 2015/2016 gestellt waren:
Dass diese Aufgabe in Schleswig-Holstein gut gelöst wurde, daran hatten unsere Kirche und Diakonie nicht wenig Anteil. Bischof Gothart Magaard
Er riet dazu "aus Liebe zu den Menschen und als Ausdruck der Achtung der Menschenwürde und den Menschenrechten verpflichteten Rechtsstaat", auch in Zukunft an der Praxis des Kirchenasyls festzuhalten.
Öffentliches Handeln
Als im Bundesland Schleswig-Holstein 2015 nur eine einzige Stimme für die Aufnahme des Gottesbezuges in die Präambel der Landesverfassung fehlte, lag ein langer Weg hinter dem breiten Bündnis "Für Gott in Schleswig-Holstein", das sich aus Persönlichkeiten des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens, unterstützt von christlichen, muslimischen und jüdischen Gemeinden, zusammensetzte.
Deutlich wurde: Ein Gottesbezug in der Präambel ist kein Glaubensbekenntnis, sondern Ausdruck von Demut, dass der Mensch nicht das Maß aller Dinge ist. Die Gottesbezug-Initiative gilt Bischof Magaard als ein Beispiel dafür, wie Kirche sich in den öffentlichen Diskurs einbringt.
Die umfangreiche Sanierung des Schleswiger Dom begleitete Bischof Magaard seine gesamte Amtszeit hindurch. Die Menschen würden hier wie in so vielen Kirchen in der Nordkirche einen Ort erleben, der Wärme und Weite schenke.
Wir brauchen diese Orte, um uns aufzurichten und gute Worte zu hören. Bischof Gothart Magaard
Mit Dank für das entgegengebrachte Vertrauen beendet Bischof Magaard seinen Bericht, nicht ohne seiner Nachfolgerin Nora Steen alles Gute und Gottes Segen zu wünschen.
Bericht und Pilgertour
Für unsere Synodalen steht heute, neben dem Bericht aus dem Sprengel Schleswig und Holstein, auch die Pilgertour mit dem Zukunftsprozess der Nordkirche auf dem Programm. Das Motto: "Unterwegs mit Dir".
Der zweite Tag der Synodentagung startet in Travemünde mit einer Andacht mit Diakoniepastor Dirk Ahrens.
Freitag, 29. September 2023
Guten Morgen! Ein Leben ohne Kaffee ist möglich, aber sinnlos… Das beliebteste Getränk der Deutschen steht auch bei den Landessynodalen hoch im Kurs.
Ihr Team des Synoden-Tickers verabschiedet sich für heute, wünscht Ihnen einen schönen Abend und eine gute Nacht!
Kirchengesetz zur Geschlechtervielfalt
Schon einmal hat die Nordkirche den Versuch unternommen, die Anerkennung der Geschlechtervielfalt innerhalb ihrer Kirche mit einem Verfassungsgesetz festzulegen. Im Februar 2022 wurde das Gesetz in erster Lesung durch die Synodalen zunächst angenommen, in der zweiten Lesung jedoch mit knapper Mehrheit abgelehnt.
Heute, rund eineinhalb Jahre später, unternimmt die Nordkirche einen neuen Anlauf in dieser Richtung – diesmal jedoch nicht auf verfassungsändernder, sondern einfacher Kirchengesetzebene: Die Beschlussvorlage sieht vor, Geschlechtergerechtigkeit nicht nur zwischen Mann und Frau, sondern für alle Geschlechter zu erwirken. Übergeordnetes Ziel ist die Anerkennung vielfältiger Geschlechteridentitäten und das Verbot von Diskriminierung.
Die Beauftragte für Geschlechtergerechtigkeit Nele Bastian und Landessynodaler Matthias Isecke-Vogelsang erklären im Interview, warum ein Beschluss des Gesetzes wegweisend wäre.
Nach einer intensiven Diskussion unter den Landessynodalen wurde das Kirchengesetz zur Berücksichtigung der Geschlechtervielfalt in erster Lesung beschlossen. Am Sonnabendvormittag wird sich die Synode in ihrer zweiten Lesung erneut mit dem Thema beschäftigen.
Übrigens: Im August 2023 nahm die Nordkirche erstmals als Einheit am Hamburger Christopher Street Day (CSD) teil. Das Motto der Veranstaltung: „Selbstbestimmung jetzt! Verbündet gegen Trans*Feindlichkeit". Der CSD warb damit dafür, dass Trans*Menschen künftig einfacher ihren Namen und ihre Geschlechtseintragung ändern lassen können. Bisher ist dies in Deutschland nur nach Erstellung von zwei Gutachten und dem Durchlaufen eines Gerichtsprozesses möglich, was viele als demütigend und diskriminierend kritisieren.
Zwischenbericht zum Zukunftsprozess
"Wir sind auf dem Weg...." Mit Dir.
Bischöfin Kirsten Fehrs spricht vor der Landessynode über den Zukunftsprozess der Nordkirche. Was sie an Veränderungslust auf in den vergangenen Monaten erlebt habe, sei großartig:
Mehr zum Zukunftsprozess der Nordkirche
"Und was mich bisweilen richtig angerührt hat, war diese innere Haltung: Wir lieben unsere Kirche. Sie hat ihre Mühen, aber eben auch viel Glückliches und Gutes zu schenken. Und wir wollen, dass sie – anders ja, - aber für möglichst viele da ist, neu da ist. Als Ort des Glaubens und als Ort des Segens. Als Ort demokratischen Bekenntnisses und vielfältig-geliebter-ökologisch-bewusster Lebensform. Und dann auch wieder nicht allein als Ort, sondern als Bewegung, die flexibel reagieren kann und muss auf gesellschaftliche Veränderungen."
Diese Vielfalt, die ja unsere Nordkirche ausmacht, in die eine Zukunftsgestalt zu denken, kann das gelingen? Bischöfin Kirsten Fehrs
Bericht der Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt
Die Landesbischöfin rückte in ihrem Bericht die Erfahrungen zahlreicher Vor-Ort-Besuche in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen.
Begegnungen bei der Jugendklimakonferenz in Stralsund:
Eines bewegte in der internationalen Runde in Stralsund alle, berichtet Kühnbaum-Schmidt: "Was setzen wir dem menschengemachten Klimawandel entgegen? Was tun wir insbesondere als Christinnen und Christen? Wie handeln wir lokal und zugleich im Blick auf die komplexe globale Situation angemessen und effektiv?"
Mehr: Impressionen der Jugendklimakonferenz im Video
Besuchsreise:
Ob beim Delphi-Projekt in Kropp, der Husumer Tafel, den Ahrensburger Werkstätten, dem Quartierprojekt am Spannkamp oder der "Kirche auf dem Veddel" - wichtig für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sei, so fasste die Landesbischöfin ihre Erfahrungen aus den Vor-Ort-Besuchen zusammen, dass sich engagierte Menschen zusammenfinden, die gemeinsam etwas bewegen und verändern wollen.
Wo Nächstenliebe und Barmherzigkeit von verfasster Kirche und Diakonie gemeinsam über Grenzen hinweg praktiziert werden, eröffnen sich an den Schnittstellen zwischen Diakonie und Kirche neue Räume für Begegnung und Kontakt: für die Kommunikation des Evangeliums im Modus des Lernens und Lehrens, des helfenden Handelns und im miteinander Feiern. Kristina Kühnbaum-Schmidt
Demokratie und Engagement für Gemeinwohl stärken
In ihrem Bericht geht die Landesbischöfin auch auf die steigende Zustimmung zu rechtsradikalen und völkischen Positionen in unserem Land ein, was ihr große Sorge bereite. Sie appeliert an die Synode:
Lassen Sie uns tun, was in unseren Kräften steht, um Demokratie, Engagement für Gemeinwohl zu stärken und diejenigen zu unterstützen, die sich dafür zur Verfügung stellen und vor Ort als engagierte Vertreterinnen unserer Demokratie Verantwortung übernehmen. Nur demokratische Gesellschaften können Menschenwürde und Menschenrechte, zu denen auch die Religionsfreiheit gehört, verlässlich garantieren. Kristina Kühnbaum-Schmidt
Eröffnung der Synodentagung
Präses Ulrike Hillmann nutzte die Eröffnung für Glückwünsche an Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt: Vor zwei Wochen war sie im polnischen Krakau vom Lutherischen Weltbund zur Vizepräsidentin für die Region Mittel- und Westeuropa gewählt worden. "Im Namen der Landessynode gratuliere ich dir, liebe Kristina, von Herzen zu dieser Wahl, in der sich großes Vertrauen und hohe Anerkennung für dein internationales Engagement ausdrücken."
Es sind 113 Synodale anwesend. Damit ist die Landessynode der Nordkirche beschlussfähig.
Synodenstart: Andacht mit Bischof Gothart Magaard
Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt!
Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land.
Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit.
Die Tore stehen offen.
Das Land ist hell und weit.3. Strophe des Lied "Vertraut den neuen Wegen" von Klaus-Peter Hertzsch
Mit dem Kirchenlied "Vertraut den neuen Wegen" ermutigt Bischof Magaard uns in seiner Andacht, zuversichtlich in die Zukunft zu gehen. Er erinnerte daran, dass Veränderungen manchmal unverhofft kommen und uns positiv überraschen können.
Er selbst habe in seiner Studienzeit in West-Berlin oft auf die Grenze geschaut, auf eine Mauer, die "für die Ewigkeit gebaut schien", so Magaard. "Umso mehr war es für mich bewegend, als sie nach der friedlichen Revolution durchlässig wurde." Diese Einigung machte den Weg für vieles frei – so auch für eine Landeskirche, die sich sowohl über das Gebiet von zwei alten als auch einem neuen Bundesland erstreckt.