Telefonseelsorge Mecklenburg-Vorpommern steht vor Finanzierungsproblem
04. Februar 2025
Die ökumenische Telefonseelsorge in Mecklenburg-Vorpommern hat große finanzielle Sorgen: Laut ihres Jahresberichts reichten die bereitgestellten Mittel des Landes, der Kommunen und der Träger wegen der gestiegenen Personal- und Sachkosten nicht mehr aus. Im Schnitt verzeichnet das Angebot mehr als 100 Telefonkontakte pro Tag.
Im Jahresbericht der Telefonseelsorge ist die Rede von einer „äußerst angespannten“ Finanzlage. Demnach müssten die Ausgaben durch weitere Beiträge neben den kommunalen Mitteln gedeckt werden. Kommen diese nicht zustande, sei die Arbeit der Telefonseelsorge im Jahr 2026 gefährdet. Schon in diesem Jahr fehlten Mittel, um dieses ehrenamtliche Angebot der unmittelbaren Krisenunterstützung existenziell zu sichern.
Angebot verzeichnet sehr hohe Auslastung
Das Angebot wird gut nachgefragt: Die Zahl der Hilfesuchenden (Telefon, Chat- und Mailseelsorge) lag im Jahr 2024 auf einem hohen Niveau: 37.000 Kontakte wurden erfasst, heißt es. Das waren durchschnittlich 103 Gesprächskontakte an jedem Tag im Jahr. Die Anrufenden kommen aus allen Altersstufen.
Kostenfrei, anonym und vertraulich: Die Telefonseelsorge ist unter diesen Nummern rund um die Uhr für Sie da: 0800/1110111 und 0800/1110222
Laut Bericht liegt die Zahl der männlichen Anrufer aktuell bei 38 Prozent, was eine leichte Steigerung gegenüber Vorjahr bedeutet. Die Zahl der aktiven Ehrenamtlichen konnte gehalten werden; im Jahr 2023 engagierten sich 256 Frauen und Männer ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge. Es sei eine Herausforderung, ausreichend neue Ehrenamtliche für den Seelsorgedienst zu gewinnen und zu qualifizieren, heißt es.
Ausbau der Suizid-Prävention ist unerlässlich
Ein Problem der sehr hohen Auslastung ist, dass nicht alle Anrufenden die Seelsorger:innen erreichen, was insbesondere für akut Suizidgefährdete höchst gefährlich ist. Auf Bundesebene würden vom Fachverband „TelefonSeelsorge Deutschland“ Lösungen für dieses große Problem gesucht, heißt es. Die zu kleine Ressource für Anrufende in akut-suizidaler Lage erfordere dringend eine Erweiterung der Kapazitäten. Suizid war laut Bericht in etwa jedem vierten Chat (26 Prozent) und in jedem zwölften Anruf das Thema.
Im Podcast "Mein Gott, warum Kirche?! Neue Wege in die Zukunft" erzählt Pastor Frank Gottschalk von seiner Arbeit als Leiter der Telefonseelsorge Lübeck-Lauenburg.
„Gerade in den Nachtstunden gibt es kein vergleichbares Angebot für Menschen in einer akuten suizidalen Krisensituation“, heißt es. Hier könne die Telefonseelsorge „ein Rettungstuch sein, das ein Überleben ermöglicht“. Eine Zuspitzung von Problemlagen könne in vielen Fällen vermieden werden.
Einsamkeit und Depressionen sind häufige Themen
Häufiger vorkommende Kontaktthemen waren im Jahr 2024 „Einsamkeit und Isolation“, „körperliche Einschränkungen“ sowie „psychische Belastungen (wie Depression, Trauer, Stress und Erschöpfung)“. Bei über 33 Prozent der Anrufenden und 20 Prozent der Chatnutzerinnen war eine Erkrankung der Psyche der Gesprächshintergrund. Mehr Kontakte gab es dem Bericht zufolge zum Thema „Stress und emotionale Erschöpfung“. 66 Prozent der Anrufenden waren alleinstehend.
Die ökumenische Telefonseelsorge in Mecklenburg-Vorpommern ist ein gemeinsames Kriseninterventionsangebot der katholischen Kirche, der evangelischen Kirchenkreise Mecklenburg und Pommern, der Caritas sowie des Diakonischen Werks Mecklenburg-Vorpommern.