Welche Rolle hatte die Kirche im Ersten Weltkrieg?
09. Juli 2018
In der Ausstellung »Gott mit uns – Kirchliche und religiöse Propaganda für Krieg und Vaterland« im Flandernbunker gibt die Evangelische Akademie der Nordkirche nun darauf Antworten.
„Eine feste Burg ist unser Gott“ steht auf der Karte, die betende Soldaten zeigt. Millionen Bildpostkarten sind während des Ersten Weltkriegs versendet worden – vielfach mit biblischen und kirchlichen Zitaten, Symbolen und Texten. Einige davon sind in der Ausstellung zu sehen, die zeigen, wie dieses Propaganda-Instrument funktionierte: zur Stärkung der Kriegsmoral an der Front und in der Heimat.
Damalige Kriegspredigten lösen heute Befremden, Schrecken und Entsetzen aus
Während zu Beginn des Krieges die Dankgebete für gewonnene Schlachten noch überwiegen, zeigen die Karten im Laufe der Zeit auch Kriegsszenen. Die Soldaten - und mit ihnen ihre Angehörigen - sollten den grausamen Kriegstod als Opfer für Gott und in frommer Ergebung annehmen. „Mutter Kirche hat sich zu Kriegsbeginn 1914 und in den Folgejahren nicht mit Ruhm bekleckert“, sagte Michael Schwer, Pastor der Emmaus-Gemeinde in Kiel-Wik, zur Eröffnungsausstellung. „Ganz im Gegenteil: Die Lektüre damaliger Kriegspredigten löst heute Befremden, Schrecken und Entsetzen aus.“
Postkarten, Predigten und Feldgesangbücher
Dies verdeutlichen in der Ausstellung auch andere Exponate: Neben den Postkarten gibt es darüber hinaus Kriegspredigten, Feldgesangbücher und zwei Putten mit Helm, Eisernem Kreuz und Handgranaten aus einer Kirche in Schleswig-Holstein. Denn statt Einsicht, Humanität und Frieden zu predigen, hielten auch die Kirchen an ihrer Kriegsunterstützung fest und steigerten sie noch mit der Aufforderung zum Opfergang.
![Ausstellung im Flandernbunker Zwei Putten, die auf Soldatenhelmen sitzen und Knüppel oder Handgranaten in der Hand halten](/fileadmin/_processed_/0/c/csm_1WK_Flandernbunker_Putten_Ploener_Kirche_03f68589a1.jpg)
Heute: Einsatz für den sozialen Frieden
Selbst nach dem Krieg, so Schwer, dauerten in der Kirche die Demokratisierungsprozesse noch eine lange Zeit. Nach Kriegsende bestärkten die Kirchen die Abwehr von Schuld und Verantwortung für die Millionen Menschen, die im Krieg getötet hatten und getötet wurden. 100 Jahre später ist das ganz anders: In seiner Rede versprach Schwer: „Wir werden nicht aufhören, uns mit unseren Nachbargemeinden für den sozialen Frieden hier in der Wik einzusetzen.“