Was passiert mit den Friedhöfen?
26. November 2017
Rückläufige Bestattungszahlen, weniger Sarg-, mehr Urnenbeisetzungen, mehr Bestattungen in Friedwäldern und auf See führen zu Defiziten auch bei kirchlichen Friedhöfen in Mecklenburg. Daher nehmen die Betreiber neue Nutzungen in den Blick.
Vor acht Jahren pflanzte Karsten Krüger etwa 50 Nordmanntannen entlang des Friedhofszauns in Linstow bei Krakow am See (Landkreis Rostock). In zwei Jahren, so hofft der Friedhofsmitarbeiter der evangelischen Kirchengemeinde, kann er die ersten Bäume ernten und als Weihnachtsbäume in den Kirchen von Linstow und Krakow aufstellen. Doch auch bis dahin können die Tannen Gutes bewirken. Sie dienen Tieren als Rückzugsraum und lassen den Friedhofszaun nicht so kahl aussehen.
Reinhard Wienecke, Friedhofsbeauftragter des evangelischen Kirchenkreises Mecklenburg, gefällt die Idee. Er wirbt seit längerem für mehr Kreativität, um Friedhöfe attraktiver zu machen und neue Nutzungen zu entwickeln. Denn rückläufige Bestattungszahlen und neue Beisetzungsformen wie beispielsweise in Friedwäldern führen dazu, dass viele kirchliche Friedhöfe immer finanzschwächer werden und auf Rücklagen zurückgreifen müssen.
Auseinandersetzung mit dem Thema hat begonnen
Von den 591 Friedhöfen der evangelischen Kirchengemeinden in Mecklenburg wiesen Ende 2013 immerhin 101 ein Defizit aus. Als denkbare Lösungsansätze schlug eine Arbeitsgruppe damals unter anderem vor, einzelne Begräbnisstätten an die Kommune abzugeben oder die Friedhöfe teilweise zu schließen.
In vielen Kirchengemeinden habe jetzt die Auseinandersetzung mit diesem Thema begonnen, sagt Wienecke. Dies brauche Zeit, da es oft mit Emotionen besetzt sei. 2017 seien zum Beispiel in der Kirchenregion Strelitz 14 Teilschließungen auf Friedhöfen durch die Kirchengemeinderäte beschlossen worden. In Mirow, Starsow und Zierow seien Friedhöfe entwidmet worden. Bereits vor einigen Jahren sei der alte Friedhof in Groß Quassow (bei Neustrelitz) an die Kommune abgegeben worden, die das Areal in einen kleinen Park mit Baumlehrpfad und Sitzgelegenheiten umgestaltet hat.
Friedhöfe als Park?
Für einen anderen Friedhof in Mecklenburg gibt es derzeit Überlegungen, dass ein Förderverein die Pflege übernimmt, weil die Kirchengemeinde das nicht mehr leisten kann. Die Fläche soll aber in Trägerschaft der Kirchengemeinde bleiben und auch weiterhin für Bestattungen genutzt werden. Relativ gut lassen sich laut Wienecke pflegeleichte Rasengräber und Urnengemeinschaftsanlagen anlegen. Auch naturnahe Bestattungen unter Bäumen gibt es auf kirchlichen Friedhöfen schon, beispielsweise in Alt Meteln (bei Schwerin).
Eine eher noch ungewöhnliche Idee gibt es für den Friedhof in Kirch Stück (bei Schwerin). Die Kirchengemeinde will die Evers'sche Grabkapelle wieder herstellen und als Kolumbarium für die oberirdische Aufbewahrung von Urnen zu nutzen. Kostenpunkt etwa 90.000 Euro. Geldgeber werden noch gesucht. Außerdem soll der Friedhof in einen Park umgestaltet werden. Auto- oder Radfahrer könnten ihn als Rastplatz nutzen.
Gemeinsames Grab mit dem Haustier
Tierbestattungen als Grabbeigaben auf Friedhöfen seien in der Nordkirche aber derzeit kein Thema, sagt Reinhard Wienecke. Andernorts ist das teilweise jedoch schon möglich. So hatte der Stadtrat von Jena als erste Kommune in Thüringen Mitte November beschlossen, dass auf dem kommunalen Friedhof künftig Menschen und Tiere gemeinsam bestattet werden können. Danach können pro Grabstätte zwei Urnen mit menschlicher Asche sowie zwei Urnen mit der Asche von Haustieren beigesetzt werden.