Bischof Jeremias: "Gemeinsames Singen verbindet Menschen"
05. Oktober 2020
Gänsehautgefühl vor dem Greifswalder Dom: Bischof Tilman Jeremias stimmte auf der erleuchteten Bühne "Wind of Change" an, die Kerzen zahlreicher Menschen leuchteten in der Dunkelheit, und junge und alte Menschen stimmten in die inoffizielle Hymne der deutschen Wiedervereinigung ein.
Am frühen Abend des Tags der deutschen Einheit beteiligten sich zahlreiche Vorpommern an der deutschlandweiten Initiative "3. Oktober – Deutschland singt". Sie sangen zehn Lieder von "Amazing Grace" über "Der Mond ist aufgegangen" bis zu "Über sieben Brücken musst du gehen". Unterstützt wurden sie vom Kirchenchor der Greifswalder Christuskirche, dem A-capella-Chor Demminer Land, Greifswalder Bläsern und einer jungen Band.
Gemeinsames Singen verbindet
Bischof Tilman Jeremias führte durch die Open-Air-Feier: "Mit Musik lässt sich vieles besser ausdrücken als in Reden und Ansprachen. Kaum etwas verbindet Menschen mit unterschiedlicher Geschichte und verschiedenen Ansichten so wie das gemeinsame Singen. Deshalb feiern wir vor dem Greifswalder Dom dankbar 30 Jahre gemeinsames demokratisches Deutschland und 30 Jahre Mecklenburg-Vorpommern", so der Bischof.
Schirmherren der deutschlandweiten Aktion waren Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschland EKD, und Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden.
"Wer singt, betet doppelt"
An mehr als 200 Orten in Deutschland sangen die Menschen gestern zeitgleich. In Greifswald beteiligten sich an der Aktion auch freikirchliche Gemeinden und die neuapostolische Kirche. Bereits bei der Generalprobe am Nachmittag blieben zahlreiche Passanten stehen, sangen mit und lauschten. Auch die jüdische Gemeinde Rostock beteiligte sich: Das Frauenquartett "Dreidl" trug zwei hebräische und ein jiddisches Lied vor. "Wer singt, betet doppelt. Gerade Dank kann man gut im Gesang zum Ausdruck bringen", begründete Matthias Ebeling, Pastor der beiden evangelisch-freikirchlichen Greifswalder Gemeinden, sein Engagement.
"Gemeinschaftlicher Aspekt im Vordergrund"
Stefan Zeitz, Kirchenmusiker an der Christuskirche in Greifswald, hat die Aktion nach Greifswald gebracht. Gemeinsam mit seinem Kollegen Friedrich Kühn hat er mit Sängerinnen und Sängern aus ganz Vorpommern für den großen Tag geprobt. "Beim Singen steht für mich klar der gemeinschaftliche Aspekt im Vordergrund", sagt Chorleiter Friedrich Kühn, der selbst zwei Jahre nach der Wiedervereinigung geboren ist.
Als am Ende alle einstimmten in "Der Mond ist aufgegangen" und der Mond dabei tatsächlich hinter dem Greifswalder Dom aufging, konnte man ihn förmlich spüren, den Geist der Dankbarkeit und der friedlichen Einheit.