Europawahl: Kirchen bestärken Menschen darin, ihr Stimmrecht zu nutzen
07. Juni 2024
In Hamburg hat ein breites Bündnis noch einmal laut dazu aufgerufen, dass jede:r Wahlberechtigte am Sonntag seine Stimme nutzt. An der Großdemo beteiligten sich unter anderem der DGB, Fridays for Future, Unternehmensverbände und Kulturinstitutionen. Außerdem war unsere Nordkirche zusammen mit anderen Kirchen dabei.
Statement von Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt zur Bedeutung von Dialog und Wahlen
Es ist der Abschluss einer großen Aktionswoche im Vorfeld der Europawahl: In Hamburg hat das Bündnis noch einmal viele Menschen dafür sensibilisiert, wie wichtig die Wahl für unsere Zukunft ist. Mehr als 10.000 Menschen beteiligten sich an der Demo für Vielfalt und Demokratie und gegen Rechtsradikalismus.
Zusammenhalt zählt
Mit dabei waren wir als Nordkirche sowie Vertreter:innen weiterer Kirchen und Religionsgemeinschaften. Auf der Bühne sprachen die Hamburger Bischöfin und amtierenden Ratsvorsitzende der EKD Kirsten Fehrs, die stellvertretende Vorsitzende der Schura Özlem Nas sowie der Landesrabbiner Shlomo Bistritzky.
„Ich bin zutiefst dankbar, dass wir drei hier heute gemeinsam stehen: eine Muslima, eine Christin, ein Jude“, sagte Bischöfin Fehrs. Das sei gerade in Zeiten wie diesen ein wichtiges Zeichen der Gemeinschaft und des Zusammenhalts.
Wir stehen für die Menschenwürde ein
„Diese Freundschaft und diesen Dialog lassen wir uns von niemandem kaputtmachen oder schlechtreden. Nicht von Antisemiten, nicht von Islamfeinden. Nicht von Fanatikern, die Menschen im Namen der Religion gegeneinander aufhetzen wollen. Und erst recht nicht von völkischen Ideologen, die Menschen nach ihrer Herkunft auseinandersortieren und gegeneinander ausspielen wollen.“
Die Kirche habe die Aufgabe, die Menschenwürde zu verteidigen, so die amtierende EKD-Ratsvorsitzende. Bei der Europawahl hätte jede und jeder Wahlberechtigte die Möglichkeit, an der Gestaltung unserer Zukunft und unseres Zusammenlebens mitzuwirken. Wörtlich sagte Fehrs:
Lasst uns dafür sorgen, dass es eine Richtung des Fortschritts, der Solidarität und der Mitmenschlichkeit ist.
„Nie wieder Hass, nie wieder Rassismus, nie wieder Antisemitismus, nie wieder Fremdenfeindlichkeit! Kein Mensch und keine Generation soll mehr ertragen müssen, was vor wenigen Jahrzehnten hier auf deutschem Boden geschehen ist“, sagte Landesrabbiner Shlomo Bistritzky von der Jüdischen Gemeinde Hamburg. Er betonte:
Nie wieder!' heißt 'Jetzt!'. Denn es bleibt nicht mehr viel Zeit, damit es nicht zu spät ist.
Alle Religionsvertreter riefen dazu auf, sich gegen menschenverachtende Ideologien zu behaupten. Die stellvertretende Schura-Vorsitzende Özlem Nas rief dazu auf, im Kampf gegen Rassismus nicht müde zu werden. Denn Antirassist zu sein bedeute, „sich aktiv gegen Rassismus einzusetzen – strukturell, institutionell und individuell“.
Gewalt ist keine Lösung
Gleichzeitig erinnerte die EKD-Vorsitzende Fehrs daran, dass „echte Demokratie nur im gewaltfreien Miteinander“ gedeihen könne.
Bereits vor der Demo durch die Hamburger Innenstadt gab es eine Andacht im Michel. Auch sie thematisierte die Beziehung von Demokratie und Glaubensgrundsätzen. Hauptpastor und Propst Dr. Martin Vetter sagte dazu: „Demokratie muss immer wieder erneuert, begründet und wenn nötig, verteidigt werden."
Weiter sagte er: „Dahinter steht die christliche Grundhaltung, dass jede einzelne Person für Gott einen unendlichen Wert besitzt, den sie sich nicht selbst verdienen kann oder muss.“