Adventsgottesdienste von früh bis spät in Winterhude
25. November 2021
Es beginnt morgens um sieben und geht erst abends zu Ende. Die Hamburger Kirchengemeinde Winterhude feiert am Ersten Advent gleich zwölf Gottesdienste - immer zur vollen Stunde. Die Idee kommt von einer angehenden Pastorin.
Eigentlich ist sie keine Frühaufsteherin. Deshalb kommt es Anna Böllert entgegen, dass in ihrer Kirchengemeinde Winterhude-Uhlenhorst der sonntägliche Gottesdienst erst um 11 Uhr beginnt. Doch am Ersten Advent (28. November) muss die Vikarin in aller Frühe raus aus dem Bett: Schon morgens um 7 Uhr steht sie auf der Kanzel - und leitet damit einen wahren Gottesdienst-Marathon in der Heilandskirche ein.
Gottesdienst zu jeder Stunde
Einen ganzen Tag lang feiern die Hamburger Christen am Ersten Advent Gottesdienste - zu jeder Stunde bis abends um sechs. Jeweils 30 Minuten. „Gottesdienst hoch 12“ heißt die Aktion, die sich Anna Böllert ausgedacht hat. „Wir möchten auch Menschen ansprechen, die sonst mit Kirche eher weniger am Hut haben.“
Die zwölf Feiern sind Teil eines Gemeindeprojekts, das die 27-jährige Theologin in ihrem Vikariat auf die Beine stellen muss. Es soll sich mit der Frage beschäftigen, wie Gemeinden kirchenfernes Publikum ansprechen können. Und weil Anna Böllerts Herz für den Gottesdienst schlägt, war die Idee schnell geboren.
Im Pfarrteam sprachen sie die Aktion durch und entschieden dann: „Es kann losgehen!“ Und so sind sie alle im Einsatz und halten mehrere Gottesdienste - immer zu wechselnden Themen. „Ich bin noch nicht so weit“ lautet passenderweise das Motto des ersten Gottesdienstes. Anna Böllert will nicht nur über das frühe Aufstehen sprechen, sondern zum Beispiel auch darüber, dass der erste Sonntag im Advent in den grauen November fällt. Man dürfe auch gern im Schlafanzug kommen, sagt die Vikarin. Sie selbst wolle aber beim Talar bleiben.
Abschluss mit dem gesamten Team zum Thema #Liebeserklärung
Geplant sind außerdem ein Familiengottesdienst, ein Gottesdienst für Männer, ein Gottesdienst für Geburtstagskinder und einer, der voller Überraschungen stecken soll. Zum Schluss um 18 Uhr feiert das Pfarrteam dann gemeinsam unter dem Motto #Liebeserklärung. Doch eine Sache sollen alle Feiern gemeinsam haben: die adventliche Stimmung.
Nicht nur die Pastoren sind an dem Tag im Großeinsatz, sondern auch die drei angestellten Kirchenmusiker der Gemeinde. Jeder ist verantwortlich für vier Feiern und darf entscheiden, ob er selbst an der Orgel sitzt oder Musiker spielen lässt. Auch der Posaunenchor und der Gospelchor haben ihre Auftritte, und die Konfirmanden gestalten einen eigenen Gottesdienst.
Dass Corona der Sache noch einen Strich durch die Rechnung macht, glaubt Anna Böllert nicht. Die Gottesdienste seien der Erfahrung nach das Letzte, was eingestellt würde. Und die Gemeinden seien in Sachen Hygiene inzwischen gut eingespielt, nach jedem Gottesdienst wird durchgelüftet. In der Kirche sei mit den großen Abständen Platz für 50 Besucher - das sollte bei zwölf Gottesdiensten an einem Tag reichen, sagt die Vikarin.
Mit Werbung auf Bierdeckeln in die Kneipe
Momentan ist Anna Böllert damit beschäftigt, „Advent hoch zwölf“ in Winterhude bekannt zu machen. In der Kirchengemeinde seien die Reaktionen positiv gewesen, berichtet sie. Doch das reicht der Theologin nicht. Neulich ist sie durch die Kneipen des Viertels gezogen und hat dafür geworben, dass die Leute nicht immer nur Bars, sondern auch mal Kirchen besuchen sollten. Die passenden Bierdeckel hatte sie extra drucken lassen: „Heiland Spezial - vom Dunkeln ins Helle.“