Neuer Besitzer

Wilhelmsburger „Klorollen-Kirche“ vor Abriss gerettet

Außen Klorolle, innen Gotteshaus: die katholische St. Maximilian-Kolbe-Kirche von Wilhelmsburg
Außen Klorolle, innen Gotteshaus: die katholische St. Maximilian-Kolbe-Kirche von Wilhelmsburg© Thomas Morell / epd

09. Dezember 2014 von Timo Teggatz

Hamburg. Eigentlich sollte die katholische Kolbe-Kirche in Hamburg-Wilhelmsburg abgerissen worden. Doch nach Protest und einer Geldspritze ist das Gotteshaus nun gerettet – und mit ihm sein ganz besonderer Spitzname.

Der geplante Abriss der katholischen St. Maximilian Kolbe-Kirche auf der Hamburger Elbinsel Wilhelmsburg ist abgewendet. Der Beton-Bau mit seiner markantem Spiralform soll stattdessen für 2,4 Millionen Euro saniert und zu einem Bürger- und Pflegezentrum umgebaut werden, kündigte Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) an. Neue Besitzerin der Kirche ist die Malteser Norddeutschland GmbH, die das benachbarte Alten- und Pflegeheim sanieren und erweitern wird. Im Frühjahr sollen erste konkrete Baupläne vorgestellt werden.

Ende vorigen Jahres hatte das Erzbistum den Abriss der ungewöhnlichen Kirche beschlossen, weil es die Kosten für die notwendige Sanierung in Höhe von 400.000 Euro nicht aufbringen wollte. Durch den Abriss sollte zudem Platz geschaffen werden für die Erweiterung des benachbarten Altenheims. Nachdem die Pläne Anfang des Jahres bekanntgeworden waren, hatte es heftige Proteste aus der Politik und dem Stadtteil gegeben.

Geld für Sanierung gemeinsam gestemmt

An den Kosten für die Außensanierung, die jetzt auf 900.000 Euro veranschlagt werden, will sich das Erzbistum mit 100.000 Euro beteiligen. Den Rest übernehmen der Bund (400.000 Euro), die Stadt Hamburg (250.000 Euro) und die Stiftung Denkmalschutz (50.000 Euro). 100.000 Euro stammen aus einer zweckgebundenen Erbschaft. Der Kirchenraum soll dann zu einer Hauskapelle für das Altenheim verkleinert werden. Außerdem entstehen in der Kirche Räume für Beratungsstellen, Angebote für Demenzerkrankte und eine Ausbildungsstelle für ambulante Migranten-Pflege.

Durch eine Veränderung der Bebauungsgrenzen kann die Malteser GmbH neben der Kirche eine zweites Gebäude mit rund 70 Plätzen für Betreutes Wohnen errichten. Hier sollen anfangs übergangsweise die Bewohner unterkommen, die von der Sanierung des Altenheims betroffen sind. Dort sollen alle Plätze mit eigenen Sanitärräumen ausgestattet werden. Insgesamt 6,5 Millionen Euro wollen die Malteser investieren.

"Eindrucksvolles Stück Bau- und Kulturgeschichte"

Mit der neuen Planung werde ein "eindrucksvolles Stück Hamburger Bau- und Kulturgeschichte" gerettet, sagte Senatorin Kisseler. Um gefährdete Kirchbauten aus der Nachkriegszeit zu retten, brauche es nicht nur Geld sondern auch Ideen. Mit dem neuen Konzept erhalte der Stadtteil einen "sozialen Anker". Genauere Angaben über Baubeginn und Fertigstellung wollte Malteser-Geschäftsführer Klaus Deitmaring nicht machen. Er rechne mit einem Ende der Bauarbeiten nicht vor 2017.

Der Bau des Architekten Jo Filke (1921-2001) stammt von 1974. Die spöttisch "Klorolle" genannte Kirche zählt zu den wenigen stadtbildprägenden Gebäuden im sozialen Brennpunkt Wilhelmsburg. Maximilian Maria Kolbe (1894-1941) war polnischer Franziskaner, Verleger und Publizist. Der Pater wurde 1941 verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo er für einen Mithäftling in den Hungerbunker ging und ermordet wurde. Kolbe wurde am 10. Oktober 1982 von Johannes Paul II. heiliggesprochen.

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