Segen für ein ganzes Dorf
08. Januar 2021
Wie kann man den traditionellen Segenswunsch zum Epiphaniasfest kontaktlos übermitteln? In der Gemeinde Gressow-Friedrichshagen in Mecklenburg-Vorpommern hatte der Gemeindepädagoge dazu eine gute Idee, für die keine Türen geöffnet werden müssen.
Traditionell sendet die Gemeinde Sternsinger aus, um das Fest der Erscheinung des Herrn am 6. Januar zu feiern. Etwa 90 bis 100 Haushalte werden besucht, um den Segenswunsch Christus mansionem benedicat (C+M+B) an die Türen zu schreiben. Da das in diesem Jahr durch die Kontaktbeschränkungen nicht geht, hat sich Gemeindepädagoge Jens Wischeropp mit seiner Frau Käte eine Alternative überlegt: Er bittet per Schild am Ortseingang für das ganze Dorf um den Segen.
Tafeln bleiben solange es geht
Gestaltet hat er die insgesamt 16 Tafeln für die 16 Orte der Gemeinde in Handarbeit mit ehrenamtlicher Unterstützung. Nach dem Aussendungsgottesdienst am Sonntag werden sie nach und nach in den Ortsteilen aufgestellt. Dazu geht Jens Wischeropp in den kommenden Tagen mit der Pastorin von einem Ortseingang zum nächsten. Begleitet wird das Aufstellen von einem Gebet. Installiert werden die Tafeln dauerhaft – oder zumindest solange wie es die Witterung zulässt.
Dass sich jemand dadurch gestört fühlt, glaubt er nicht. "Die Schilder stehen auf einer Höhe von etwa 1,50 Metern. Der Segen sollte keinen angreifen", sagt Wischeropp. Es sei vielmehr so, dass man ihn als Angebot verstehen kann. "Entweder man fühlt sich angesprochen oder eben nicht", erklärt er. Das Holz für die Tafeln habe übrigens ein Helfer bereitgestellt, der bekennender Atheist sei. Es sei ihm trotzdem lieb gewesen, dass "sein" Dorf gesegnet werde, schmunzelt der Gemeindepädagoge.
Jeder soll erreicht werden
Entstanden ist die Idee mit den Schildern aus der Corona-Situation heraus. Selbst wenn nur ein Kind als Sternsinger in der recht weitläufigen Gemeinde von Haushalt zu Haushalt gebracht würde, komme man an die Grenze des Machbaren. "Ein Kind und ein Fahrer sind schon zwei verschiedene Haushalte", erläutert er. Zudem sei es durch die langen Wege schwierig, alle Haushalte zu erreichen. "Wir hätten eine Auswahl treffen müssen – und das wollten wir nicht."
Zusätzlich dazu versendet die Gemeinde Grußkarten mit der Jahreslosung und einem Segen to go an all ihre Mitglieder, erläutert Gemeinderatsmitglied Käte Wischeropp. So werde in der Corona-Pandemie niemand allein gelassen.