10 Jahre Himmelfahrtsgottesdienst auf dem Jungfernberg
16. Mai 2023
In für norddeutsche Verhältnisse schwindelerregenden 18,4 Metern wird Bischof Tilman Jeremias zu Christi Himmelfahrt predigen: Am Donnerstag feiern die Rankwitzer und die Kirchengemeinde Morgenitz zehn Jahre Jungfernbergfeste. Das ist eine ganz besondere Tradition.
Gemeinde Morgenitz informiert:
- 11 Uhr: Eröffnung
- 11.30 Uhr: Plattdeutsche Geschichten
- 14 Uhr: Gottesdienst mit Bischof Jeremias
- 15 Uhr: Singen, Tanz, Livemusik, Kuchen
Die Morgenitzer Pastorin Annegret Möller-Titel schwärmt von den Berggottesdiensten zu Christi Himmelfahrt: „Die Aussicht ist so schön, weil man immer wieder das Wasser sieht, in der einen Richtung den Peenestrom, in der anderen das Achterwasser. Dadurch hat man ein unglaubliches Gefühl von Weite.
Das macht den Kopf frei und man hat den Eindruck, man spüre wie ein Vogel die Weite des Himmels. Als ob man wie in einer gotischen Kathedrale mit ihren aufstrebenden Pfeilern mit in den Himmel wächst.
Deshalb brauche es bei diesem Open-Air-Gottesdienst nicht viel: „Ein Psalm, eine Lesung, unser Benzer Posaunenchor, und den Rest erledigt die Natur“, so die Pastorin.
Bergführer, Bergwacht und Gipfelpfleger
Dass es seit zehn Jahren Berggottesdienste im Lieper Winkel gibt, liegt vor allem an Winfried Lindner, seit 12 Jahren im Kirchengemeinderat engagiert. Der 73-Jährige ist Bergführer, Bergwacht und Gipfelpfleger in einer Person: 2012 baute er eine große, wetterfeste Bank aus Eichenbohlen und brachte sie mit Unterstützung der Rankwitzer auf den Gipfel.
Wo eine Bank ist, muss auch ein Gipfelkreuz hin, habe er sich dann gedacht: „Aus Jux und Dollerei habe ich dann beschlossen, ein Gipfelkreuz zu bauen. Viele haben mich erst einmal für verrückt erklärt. Über den Winter habe ich dann mit alten Gitterelementen geschweißt. Schließlich haben 50 Leute geholfen, es auf dem Gipfel aufzustellen und es gab im Sommer 2013 einen Gottessdienst mit 200 Leuten.“
Gipfelbuch und Touristen
Zum Gipfelkreuz hat er noch einen schmiedeeisernen Briefkasten gebastelt, der ein Gipfelbuch beherbergt, in das man sich nach erfolgreicher Bergbesteigung eintragen kann. „Einmal stand unten ein Auto mit Schweizer Kennzeichen“, erzählt Lindner, „da kam ich zufällig gerade mit meinem Hund vorbei und begrüßte sie: Ich komme von der Bergwacht und habe meinen Rettungshund mitgebracht.“
Aber auch für Einheimische ist der Jungfernberg ein beliebter Ort: „Bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang sind immer Leute oben. Da ist eine Stille, da hören sie die Mäuse laufen“, schwärmt Lindner, der die Wanderer schon mal fragt, ob sie den Aufstieg ohne Sauerstoffgerät bewältigt hätten. Beliebt ist die Kulisse auch bei Hochzeiten. „Für die lasse ich dann meine Tauben fliegen“, erzählt Lindner.
Livemusik, Tanz und Kuchen an Himmelfahrt
Auch beim Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt sollen seine Tauben als Zeichen des Friedens und der Versöhnung gen Himmel fliegen. „Dann sind mehr Leute da oben als im ganzen Jahr zusammengezählt in der Kirche, und ich freue mich, dass die jungen Leute das unterstützen.“ Die, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, können den Berglift benutzen, Lindners Transport in seinem Auto.
Doch davor heißt es Bänke und Tische schleppen, für Strom sorgen, Buden aufbauen. Gehört zum Himmelfahrtsgottesdienst doch traditionell das Bergfest mit Livemusik, Ponyreiten, plattdeutschen Heimatgeschichten und einem Auftritt von zwei Linedancegruppen.