Rostocker Tagung beschäftigt sich mit der Friedhofspflicht
03. November 2016
Mit der Zukunft der Bestattungs- und Erinnerungskultur beschäftigt sich seit Donnerstag eine dreitägige wissenschaftliche Tagung an der Universität Rostock. Unter dem Thema "Friedhofspflicht/Friedhofsflucht" soll auch darüber diskutiert werden, was es bedeuten würde, die typisch deutsche Friedhofspflicht aufzugeben.
Etwa 50 Teilnehmer aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen und Friedhofsverwaltungen deutscher Städte haben sich zu der Tagung angemeldet.
In Nordrhein-Westfalen und Bremen wurden unlängst schon Veränderungen in Richtung auf eine partielle Freigabe der Friedhofspflicht vorgenommen, hieß es. Zudem sind in Nordrhein-Westfalen auch private Friedhöfe erlaubt. Den ersten privaten Friedhofsbetreiber gibt es mit Fritz Roth in Bergisch Gladbach.
Immer weniger Erdbestattungen
In Mecklenburg-Vorpommern werde auf absehbare Zeit keine Urne im eigenen Garten oder auf dem Bücherregal in der Wohnung möglich sein, hieß es. Ein Reformvorschlag der Linksfraktion zur Liberalisierung des Bestattungswesens war im Januar im Schweriner Landtag gescheitert. Wald- oder Baumbestattungen sowie Beisetzungen auf See sind nur für Urnen möglich. In Rostock gibt es nach Angaben des Amtes für Stadtgrün immer weniger Erdbestattungen. Sie machen nur noch fünf Prozent aller Beisetzungen aus. Als besondere Bestattungsform gibt es eine Aschestreuwiese.
Trauer im Cyberspace
Theologieprofessor Thomas Klie (Rostock) sieht als aktuelle Entwicklung die Tendenz, Asche auf Streuwiesen zu verteilen, ähnlich wie bei der Seebestattung. Klie vermutet, dass eine solche Form der Bestattung eine Langzeitwirkung für den Einzelnen und für die Kulturform Friedhof haben wird. Außerdem gibt es laut Klie einen weiteren Trend: "Seit geraumer Zeit wird im Cyberspace bestattet und getrauert."