Geistliche rufen in Pfingstpredigten dazu auf, unsere Demokratie zu stärken
21. Mai 2024
Gegen Hass und Hetze und für ein starkes Europa: Mehrere Geistliche der christlichen Kirchen, darunter auch unsere Bischöfinnnen, haben in ihren Pfingstpredigten dazu aufgerufen, sich an der bevorstehenden Europawahl zu beteiligen und so unsere Demokratie zu stärken.
Es sei wichtig, für unsere Demokratie und die Menschenwürde einzustehen, so die Botschaft mehrerer Geistlicher. Auch unsere Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, die zugleich amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, appellierte an die Menschen, „Europa die Stimme zu geben“ und es so zu stärken.
Warum wählen gehen, warum die Demokratie stärken? Video der EU mit Zeitzeugen
Fehrs predigte am Pfingstsonntag in der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi. Im Gottesdienst ging sie darauf ein, dass wir in den kommenden Jahren viele Krisen zu bewältigen hätten. Dafür brauche es ein handlungsfähiges Europa.
Die christliche Kirche widersetzt sich Hass
Sie warnte, Spaltungen drohten Gesellschaft und Demokratie zu zerreißen. Aktuell stehe es um die Friedfertigkeit in der Diskurskultur nicht gut. „Die Sprache gerät an ihre Grenze, und Kompromisse rücken in weite Ferne.“ Auch seien Angriffe auf demokratische Politiker zu erleben, und Hass auf Andersdenkende breche sich Bahn. „Wenn es dazu eine Gegenbewegung gibt, dann in der Kirche, die heute Geburtstag feiert“, erklärte Fehrs.
Es brauche die Kraft des Heiligen Geistes, Gemeinsinn und Zusammenhalt. Gottes Geist rüttle dazu auf, sich mit Geistesgegenwart dumpfen Parolen entgegenzustellen.
Gottes Geist lässt uns zusammenstehen
Unsere Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt betonte in ihrer Pfingstpredigt die Hoffnung auf Verständigung. Sie sagte: „Gottes Geist lässt uns Worte und Taten finden, um zusammenzustehen gegen menschenverachtende Ideologien und Meinungsmache – so wie wir es gerade in Deutschland erleben, wo Rechtspopulisten und Rechtsextreme mit ihren Themen, mit Hass und Hetze versuchen, den öffentlichen Diskurs zu bestimmen.“
Mehrere Geistliche anderer Landeskirchen verknüpften ihre Pfingstbotschaft mit einem Aufruf zur Wahlbeteiligung an der Europawahl am 9. Juni. So etwa der bayerische Landesbischof Christian Kopp. Die EU ist nach seinen Worten dringend nötig.
Wir müssen unsere Demokratie schützen
Die Demokratie in Europa müsse verteidigt werden, sagte Kopp in seiner Predigt am Pfingstsonntag in der Münchner St. Matthäuskirche: „Niemals dürfen wir das aufgeben, es ist die beste Regierungsform, die es je gab in der Geschichte.“
Die Vielfalt von Menschen und Sprachen in Europa mache das Leben interessant und herausfordernd. Vielfalt sei aber auch in der Kirche gefordert, denn die Menschen in der Kirche seien unterschiedlich, betonte Kopp.
"Pfingsten: Das ist Geisteskraft und Zuversicht"
Der rheinische Präses Thorsten Latzel bekannte, Pfingsten helfe ihm, „an Wunder zu glauben. Das Wunder, dass unsere Welt anders werden kann“, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland laut Predigttext am Pfingstsonntag. „Pfingsten – das ist Inspiration, Geisteskraft, Empowerment, Leidenschaft, Aufbruch, Energie, Trotzkraft, Hoffnung, Zuversicht“.
Auch der katholische Erzbischof von Freiburg, Stephan Burger, sprach von Pfingsten als einem „Fest, das doch die Welt zum Besseren verändern könnte, würden sich nur möglichst viele diese eine Botschaft zu eigen machen“. Er rief im zur Friedensarbeit und zum Einsatz für den Schutz von Menschenleben auf.
Wir dürfen bei Unrecht nicht tatenlos zusehen
Burger berichtete von einer Reise in die Demokratische Republik Kongo. In einem Gefängnis, das für 350 Personen ausgelegt seien, seien zwischen 3.000 und 4.000 Mann inhaftiert. Ihm fehlten die Worte, diese katastrophalen, menschenunwürdigen Verhältnisse zu beschreiben. „Wie lange noch müssen wir diesem schier unfassbaren Elend auf unserem Planeten zusehen?“
Der evangelische braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns räumte ebenfalls ein, vieles sei gegenwärtig schwierig: der Krieg in der Ukraine, die Klimakrise oder die Energiewende sowie die damit verbundenen Unsicherheiten. „Und es gibt politische Strömungen, die das ausnutzen, mit hasserfüllten, rückwärtsgewandten Parolen, mit der Suche nach Sündenböcken, mit der Abwertung und Ausgrenzung von Minderheiten.“
Wir können die Welt zum Besseren verändern
Doch es gebe in der Geschichte immer wieder Beispiele, wie Menschen in der Hoffnung auf Gottes Geist die Welt zum Besseren verändert hätten. Deswegen sollten die Menschen nicht die Hoffnung aufgeben, appellierte Meyns an die Gläubigen.