Studenten entwerfen neuen Kirchhof von St. Katharinen
11. Februar 2015
Hamburg. Wie sieht der Kirchhof von St. Katharinen in Zukunft aus? Vier Architektur-Studenten machen in ihrer Bachelor-Arbeit Vorschläge. Ihre Prüfungen legen sie gleich vor Ort in der Kirche ab.
Jalcin Kurt steht vor den großen Schautafeln, die er für seine Präsentation vorbereitet hat: Eine zeigt den Grundriss von St. Katharinen und dem umliegenden Stadtraum, eine andere Entwürfe für Lichtinstallationen am Eingangsportal der Kirche. Auch ein Auszug aus der Johannes-Offenbarung wird präsentiert, da die zwölf Tore des neuen Jerusalem für Kurts Konzept eine wichtige Rolle spielen.
Leise liest der 41-jährige Architektur-Student der HafenCity Universität Notizen von Karteikarten ab, übt noch einmal seinen Vortrag. Denn gleich wird es ernst: Professor Wolfgang Willkomm, Erstbetreuer seiner Bachelor-Arbeit, und Zweitgutachter Matthias Kulcke werden Kurts Entwurf zur Neugestaltung des Katharinenkirchhofes beurteilen.
Der Kirchhof soll Ort der Begegnung sein
In St. Katharinen finden an diesem Tag drei offizielle Bachelor-Prüfungen der HafenCity Universität Hamburg statt. Neben Jalcin Kurt stellt Maria Mahinova (22) ihre Gestaltungsideen vor, Gerrit Westermann (25) und Florian Bunge (23) präsentieren einen gemeinsamen Entwurf.
Die Zusammenarbeit zwischen HafenCity Universität und St. Katharinen entstand auf Initiative von Pastor Frank Engelbrecht. „Wir sind jetzt mit der inneren Sanierung der Kirche fertig“, sagt er. „Und nun wollen wir mit dem Außengelände einen richtig schönen öffentlichen Platz vor St. Katharinen schaffen, an dem sich Menschen gerne aufhalten.“ Dem Pastor gefällt das Konzept von Maria Mahinova: Die Studentin plädiert dafür, um die Kirche herum eine Grünfläche anzulegen – mit Blumen, Bäumen und bequemen Sitzgelegenheiten. „Es soll ein Ort der Ruhe, aber auch der Begegnung werden“, sagt die Studentin während ihres Prüfungsvortrags. Die Blumenbeete könnten zum gemeinsamen Gärtnern genutzt werden, um den Zusammenhalt von Gemeindemitgliedern und Quartiersanwohnern zu stärken. Eigentlich genau so, wie sich Frank Engelbrecht das für St. Katharinen wünscht.
Der Parkplatz muss weichen
Ob einer der studentischen Entwürfe realisiert werde, sei nicht klar, sagt der Pastor. Wahrscheinlich werde man aus jedem der drei Konzepte Anregungen aufgreifen, ergänzt Martin Kramer vom Kirchengemeinderat. Eine Wertschätzung der Arbeit der Stundeten sei ihm sehr wichtig, betont Engelbrecht – nicht zuletzt, weil St. Katharinen auch Universitätskirche sei: „Die Studenten haben sich intensiv eingearbeitet, wir werden ihre Entwürfe ganz bestimmt in die öffentliche Debatte um die Gestaltung des Außengeländes einbringen.“
Derzeit wird der Kirchhof als Parkplatz genutzt, aus der Vermietung von Stellplätzen erzielt die Gemeinde pro Jahr mehr als 30 000 Euro Einnahmen. „Den Parkplatz soll es künftig nicht mehr geben“, sagt Engelbrecht, „da müssen wir ein neues, komplexes Fundraising-Konzept entwickeln.“ Mittelfristig wolle man sich mit Vertretern der Stadt auf ein Konzept einigen, um den Kirchhof auf den umliegenden städtischen Raum abzustimmen, so der Pastor. „Außerdem werden wir im Dialog mit der Stadt nach finanziellen Förderern suchen.“
"Diese Kirche ist ein Juwel"
Wann genau die Gespräche beginnen werden, ist derzeit noch nicht klar. „In den nächsten zwei, drei Jahren werden wir den Parkplatz noch hier haben“, schätzt Engelbrecht. Er hofft, dass der Kirchhof irgendwann einmal ein so prominenter Platz sein wird wie der Rathaus-Vorplatz oder die Magellan-Terrassen.
Ganz unterschiedliche Menschen einzubinden, begreift der Pastor als wichtigen Schritt zu diesem Ziel. So sagt Jalcin Kurt: „Als gläubiger Muslim habe ich einen ganz neuen Zugang zu dieser Kirche gefunden. Sie ist ein Juwel.“