So bringen die Hunde aus Gettorf Sterbenden Trost
10. August 2015
Gettorf. Cody, Button und Pia haben eine besondere Aufgabe: Die Hunde besuchen mit ihren Betreuern Sterbende im Hospiz. Die Tiere vermitteln ein Gefühl von Nähe – und zaubern den Kranken ein Lächeln auf die Lippen.
Sabine Schulz ist stolz auf ihren Rüden "Cody", denn der Hund der Rasse Leikamix lernt schnell, worauf es ankommt. "Cody" hat eine Aufgabe, für die auch Menschen viel Geduld, Feingefühl und Einfühlungsvermögen mitbringen müssen. Er wird in der ambulanten Hospizarbeit beim Besuch von todkranken und sterbenden Menschen eingesetzt. Sabine Schulz ist ehrenamtlich beim Hospizverein "Dänischer Wohld" in Gettorf (Schleswig-Holstein) aktiv. Mit dem Einsatz von Hunden beschreitet der Verein in der ambulanten Betreuung in Norddeutschland neue Wege.
Insgesamt 13 Hunde sind nach einer speziellen Ausbildung jetzt im Einsatz. Die Idee für das Programm "Sanfte Pfoten" brachte die Vereinsvorsitzende und Kieler Krankenhausärztin Friederike Boissevain von einer USA-Reise mit. "In Kalifornien sind Hunde sogar in stationären Hospizen keine Seltenheit mehr", sagt sie. Dort sei erkannt worden, dass die Sprache des Menschen längst nicht das ausdrücken kann, was Hunde können. Hunde seien sehr feinfühlend, weiß Boissevain. Allein durch ihr Dasein könnten sie ein Gefühl von Nähe und Verbundenheit zu Sterbenden herstellen.
Hunde werden ausgebildet
Die ehrenamtlichen Betreuer bringen stets eine Decke mit, wenn sie mit ihren Hunden Todkranke und Sterbende besuchen. Die wird auf das Bett gelegt. Das Tier wird dem Menschen vorgestellt, dann kommt der Befehl "Hopp" und der Hund legt sich auf der Decke an die Seite der Bettlägerigen. Der Hund hat gelernt, sich nicht auf den Menschen zu legen. Das Tier darf gestreichelt werden und bringt auch bei eher unsanften Berührungen viel Geduld auf. Auch das wurde trainiert. "Meiner ist ein Schmusebär", sagt Sabine Schulz. "Cody" sei gut sozialisiert.
Das gilt für alle 13 Hunde beim Hospizverein "Dänischer Wohld", sagt Trainerin Kati Zimmermann von der Akademie für Assistenzhunde. Sie hat die Tiere an fünf Wochenenden für ihre spezielle Aufgabe trainiert. Es gibt Hunde, die sich beim Anblick eines Todkranken im Bett gleich wieder umdrehen. "Die kommen gar nicht erst in die Ausbildung." Der ehrenamtliche Hospiz-Helfer Marco Koch schwärmt von seiner geduldigen Hündin "Pia": "Der Hund legt den Schalter um."
Das bestätigt auch Jutta Voß mit ihrem Mischling "Button". Eine todkranke Frau hatte sich zwar einen Dackel gewünscht. Die 60-Jährige akzeptierte aber auch "Button". Zum ersten Mal nach langer Zeit lächelte sie wieder, als sie versuchte, den Mischling zu streicheln. Da kam auch bei ihrem Lebensgefährten wieder etwas Freude auf. "Es war wirklich schön", sagt Jutta Voß.
Hospiz-Verein braucht Spenden
Von den Aktivitäten und der Aktion "Sanfte Pfoten" hatte auch Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) gehört und den Hospiz-Verein besucht. Der Verein warb dann auf der Spendenhomepage <link http: www.wir-bewegen.sh link-extern>www.wir-bewegen.sh und bekam über 2.000 Euro Spendengelder.
Doch der Verein wird in Zukunft deutlich mehr Geld brauchen. Im Dänischen Wohld zwischen Kiel und Eckernförde gibt es kein stationäres Hospiz, und das wollen Boissevain und ihre Vereinskollegen ändern. Die beiden Hospize "Haus Porsefeld" in Rendsburg und "Kieler Förde" in Kiel-Neumeimersdorf sind laut Boissevain so gut ausgelastet, dass die Einrichtungen ein weiteres Hospiz nicht als Konkurrenz empfinden würden. Auch hier würden dann "Button, "Cody", "Pia", "Murmel" und "Amber" im Hundeeinsatz sein.