So viel war los auf dem Hansebarcamp
13. Februar 2019
Podcasts, partizipativer Gottesdienst, public Code – und noch vieles mehr: Die Themen auf dem Hansebarcamp am 9. Februar in Hamburg zeigten mal wieder: Da geht ganz viel in der digitalen Kirche.
Rund 100 Barcamperinnen und -camper, ausgestattet mit Namensschildchen und Stoffbeutel, begaben sich auf die Reise, die zunächst mit einem Vortrag begann. Martin Fehrensen, Gründer des Socialmedia-Watchblog, sprach über den aktuellen Stand in Social Media und stellte fest: Derzeit geht der Trend in Richtung „Dark Social“. Das bedeutet: Die privaten Nutzer ziehen sich aus der Pseudo-Öffentlichkeit der sozialen Medien eher zurück und nutzen lieber Messenger oder geschlossene Gruppen, um zu kommunizieren (Zusammenfassung des Vortrags).
24 Sessions und viele Posts auf der Social Wall
Das Barcamp dagegen wurde in die Öffentlichkeit getragen: Zahlreiche Tweets, Instagram- und Facebook-Posts mit dem Hashtag #Hansebarcamp liefen schon über die Social Wall im Saal, bevor es so richtig los ging mit der Planung des Tagesprogramms. Da viele der Teilnehmer nicht zuletzt aus dem Nordkirche-Barcamp im vergangenen Jahr schon viel Erfahrung aus diesem Veranstaltungsformat mitbrachten, musste das Prozedere nicht lang erklärt werden. 24 Sessions wurden ad hoc von den Teilnehmern vorgestellt und an die Pinnwand gebracht. Was für eine Auswahl!
Podcasts, Chatbots, TikTok und vieles mehr
Die Camper hatten es nicht leicht, sich zu entscheiden: Chatbots für Kirchen von Jugendlichen (Friederike Nordholt, die auch eine Session zu Podcasts hielt) oder das Projekt Kirchenbotschafter (Michael Wittig)? Character Animation (Jonathan Renau), HopeSpeech (Kristina Herbst) oder Instagram Insights (Ines Hansla)? Oder doch lieber Interaktiver Gottesdienst (Corinna Senf) und Crowdfunding (Ulf Compart)? "Optimal digital loslegen" in der Kirchengemeinde? Und dann war da noch ein weiterer Vortrag von Martin Fehrensen, der damit lockte, eine halbe Stunde nur die besten TikTok-Videos zu zeigen. Wer möchte das verpassen?
Was ist Kirche im Digitalen?
In der Session zur digitalen Kirche ging es nach einer kurzen Einführung über die verschiedenen Ebenen des Begriffs gleich zur Sache: „Ich verstehe an dem Label ‚digitale Kirche‘ ja, was ‚digital‘ ist – aber was ist dann ‚Kirche‘?“, fragte Jonas Goebel. Mehrere Teilnehmerinnen stellten dar, wie sie über das Netz Trost, Zuwendung und Gemeinschaft gefunden haben – gemeinde- und konfessionsübergreifend. Kirche sei eben nicht mehr nur eine analoge Gemeinschaft, die sich – zugespitzt formuliert – sonntagsmorgens zum Gottesdienst trifft. Doch was bedeutet das für die Institution? Mit der Digitalisierung muss es auch eine Neudefinition von Kirche geben, war der Tenor zum Schluss der Diskussion.
Eine mobile Kirche
Fast wie ein Sinnbild für die digitale Kirche erschien da etwas, das während des Barcamps vor der Tür stand: das Kirchenmobil. „Eine fahrbare Kirche, die aber keine ‚richtige‘ Kirche ersetzen soll“, erklärte Ralf Schönbeck das Projekt in der Kurzform. Angereist ist es aus Obernkirchen (Landkreis Schaumburg, Niedersachsen), wo vor Ort die Menschen immer wieder fragen, was dieser Wagen mit kleinem Kirchturm auf dem Dach überhaupt soll. Doch überall, wo sie hinkommt, sind die Menschen begeistert: Da ist ein Ort, an dem man Trost, Zuwendung und Gemeinschaft findet – auch wenn man „mit der Kirche eigentlich gar nichts am Hut hat“. Das hätte auch eine Netzgemeinschaft sagen können.
Menschen wollen miteinander kommunizieren
Artikel und Vlog-/Blog-Einträge zum #Hansebarcamp
Hagen Grützmacher (Kirche Hamburg): Mehr als 100 Teilnehmer beim Hansebarcamp
Konrad Neuwirth: Medienkompetenz und Luther
„Letzten Endes läuft es immer darauf hinaus, dass Menschen miteinander kommunizieren wollen“, folgerte @hanna_unterwegs auf Twitter. „Und wer das erschwert, verliert irgendwann.“ Auf dem HanseBarcamp jedenfalls konnten sich Menschen aus den verschiedenen Bereichen von Jugendarbeit über Software-Entwicklung, Religionspädagogik bis hin zur Seelsorge miteinander vernetzen, auf verschiedenen Ebenen, durch verschiedene Kanäle miteinander kommunizieren. Eine Unterscheidung zwischen Digitalem und Analogen erscheint dabei zunehmend weniger sinnvoll - und wenn das Adjektiv "digital" wegfällt, dann bleibt eben die "Kirche".
(Dieser Artikel wird weiter um Artikel, Links und Blogbeiträge ergänzt.)