Kirchenkreis Lübeck ehrt Ehepaar Jannasch
24. Mai 2023
Bei einem Festakt in der Kirche St. Aegidien zu Lübeck werden am 25. Mai um 15 Uhr der evangelische Pastor Wilhelm Jannasch und seine Frau Elisabeth geehrt. Das Ehepaar Jannasch rettete in der NS-Zeit Juden und Christen jüdischer Herkunft vor den Nationalsozialisten.
An diesem Tag enthüllt der Kirchenkreis auch drei Gedenktafeln. Bei dem Festakt nimmt nicht nur die Lübecker Pröpstin Petra Kallies teil, sondern auch unsere Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.
Ich bin dankbar, dass wir an Elisabeth und Wilhelm Jannasch und ihr uneigennütziges Agieren in der totalitären Zeit erinnern können. Pröpstin Petra Kallies
Die Ehrung sei zugleich „eine wichtige Botschaft für unsere Zeit, wie wichtig es ist, einzugreifen mit den persönlichen Möglichkeiten“, sagte Pröpstin Kallies im Vorfeld des Tages.
Ehepaar versteckte mehrere jüdische Bürger
Wilhelm und Elisabeth Jannasch bewahrten im Nationalsozialismus politisch und religiös Verfolgte vor der Deportation. Sie versteckten Jüdinnen und Juden und verhalfen Menschen zur Flucht. Bereits 1931 habe sich Wilhelm Jannasch, der von 1914 bis 1934 Hauptpastor von St. Aegidien war, öffentlich gegen Antisemitismus ausgesprochen, informierte der Kirchenkreis. Den NS-Staat habe Wilhelm Jannasch konsequent abgelehnt.
Seine offene Positionierung habe dafür gesorgt, dass ihn die Lübecker Kirchenleitung im April 1934 mit sofortiger Wirkung in den Ruhestand versetzte. 1935 sei er für sieben Tage inhaftiert worden, daraufhin habe er Lübeck endgültig verlassen müssen.
Umzug von Lübeck nach Berlin
Das Ehepaar ging daraufhin nach Berlin, Wilhelm Jannasch übernahm 1939 das Pfarramt der Notgemeinde der Bekennenden Kirche in Berlin-Friedenau. Dort erhielten viele NS-Verfolgte Unterkunft, Arbeit, Lebensmittel und weiterführende Kontakte. Wilhelm Jannasch verstarb 1966, seine Frau vier Jahre später.
Die Eheleute sind im Jahr 2022 für ihr Wirken von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt worden.