Bischöfin Fehrs ruft zum Innehalten auf
19. November 2014
Hamburg. Nichts ist in der Krise so lähmend wie schnelle Lösung, sagt Bischöfin Fehrs. Der Buß- und Bettag biete einen Raum, der ein Innehalten erlaube. Bei einer Predigt zum Bußtag findet die Theologin auch deutliche Worte in Richtung Politik.
Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs hat Gesellschaft und Politik zum Innehalten aufgerufen. "Die Welt gerät aus dem Lot, es geht nicht weiter so", sagte sie in ihrer Predigt zum Buß- und Bettag in der Hamburger Hauptkirche St. Petri. "Wir brauchen eine Politik, die nicht nur Krisen bewältigen, sondern ihre Ursachen verstehen und verändern will."
Nötig sei zudem eine Politik, die dazu bereit sei, "das Tabu der Immer-weiter-so-Wachstumsgläubigkeit" zu brechen, sagte Fehrs. Politik müsse sich trauen, die Wahrheit zu sprechen. Denn nichts sei in Zeiten der Krise so schlimm wie die Lüge und "nichts so lähmend wie schnelle Lösungen". Der Buß- und Bettag biete einen Raum, "der ein Innehalten, eine Umkehr und ein Kehraus erlaubt".
Die größte Last? Manchmal die Wahrheit über sich selbst!
Der Bußtag befreie vom Zwang zur Perfektion. Dann könnten Menschen auch offen aussprechen, dass sie nicht zurechtkommen und dass sie anderen immer wieder etwas schuldig geblieben sind. Für viele könne es entlastend sein, zuzugeben, dass sie Gott nicht verstehen und oft mit ihm hadern. Oder zuzugestehen, dass sie nicht lieben können, den sie lieben sollten. "Die größte Last ist manchmal die Wahrheit über sich selbst", sagte Fehrs. Um dies zu merken, brauche es einen Ort. Denn wenn es für all das keinen Ort gebe, werde man krank - "und das wissen wir auch".